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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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und zwinkerte ihr zu.
    Ja, das stimmte. Bei ihm steckte mehr dahinter, als auf den ersten Blick erkennbar war, und ehrlich gesagt war Ronnie froh, dass sie sich die Zeit genommen hatte, das herauszufinden.
    Sie unterhielten sich noch eine Weile, doch als Ronnie sah, dass es Viertel vor acht war, drängte sie zum Aufbruch. Sie musste noch Daniels anrufen, nach Hause fahren und ein paar Klamotten für den Ausflug nach Kalifornien in den Koffer schmeißen. Ach ja, und sich noch den Kopf zerbrechen, was Sykes eigentlich trieb. Was hatte ihn so beschäftigt gehalten, dass er sich gestern nach seiner Ankunft nicht bei ihr gemeldet hatte, und nahm ihn heute Abend schon wieder in Beschlag?
    Nachdem sie einander versprochen hatten, sich während der Feiertage wiederzusehen, setzte Ronnie sich ins Auto und fuhr die kurze Strecke zu ihrer Wohnung. Sie lag nicht gerade in der vornehmsten Gegend, aber besonders schlimm war es dort auch wiederum nicht. Dennoch passte sie immer gut auf, wenn sie aus dem Auto stieg. Das machte jeder in D.C., denn auch wenn sie es – angesichts ihres Berufs – nur ungern zugab, die Zahlen von Autoraub und schwer bewaffnetem Raubüberfall waren in der Landeshauptstadt notorisch hoch.
    Sobald sie in der Wohnung war, versuchte sie Daniels zu erreichen, geriet an seinen Anrufbeantworter und hinterließ eine Nachricht. Dann sah sie sich nach etwas um, das sie als Reisetasche benutzen konnte. Sie verreiste nicht oft, und in Anbetracht der Größe ihrer Wohnung hatte sie nie richtige Koffer gekauft, sondern sich bei Bedarf immer die ihrer Mutter ausgeliehen. Nun würde sie sich wohl mit einer Sporttasche begnügen müssen.
    Sie war noch keine zehn Minuten zu Hause, als es an der Wohnungstür klopfte. Da Besucher in diesem Haus nicht erst per Klingel und Gegensprechanlage vom Mieter hereingelassen wurden, ging sie vorsichtig zur Tür und schaute rasch zu ihrer Dienstwaffe, die immer noch an ihrer Hüfte hing. Sie spähte durch den Spion und entdeckte einen wohlvertrauten dunkelblonden Haarschopf.
    Obwohl ein Lächeln ihr das Gesicht zu spalten drohte, setzte sie eine ernste Miene auf, drehte das Schloss und öffnete die Tür.
    »Special Agent Sykes«, sagte sie mit erzwungener Lässigkeit, lehnte sich in den Türrahmen und musterte ihn. Er hatte sich umgezogen und trug nun ein dunkles Jackett und eine dünne, ausgeblichene Jeans, die sich genau an den Stellen wölbte, die sich bei einem Mann wölben sollten.
    »Detective Sloan.«
    »Das nenn ich eine Überraschung.«
    Über einem blauen Auge zog sich eine Braue in die Höhe. »Tatsächlich? Ich hab dir doch gesagt, dass ich dich abhole.«
    »Morgen früh.«
    »Das hab ich nie behauptet.«
    Stimmt, das hatte er nicht.
    »Ich habe gesagt, dass ich dich
ziemlich früh
abhole, weil ich meinen Leihwagen zurückgeben muss.«
    »Dein Spesenkonto.«
    »Genau. Also, hier bin ich nun. Ziemlich früh.«
    »Ungefähr acht Stunden vor der Zeit.«
    »Die kriegen wir bestimmt irgendwie rum.«
    Sie befeuchtete sich die Lippen.
    »Wo wir gerade von meinem Spesenkonto sprechen – ich dachte, ich erspare der Regierung auch noch ein paar Pennys für mein Hotelzimmer heute Nacht. Ich habe gepackt und ausgecheckt, während du mit dem Schönling essen warst.«
    »Erwartest du, dass ich dir ein Plätzchen auf meinem Sofa anbiete?«
    »Ganz und gar nicht.« Er streckte die Hand aus und ließ den Finger über den Kragen ihrer Bluse wandern, wobei seine Fingerspitzen ganz zart ihre nackte Haut streiften. »Nicht auf deinem Sofa.«
    Sie schluckte trocken und spürte den unwiderstehlichen Sog, den dieser Mann immer auf sie ausübte. Dann zwang sie sich, eine unbeteiligte Miene aufzusetzen und ihm nicht zu zeigen, wie leicht er das Begehren in ihr weckte. Verdammt, da reichte nur ein Blick aus seinen Augen. Wenn er vor ihr stand, sie berührte und all ihre anderen Sinne auch noch vereinnahmte, spürte sie, wie ihre Hirnzellen eine nach der anderen Selbstmord begingen, bis ihr Verstand vollends flöten ging und sie nur noch aus Gefühl bestand.
    Dennoch konnte sie ihn nicht so einfach damit durchkommen lassen.
    Sie richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich dachte, du hättest heute Abend noch was zu erledigen und müsstest noch irgendwo hin.«
    »Muss ich auch.« Dieser neckende Tonfall und das Funkeln in seinen blauen Augen verrieten ihr, dass er das von vornherein geplant und genau gewusst hatte, dass sie ihren Abschied im Labor noch einmal ansprechen würde.

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