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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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Verlass.
    Seltsam, dass sie sich mit diesem Mann so angefreundet hatte. Schließlich hatte sie ihn bei ihrer ersten Begegnung überhaupt nicht leiden können. Sie fand ihn verwöhnt, privilegiert und schmierig – übertriebener Charme, nerviges Selbstvertrauen. Sobald sie herausgefunden hatte, dass er Minderwertigkeitsgefühle überkompensierte und die Rolle des schmeichlerischen Playboys spielte, um seit zwei Jahren sein wahres Leben mit seinem gut aussehenden Partner vor allen zu verbergen, auch vor seinem recht konservativen Vater, hatte sie ihn allmählich verstanden – und ihn viel sympathischer gefunden. Ein- bis zweimal im Monat gingen sie gemeinsam abendessen. Er bestand darauf, dass sie in irgendwelchen schicken Restaurants einkehrten, wo die Vorspeisen mehr kosteten, als Ronnie in der Stunde verdiente; sie wiederum zerrte ihn in Kaschemmen mit kleineren Preisen und größeren Portionen.
    »Tut mir leid, hab ich einfach vergessen.«
    »Ich bin tief getroffen.« Er legte sich eine Hand aufs Herz, als hätten ihre Worte ihn tatsächlich verletzt. »Aber ich vergebe dir«, sagte er lächelnd. »Hallo, Agent Sykes. Schön, Sie wiederzusehen.«
    Jeremy nickte freundlich und behielt diese unverbindliche FBI -Agenten-Maske bei, die er so gekonnt trug. »Mr Tate.«
    »Ich war den ganzen Tag nicht im Büro, aber als ich vorhin zurückkam, hat mein Vater erwähnt, dass ihr dienstlich hier seid. Was gibt’s denn? Eine neue Spur in deinem alten Fall?«
    »Nein, was anderes«, sagte sie und sah sich rasch in der fast leeren Eingangshalle um. Hier konnten sie das nicht besprechen. Ein Sicherheitswachmann stand neben der Tür, die Empfangsdame saß an der Rezeption. Und diese Halle glich einem riesigen Gewölbe – wahrscheinlich würde sie eine gute Echokammer abgeben.
    »Na, wenn du meine Hilfe brauchst, gib mir einfach Bescheid«, sagte er. Dann, als merkte er, wie laut er sprach, kam er einen Schritt näher und senkte die Stimme. »Ich habe bei meiner Aufgabe wohl versagt, aber ich habe meine Mission nicht völlig vergessen.«
    Sykes blickte neugierig von einem zum anderen.
    »Ich meine, in letzter Zeit habe ich die Augen zwar nicht offen gehalten, weil du ja auch gar nicht da warst. Aber als ich gehört habe, dass du im Gebäude bist, habe ich schnell einen Bericht abgerufen. In den letzten Monaten sind drei weitere OEP -Teilnehmer zu Tode gekommen, ohne dass eine OEP -Ermittlung eingeleitet wurde.«
    Ronnie hatte Philip im Sommer nach solchen Todesfällen gefragt. Es hatte einige ungewöhnliche Vorfälle in der Zeit vor ihrer Ermittlung gegeben. Testpersonen waren gestorben, die nicht als Mordopfer betrachtet wurden, sondern vielmehr durch Unfälle, Selbsttötung oder natürliche Ursachen gestorben sein sollten. Sie hatte sich gefragt, ob vielleicht jemand die Testpersonen umbrachte und es dann so aussehen ließ, als wären sie auf andere Art umgekommen. Es hatten ein paar seltsam gewalttätige Selbstmorde von vorher völlig normalen Männern stattgefunden, außerdem einige unerklärliche Unfälle. Darunter war sogar ein Schusswechsel mit der Polizei. Jedoch stach nichts davon so heraus wie die Enthauptungen der Opfer in Richmond und Philadelphia, sodass sie diesen Ansatz irgendwann in den Hintergrund hatte treten lassen.
    »Drei, sagst du?«, wiederholte sie. »Alles Männer?«
    »Jepp.«
    »Also insgesamt neun.« Unwillkürlich war ihr Interesse geweckt, und Ronnie schaute sich suchend nach einer Ecke um, in der sie ungestört reden könnten.
    »Lass uns doch was essen gehen, dann erzähle ich dir alles«, schlug Philip vor.
    Sykes erstarrte beinahe unmerklich. Das warf in ihr die Frage auf, ob er sich vielleicht doch noch heute Abend mit ihr treffen wollte.
    »Dein Liebster darf auch mitkommen«, fügte Philip mit einem breiten Grinsen hinzu. Offensichtlich hatte er Sykes’ Reaktion bemerkt.
    »Wir sind nicht … er ist … Agent Sykes ist mein Partner in dieser Ermittlung«, erklärte sie, etwas aus der Fassung gebracht, genau wie von Philip beabsichtigt.
    »Ist schon gut«, sagte Jeremy mit gelassener Stimme. Sein leises Lächeln verriet ebenso wenig von seiner Gemütslage. »Ich muss zurück ins Hotel und für den Flug nach L.A. morgen früh packen, und ich hab heute Abend noch was vor.« Er schüttelte Philip die Hand, dann wandte er sich Ronnie zu. »Soll ich dich abholen?«
    Hm. Er versuchte also tatsächlich nicht, noch Zeit allein mit ihr zu verbringen – um zum Beispiel den Fall durchzugehen, sich

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