Der Klang des Verderbens
zärtlicher zu streicheln.
Doch davon wollte sie nichts wissen.
»Mein Gehirn ist immer noch an Ort und Stelle«, drängelte sie und gab ihm damit die Erlaubnis, gleich zur Sache zu kommen. Alles andere konnte warten. Vielleicht würden sie aber auch einfach so weitermachen … die ganze Nacht.
Daraufhin riss er ihr die Hose auf und zerrte sie herunter. Er zog es nicht in die Länge, zögerte es nicht hinaus, sondern drang einfach in sie ein.
Sie schrie auf. Schob sich ihm entgegen. Nahm, so viel sie konnte.
Gab, so viel sie konnte.
Und wusste, dass diesmal ihr Herz brechen würde, wenn er wieder beschloss, sie zu verlassen.
6
Ronnie war schon seit Jahren nicht mehr in Los Angeles gewesen, aber gleich bei ihrer Landung am Donnerstagmorgen fiel ihr wieder ein, dass sie diese Stadt hasste. Washington mochte dreckig, kalt und von Leid geprägt sein, das die Zeit nicht hatte lindern können. Aber Washington war real. Die Stadt boomte, war unruhig und gefährlich. Von den Straßen über die Bewohner bis zur U-Bahn und den Gebäuden sprühte sie vor Leben und mahnte, den Augenblick zu genießen, weil es vielleicht der letzte sein konnte. New York vermittelte ihr dasselbe Gefühl – das Gefühl, auf Messers Schneide zu wandeln.
L.A. dagegen kam ihr genauso künstlich und durchgestylt vor wie die Filme, die es bekanntermaßen produzierte. Mit all den leuchtenden Farben, dem blauen Himmel und der lässigen Einstellung schien diese Stadt gar nicht zu wissen, dass der Rest des Landes auch noch existierte. Hier wandelte niemand auf Messers Schneide, hier ritten sie auf rauschenden Wellen. Teilnahmslosigkeit schien eine zentralere Rolle zu spielen als Tatkraft, und so schön einige der Menschen auch waren, sie sahen eigentlich nicht viel glücklicher aus als die Leute zu Hause.
Wie sie ihm zugutehalten musste, war Jeremy offensichtlich auch kein großer Fan dieser Stadt. Noch auf dem Weg zur Leihwagenfirma, wo Tate ihnen ein Fahrzeug hatte reservieren lassen, fing er an, sich zu beschweren, wie heiß es für Dezember war, und machte seinen obersten Hemdknopf auf. Sobald sie beim Auto standen, warf er ihre kleinen Taschen in den Kofferraum und schmiss seine Uniformjacke hinterher.
»Du passt dich schon dem kalifornischen Lebensstil an, was? Packst du als Nächstes deine Hawaiishorts aus?«, fragte sie belustigt, während er seine Ärmel hochkrempelte, wobei starke, gebräunte Unterarme zum Vorschein kamen. Ein leichter Schweißfilm war darauf zu sehen.
Sie wandte den Blick ab. In diesem Augenblick wollte sie nicht so persönliche Dinge an ihm bemerken, vor allem nicht diese feuchte Haut, die sie letzte Nacht an ihrem Körper gespürt hatte. Jetzt waren sie wieder bei der Arbeit und mussten sich konzentrieren. Was sie in der letzten Nacht miteinander geteilt hatten, musste im hintersten Winkel ihres Verstandes bleiben; sie konnte es sich nicht leisten, sich von Erinnerungen ablenken zu lassen. Genauso wenig würde sie sich von irgendwelchen Gelegenheiten verführen lassen, die sich möglicherweise wieder boten.
Ihr Gehirn fand es in Ordnung, großartig, perfekt, dass sie nur an die Arbeit denken durften.
Ihre Leistengegend war anderer Ansicht.
Doch diesmal hatte ihr Gehirn das Heft in der Hand.
»Ich ziehe die Jacke wieder an, wenn wir zum Tatort kommen«, sagte er. »Solange es noch geht, kann ich die Chance nutzen und auf den Dresscode verzichten.«
Sie überlegte kurz. Ihre eigene Uniform fühlte sich bereits heiß, klebrig und unbequem an, und es zeichnete sich jetzt schon ab, dass es ein langer Tag werden würde. Sie griff an ihre eigene maßgeschneiderte Jacke, knöpfte sie auf und warf sie zu seiner. Dann klappte er den Kofferraumdeckel zu.
Der leitende Detective im Mordfall Ortiz wollte sich in einer Stunde mit ihnen am Tatort in Long Beach treffen. Sykes hatte die Adresse schon in das Navigationssystem auf seinem Handy eingegeben, während sie auf das Auto gewartet hatten. Angesichts des Stadtverkehrs war klar, dass sie für die dreißig Kilometer mindestens eine halbe Stunde brauchen würden.
Sie beide steuerten auf die Fahrerseite zu.
»Oh nein, Sloan, das Auto ist auf meinen Namen gemietet und ich habe die Schlüssel. Du kommst schön auf den Beifahrersitz.«
Sie ächzte. »Kommst du mit dem Verkehr hier überhaupt zurecht? In New York haben die Leute doch alle kein Auto.«
»Ich bin dem Großstadtverkehr durchaus gewachsen, oder weißt du nicht mehr?«, antwortete er leise lachend.
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