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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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gefunden, wo wir in Ruhe arbeiten können.«
    West, der immer noch schockiert zu sein schien, dass ihm mal jemand ins Gesicht sagte, was die meisten wahrscheinlich nur hinter seinem Rücken flüsterten, sah ihnen hinterher. Sein Mund klappte auf und zu, als suche er nach einer schlagfertigen Antwort und könne in der Leere seines Gehirns keine finden.
    »Na, das war ja diplomatisch«, sagte Ronnie und unterdrückte ein Lachen, als sie den Pausenraum verließen. Sie bogen in einen langen Flur und steuerten auf Gutierrez’ Büro zu. Ronnie war beeindruckt gewesen, dass die Detectives hier eigene Büros besaßen statt bloß eines Tischs, der nur dann ein wenig Privatsphäre bot, wenn sich die Akten der ungelösten Fälle hoch genug aufstapelten.
    »Tut mir leid«, knirschte Sykes.
    »He, bei mir brauchst du dich nicht zu entschuldigen.«
    »Ich entschuldige mich auch nicht.« Er blieb stehen und schaute sie an. »Mir tut es leid, dass du dir so einen Mist anhören musst. Wir schreiben demnächst das Jahr 2023, Herrgott noch mal! Mir geht es so was von gegen den Strich, dass Frauen am Arbeitsplatz immer noch so behandelt werden, vor allem du.«
    Ronnie war immer klar gewesen, dass Sykes kein Sexist war, doch sie war trotzdem für seine Stellungnahme dankbar. »Gehört eben dazu«, sagte sie schulterzuckend.
    »Tja, sollte es aber nicht. In welcher Situation auch immer, ich würde dich tausendmal lieber an meiner Seite haben als diesen hirnlosen Kotzbrocken.«
    Um die Stimmung wieder aufzulockern, grinste sie ihn frech an. »Auch an einem Pissoir?«
    Nach einem Augenblick Stille lachte er leise. »Na gut. So weit würde ich dann doch nicht gehen.« Dann fügte er hinzu: »Wobei es mir ziemlich gut gefällt, was du in der Hose hast. Und was nicht.«
    Während Ronnie sich umsah, ob sie auch keiner gehört hatte, verfluchte sie sich für diese Steilvorlage und verfluchte ihn dafür, dass er sie genutzt hatte. Aber richtig sauer konnte sie nicht sein. Schließlich hatte sie angefangen.
    »Am Anfang war es ziemlich übel, als ich mit einundzwanzig frisch vom College kam.«
    Er pfiff leise durch die Zähne. »Mit einundzwanzig schon Bulle und mit dem College fertig? Das wusste ich nicht. Ich bin beeindruckt.«
    »Ich war wohl eine Streberin.« Sie reckte provokant das Kinn. »Und man muss im Grunde selber Streber sein, um einen anderen zu erkennen.«
    Er senkte lediglich zustimmend den Kopf.
    »Jedenfalls sind solche Kommentare seltener geworden. Meistens kommen sie nicht offen heraus, und ich habe mich daran gewöhnt. Die meisten Jungs, mit denen ich zusammenarbeite, sind eigentlich voll in Ordnung. Man muss bloß das Machogehabe abpellen, damit sie einen als Kollegin betrachten und nicht als zwei Brüste auf Beinen. Solange mein Partner mir die Stange hält und mein Chef uns beiden, komme ich klar.«
    »Ich bin zwar nicht Daniels, aber auch auf mich kannst du dich immer verlassen.«
    Das wusste sie. Hatte sie schon immer gewusst. »Und du dich auf mich.«
    »Danke.«
    Sie setzten sich wieder in Gang, und Sykes brummte: »Aber abgesehen davon, dass er ein sexistisches Arschloch ist – wie schafft es jemand wie der, ohne jegliches Rückgrat, seinen Job zu behalten?«
    »Wer hat kein Rückgrat?«, erklang eine Stimme.
    Gutierrez. Sie war gerade aus einem Zimmer getreten und stand direkt vor ihnen.
    Ronnie versuchte abzulenken. »Haben Sie einen Platz gefunden, wo wir uns breitmachen können?«
    »Ja. Über wen haben Sie gerade gesprochen?«, fragte sie und musterte Sykes mit vorgerecktem Kinn. »Macht Ihnen jemand bei uns Ärger?«
    »Vergessen Sie’s«, wiegelte Ronnie ab.
    Detective Gutierrez wandte sich ihr zu. »Hab ich was verpasst?«
    »Spielt keine Rolle.« Ronnie würde der Polizistin gegenüber ganz bestimmt nicht über ihren Partner meckern. Das machte man einfach nicht. Genau wie man keiner Mutter erzählte, dass ihr Kind ein verzogenes Gör war. Schließlich war es ihre Aufgabe, das Balg zu lieben, genau wie es die Aufgabe eines Cops war, zu seinem Partner zu stehen.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher.«
    Gutierrez zögerte, dann nickte sie schließlich und deutete auf den Raum, aus dem sie gerade gekommen war. Doch als sie sie hineinführte, brummte sie: »Laufen bei Ihnen im D.C.P.D. auch so viele Arschlöcher rum, Sloan?«
    »Genügend.«
    »War einer davon mal Ihr Partner?«
    Bei der Vorstellung schauderte es sie. »Nie. Mein Partner ist ein Klugscheißer, aber ein astreiner Bulle.«
    Die andere Frau

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