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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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nicht die geringste Ahnung«, erwiderte Sykes mit ungläubigem Tonfall.
    Der Mörder zögerte. Er streckte die linke Hand aus, die Handfläche der Frau zugewandt. Als würde er sie zum Schweigen bringen wollen. Sie schrie weiter, warf die Decke zurück, wollte aufstehen.
    Er hob die Pistole. Noch ein Loch in noch einem Kopf.
    Ronnie konnte nicht anders. Sie tippte auf den Touchscreen und stoppte das Video. Dann stand sie auf und lief wie ferngesteuert ins Bad, beugte sich übers Waschbecken und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Als das nichts half, kniete sie sich vor die Kloschüssel und erbrach den Kaffee, den sie vorhin getrunken hatte.
    Es klopfte energisch an der Tür. »Ronnie? Geht’s dir gut?«
    »Ich komme gleich.«
    Nein, ihr ging es nicht gut. Sie bezweifelte, dass es ihr jemals wieder gut gehen würde.
    Der Mord an Ortiz war entsetzlich brutal gewesen, gnadenlos sadistisch, aber er war bereits geschehen, als sie durch die Augen des Mörders zu Zeugen davon wurden. Ronnie hatte sich dagegen wappnen können, hatte fast die Leiche von der Person, die sie vor der stundenlangen Folter einmal gewesen war, trennen können. Nicht einen einzigen Fausthieb hatten sie mit ansehen müssen.
    Aber das hier – das war … unmenschlich.
    Nein, dieses Pärchen hatte nicht so leiden müssen wie der Drogendealer. Aber bei Gott im Himmel, der Gedanke war einfach unerträglich, dass Eltern ihre geliebten Kleinen in ihre Bettchen brachten, ins Schlafzimmer gingen, sich einen Gutenachtkuss gaben und eine Stunde später eine Kugel in den Kopf kriegten.
    Ronnie schaute in den Spiegel und bemerkte, wie ihre Augen schimmerten. Sie weinte nie, doch jetzt wollten ihr Tränen in die Augen steigen. Sie brannten nicht nur dort, sondern bis tief in ihr Herz.
    Sie zwinkerte rasch und schluckte mühsam. Sie musste sich zusammenreißen. Wer auch immer diese Menschen waren, sie verdienten Gerechtigkeit. Und wenn dieses Schwein es wagte, ihnen zu zeigen, dass er diesen Babys irgendetwas angetan hatte, bevor er das Haus verlassen hatte, würde Ronnie nicht bloß Gerechtigkeit wollen … sie würde auf Vergeltung sinnen.
    Sie spülte sich den Mund aus und ging zurück ins Schlafzimmer. Jeremy stand am Fenster. Er hatte die Vorhänge aufgezogen, um Licht hereinzulassen, und starrte mit herunterhängenden Schultern und kraftloser Haltung aufs Meer. Er trauerte ebenfalls. Gönnte sich ein paar Augenblicke, um mit dem, was er gerade gesehen hatte, fertigzuwerden, bevor sie weitermachten.
    Er drehte sich um und sah, wie sie sich wieder hinsetzte. »Bist du sicher?«
    Sie wusste, was er meinte.
    »Ganz sicher«, erwiderte sie. »Er hat sie nicht getötet. Auf gar einen Fall. Das wäre überall in den Zeitungen gewesen. Das hätte internationale Schlagzeilen gemacht.«
    Selbst in dieser düsteren, abgestumpften Welt hätte es einen Aufschrei gegeben, wenn zwei unschuldige Babys in ihren Bettchen abgeknallt worden wären. Daran glaubte sie. Davon war sie überzeugt.
    »Ja, das stimmt«, gab Jeremy ihr recht, und da huschte ein Ausdruck des Begreifens über sein Gesicht. »Meine Güte, natürlich!«
    Er wusste etwas. Der Vorfall kam ihm bekannt vor. Als er gerade den Mund aufmachen wollte, kam sie ihm zuvor.
    »Warte. Lass uns erst das hier durchgehen, und dann reden wir drüber.«
    »Ist gut. Aber du hast recht, er hat sie nicht getötet. Die Babys sind am Leben.«
    Das hieß, dass er diese Opfer kannte. Er hatte von diesem Fall gehört. Sie fragte ihn nicht nach den Einzelheiten, denn erst musste sie den Rest über sich ergehen lassen, solange sie noch die Kraft dazu hatte. Es würde nicht so entsetzlich werden, wie sie befürchtet hatte, bevor sie ins Bad gegangen war, aber es konnte sie immer noch einiges an Nerven kosten.
    Jeremy setzte sich wieder neben sie. Diesmal rückte er näher heran und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie zehrte von seiner Nähe – stützte sich auf die Wärme seines Atems an ihrem Hals, seine beruhigende Anwesenheit – und zog daraus die Stärke, noch einmal auf den Wiedergabeknopf zu drücken.
    Viel mehr passierte gar nicht. Der Mörder stand noch einige Augenblicke im Schlafzimmer und starrte auf die tote Frau. Kein einziges Mal blickte er auf den Mann, immer nur auf die Frau, die dort auf ihrem dunkelgrünen Kopfkissen lag, auf das sie gefallen war, als würde sie weiterschlafen. Aber sie schlief nicht, oh nein. Ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet. Ihr Mund ebenso. Und ihre Gehirnmasse war über

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