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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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Wahrscheinlichkeit war er diesmal genauso vorgegangen, also musste dieser Einbruch mindestens zwei Wochen zurückliegen. Dennoch hatte diese Bemerkung über Humpty Dumpty in der Nachricht zu Ortiz gewollt gewirkt. Beim Anblick dieser Bilder stieg sofort der Verdacht in ihr auf, dass er sie wieder einmal verhöhnte, indem er sie wissen ließ, dass er die Videos in der falschen Reihenfolge schickte. Gut möglich – und sogar wahrscheinlich –, dass dieses Verbrechen, bei dem hoffentlich, hoffentlich keine Kinder zu Schaden kamen, vor seinem Ausflug nach Kalifornien stattgefunden hatte.
    Endlich wandte der Täter seinen Blick von den Bilderrahmen und setzte sich wieder in Bewegung. Langsam schlich er über den Teppich. Er ging nicht direkt auf die Tür zu, durch die Licht vom Flur hereinfiel, sondern steuerte auf die andere Seite des Zimmers zu.
    Zwei Kinderbetten.
    Ronnie schluckte rasch, holte tief Luft und versuchte sich zu wappnen.
    Er schaute in das erste Bettchen. Ein schlafendes Baby, vielleicht ein Jahr alt. Braune Locken. Dunkelblauer Schlafanzug mit grünen Feuerwehrautos, die quer über einen kleinen Bauch in das Land fuhren, wo Feuerwehrmänner immer die Helden waren und nie verletzt wurden. Den Daumen im Mund, die Kuscheldecke in den winzigen Fäusten.
    Ein langer,
langer
Blick.
    Ronnie erschauderte, überwältigt von Abscheu und Ekel. Da stand der Mann und starrte auf das Baby hinab, während die Eltern wahrscheinlich friedlich in einem anderen Teil des Hauses schliefen.
    Es ging weiter – zum anderen Bettchen. Ein zweites Kind, offensichtlich im selben Alter wie das andere. Der Schlafanzug war jedoch hellgelb, mit Spitze an den Ärmelbündchen, bestickt mit Ballerinen, die sich anmutig auf den Zehenspitzen drehten.
    Zwillinge. Ein Junge und ein Mädchen. Bereits jetzt vermittelten die Eltern aller Welt die stumme Botschaft, dass er eines Tages Menschenleben retten und sie eines Tages hübsch und elegant sein würde.
    Das Mädchen lag auf dem Rücken, mit dem Gesicht nach oben. Wenn sie genau in diesem Moment die Augen geöffnet hätte, hätte sie den gefürchteten schwarzen Mann aus Kinderalbträumen auf sich herabblicken sehen.
    Tut es das? Wird es schreien? Die Familie alarmieren? Und ist das seine Rettung … oder sein Untergang?
    Das Kind schlummerte weiter, die winzigen Lippen zum Schmollmund geschürzt, die samtigen Wangen von Wärme gerötet. Und schließlich wandte sich das Ungeheuer ab.
    Er ging zur Tür. Öffnete sie. Trat in den Flur.
    Hier lag Parkett. Er schaute auf seine Füße hinunter und zeigte ihnen, dass er auf Zehenspitzen vorwärtsschlich und seine Gummisohlen kein einziges Geräusch verursachten, um niemanden zu wecken.
    Ronnies Wortschatz wies nicht genug Schimpfwörter für diesen Kerl auf.
    Wieder eine geschlossene Tür. Er öffnete sie, immer noch den schwarzen Handschuh über der Hand. Ein großes Schlafzimmer. Nicht viel Licht. Aber es reichte aus.
    Er überquerte den Teppich und näherte sich allmählich dem riesigen Himmelbett. Zwei undeutliche Gestalten lagen reglos unter einer schweren Brokatdecke.
    Der Mörder senkte den Blick. In seiner Hand schimmerte eine schwarze Pistole.
    »Ruger MK III «, murmelte Sykes.
    Ein Schalldämpfer war daraufgeschraubt.
    Er bewegte sich weiter auf das Bett zu. Näher. Noch näher. Bis er direkt über einem schlafenden Mann stand, der auf der Seite lag, das Gesicht der Frau neben ihm zugewandt. Der Mann schien um die dreißig oder vierzig Jahre alt zu sein, sah gut aus, mit dunkelbraunem Haar und einem Bärtchen.
    Plötzlich hatte er ein Loch im Kopf.
    Schockiert zuckte Ronnie zusammen.
    »Ach, du Scheiße«, brummte Sykes, der genauso überrascht war.
    Vermutlich hatte er das gleiche Szenario erwartet, das sie sich vorgestellt hatte. Voller Anspannung hatte sie erwartet, dass ihr Täter das Paar weckte – oder nur den Mann – und ihnen mit vorgehaltener Waffe befahl, sich in ein anderes Zimmer zu begeben, wo er die gleichen kranken Spielchen mit ihnen spielen konnte, die er mit Ortiz abgezogen hatte.
    Nicht dies. Nicht einen Kopfschuss aus nächster Nähe, mitten im Schlaf.
    Der Mörder drehte sich weg. Ging ein paar Schritte. Dann blieb er stehen. Kehrte um.
    Die Frau war aufgewacht. Sie saß aufrecht im Bett und schaute auf ihren Mann.
    Ihr Mund weitete sich zu einem Schrei.
    »Hat er gedacht, sie würde nichts hören, weil er einen Schalldämpfer benutzt?«, murmelte sie. »Meine Güte, sie lag doch direkt neben ihm!«
    »Ich habe

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