Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish

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die gesamte Wand hinter ihr verteilt.
    Einen Moment lang glaubte Ronnie, das Bild ein bisschen verschwimmen zu sehen, und begriff, dass dem Mörder Tränen in den Augen standen.
    »Er wollte sie nicht töten. Er hat tatsächlich gedacht, sie würde den Schuss mit dem Schalldämpfer nicht hören.«
    Du lieber Himmel, die Leute sollten nicht alles glauben, was sie in den Filmen sahen.
    »Er ist ein Anfänger«, schlussfolgerte Jeremy. »Kein Profi.«
    »Aber einen Killerinstinkt hat er allemal.«
    Sie hörten auf zu sprechen, als er sich schließlich umdrehte und das Schlafzimmer verließ. Er ging denselben Weg zurück, den er gekommen war. Als er das Zimmer der Zwillinge erreichte, verschränkte Ronnie die Arme vor der Brust und packte Sykes’ Hand.
    Wieder schlich er auf Zehenspitzen quer durch den Raum, warf nochmals einen langen Blick auf jedes der schlafenden Kinder. Er streckte die Hand aus und strich eine Locke von einer weichen Wange.
    Sie hielt den Atem an und betete. Er mochte sie vielleicht nicht getötet haben, aber er hätte trotzdem … andere Dinge tun können.
Bitte, Gott, mach, dass er ihnen nichts angetan hat.
    Er ging aufs Fenster zu, und Ronnie atmete langsam aus.
    Vor einem Schaukelstuhl blieb er stehen und versetzte ihm einen Schubs. Er streckte die Hand aus und hob ein Kissen von der Sitzfläche auf.
    Sie vertraute Sykes und wusste, dass er recht hatte, aber unwillkürlich zuckte sie doch zusammen, als sie sich ausmalte, was er mit diesem Kissen anstellen konnte.
    Er ging nicht wieder zurück zu den Bettchen. Stattdessen hob er das Kissen höher, um es sich genau anzuschauen. Es sah nicht besonders ungewöhnlich aus, einfach nur ein dunkelblaues Kissen mit Rüschen an den Rändern. Auf den Bezug waren einige Worte gestickt – vielleicht die Handarbeit einer liebevollen Großmutter. Oder, wahrscheinlicher, in einem teuren Einrichtungsgeschäft gekauft.
    »Lass Frieden auf Erden sein«, stand darauf.
    »Frieden«, flüsterte Ronnie und dachte an das perverse Peace-Symbol im Ortiz-Video. Noch ein Hinweis darauf, dass die Grausamkeiten dieser Aufnahmen zuerst begangen worden waren, egal wann er ihnen den Beweis dafür zugespielt hatte.
    Konzentriert betrachtete er die Schrift. So wie sich seine Fäuste um die Ränder klammerten, starrte er vielleicht sogar wütend darauf.
    Abrupt machte er kehrt. Schaute wieder zu den Bettchen. Dann auf das Kissen hinab.
    »Er denkt darüber nach, die Kinder zu ersticken, oder?«
    Sykes antwortete nicht. Musste er auch nicht. Es lag ohnehin auf der Hand.
    Eine abrupte, gewaltsame Bewegung, und er riss das Kissen entzwei, rupfte die Rüschen ab, zerrte die Füllung heraus. Er schleuderte die leere Stoffhülle durchs Zimmer, wo sie auf dem Boden zu einem Häufchen zusammenfiel.
    Danach bewegte er sich hektisch, als hätte ihn irgendetwas verscheucht … oder ihm einfach nur Angst eingejagt, womöglich seine eigenen bösartigen Anwandlungen. Noch ein hastiger Blick auf die Kinderbetten. Ertönte da ein Schrei? Oder war er jetzt einfach so sauer, so erzürnt von dieser harmlosen Botschaft auf dem Kissen, dass Triebe in ihm wach wurden, mit denen er nicht gerechnet hatte und von denen er nicht genau wusste, ob er sie beherrschen konnte?
    Ein schneller Abgang durchs Fenster, die Leiter hinunter, hinaus auf demselben Weg wie hinein. Sie bezweifelte, dass der ganze Einbruch länger als eine Viertelstunde gedauert hatte. Aber diese Viertelstunde würde das Leben dieser beiden Babys für immer verändern.
    Genau wie beim letzten Mal erschien am Ende eine Nachricht, die auf den Bildschirm getippt worden war, von dem er seine heruntergeladenen Erinnerungen abgefilmt hatte.
    Ihnen ist jetzt klar, dass ich es ernst meine, nicht wahr?
    Manchen Menschen ist nicht einmal bewusst, welches Leid sie anderen zufügen.
    Manchen Menschen ist es bewusst, aber es ist ihnen egal.
    Manche Menschen hören sich selbst gern reden, haben gern Zuhörer, nehmen gern Einfluss auf das Weltgeschehen.
    Tja, jetzt bin ich an der Reihe, gehört zu werden. Und Einfluss zu nehmen.
    Finden Sie raus, wer er ist. Achten Sie auf die Verbindung. Dann werden Sie wissen, wer ich bin.
    Und was ich als Nächstes vorhabe.
    Hochachtungsvoll –
    Sam
    P.S.: Ich wollte sie nicht töten. Bloß ihn.
    Das haben Sie doch gesehen, oder?
    Sie schwiegen für einen Moment und warteten, bis die Worte verschwanden und der Bildschirm schwarz wurde. Am Schluss hatte Ronnie extra darauf geachtet, und ihr war aufgefallen, dass