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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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hast!«
    »Du bist ein Vollidiot, Karl Schmidt, und ich ignorier dich nicht maL«
    »Da bin ich aber froh!«
    »Es ist nur so«, sagte Frank, »daß das gar nicht sein kann. Freddie kann nicht einfach nur mal für ein paar Tage verreist sein. Und nicht nur, weil ihr das dann wissen müßtet. Ich hab mich heute morgen mal in Freddies Zimmer ein bißchen umgeguckt, und da habe ich seinen Personalausweis gefunden, also kann er nicht verreist sein.«
    »So ein Blödsinn, dann hat er eben seinen Reisepaß genommen!« sagte Karl. »Er hat ja einen, den brauchte er ja, als er im Sommer in die USA gefahren ist.«
    »Nein«, sagte Frank, »das glaube ich nicht. Ich meine, ja, na klar hat er einen Reisepaß, aber das bringt nichts, er ist doch in Berlin gemeldet, also hat er einen vorläufigen Personalausweis von West-Berlin, der wird von der DDR anerkannt, aber wenn er den Reisepaß der Bundesrepublik Deutschland mit eingetragenem Wohnort Berlin benutzt, dann kommt er über die DDR nur raus, wenn er sich für zehn Mark eine Identitätsbescheinigung der DDR kauft und dann auch noch ein Paßbild macht oder mitbringt und so Scheiß, warum hätte er das machen sollen, wenn er doch einen Personalausweis hat?!«
    »Vielleicht hat er ihn nicht gefunden!« sagte Karl.
    »Ich hab ihn doch auch sofort gefunden«, sagte Frank, »wieso sollte er ihn nicht gefunden haben? Und wenn das so war, dann hätte er doch einen von euch fragen müssen, ob ihr den irgendwo in der Wohnung gesehen habt, das ist doch das erste, was man macht, das ist doch ein wichtiger
    Ausweis, ohne den kommt man doch gar nicht raus aus der Stadt! Und wenn er euch gefragt hätte, wo sein Personalausweis ist, dann hätte er euch auch gesagt, daß er wegfahren will, oder nicht?«
    »Woher willst du das mit dem Reisepaß und der DDR denn überhaupt so genau wissen?« sagte Erwin. »Wieso hast du denn auf einmal soviel Ahnung davon?«
    »Ich bin mit Wolli über die Transitstrecke gefahren«, sagte Frank.
    »Wer ist denn jetzt Wolli gleich noch mal?« sagte Kar!.
    »Mein Punk-Kumpel, mit dem ich aus Bremen hergefahren bin«, sagte Frank. »Den wir im Honka getroffen haben, der wohnte bis heute morgen bei Immel im Hinterhaus.«
    »Ach der«, sagte Kar!.
    »Der ist Spezialist für sowas«, sagte Frank, »der hat mir das alles lang und breit erklärt, lang und breit und breit und lang, als wir hergefahren sind, die ganze Fahrt über, Woll i weiß solche Sachen ganz genau.«
    »Aha…«, sagte Karl. »Wie einer, der sowas weiß, sah der mir aber gar nicht aus!«
    »Stimmt das etwa nicht, was ich gesagt habe? Das mit dem Reisepaß und der Identitätsbescheinigung?«
    »Doch, das stimmt!«
    »Na also.«
    »Und was soll der Scheiß jetzt?« fragte Chrissie.
    »Das ist doch ganz einfach«, sagte Frank, »Freddie ist verschwunden und keiner weiß, wo er ist, absolut niemand, und einfach mal eben verreist sein kann er auch nicht, weil er dann seinen Westberliner Personalausweis nicht hiergelassen hätte. Und da fang ich jetzt auch langsam mal an, mir Sorgen zu machen! Wer weiß, was da passiert ist, da hört jetzt der Spaß doch mal auf! Und davon habe ich meiner Mutter noch gar nichts erzählt, von wegen ich hetz die auf und so, und die ist trotzdem total drüber. Wenn ich ihr das mit dem Personalausweis auch noch erzähle, dann dreht die völlig durch, dann geht die in Bremen zur Polizei oder sowas!«
    »Was soll Freddie schon passiert sein!« sagte Kar!. »Freddie ist doch gar nicht der Typ, dem irgendwas passiert!«
    »Das hast du zu Klaus auch gesagt, daß ihm nichts passieren kann, weil es nie zweimal an derselben Stelle einschlägt«, gab Frank zurück.
    »Naja, wenn man’s genau überlegt: Er stand ja auch nicht mehr an derselben Stelle!« sagte Kar!.
    »Hör bloß auf, darüber Witze zumachen!« sagte Erwin. »Ihr bringt mich alle noch in Teufels Küche mit eurer Scheiße!«
    »Naja, jedenfalls ist das Klaus«, sagte Karl, »Klaus ist Klaus! Bei Freddie ist das was anderes! Was soll Freddie schon passieren?«
    »Vielleicht ist er ja auch über Tegel irgendwo hingeflogen!« gab H.R. zu bedenken. »Da kommt er mit einem westdeutschen Reisepaß easy raus, auch wenn da Berlin als Adresse drinsteht. «
    »Freddie war pleite«, sagte Frank. »Sowas kostet doch ein Vermögen, fliegen und so. Wie hätte er das bezahlen sollen?«
    »Vielleicht von dem Geld, das er am Telefon und an der Miete gespart hat«, sagte Erwin. »Vielleicht hat ihm auch einer ein Ticket bezahlt, irgendein

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