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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Galerist oder eine Kunstscheiße oder was.«
    »Das kann dann ja die Polizei ganz einfach rausfinden«, sagte Frank. »Ich geh nachher zu den Bullen und melde ihn als vermißt, das geht nicht mehr anders, das ist jetzt höchste Zeit.«
    »Du bist ein totaler Depp, Frank Lehmann«, sagte Chrissie und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Ein totaler
    Depp, von Anfang an gewesen, und statt daß du einfach mal Ruhe gibst, machst du alles immer nur noch schlimmer. Willst du wirklich wissen, wo dein Bruder ist?«
    »Was weißt du denn davon, Chrissie?« sagte Kar!. »Halt du dich doch selber da raus. Woher willst du denn wissen, wo Freddie ist?!«
    »Weil er’s mir erzählt hat.«
    »Soso, hat er dir das erzählt, ja?«
    »Hört doch auf mit dem Scheiß«, sagte Erwin.
    »Er will es ja nicht anders«, sagte Chrissie, »dann sag ich’s ihm halt.«
    »Der blufft doch nur«, sagte Kar!. »Wo ist denn der Personalausweis von deinem Bruder?« wandte er sich an Frank. »Kann ich den mal sehen?«
    »Wo sind wir hier, an der Grenzkontrolle, oder was?« sagte Erwin. »Hört doch mal auf mit dem Scheiß, das bringt doch nichts Gutes, sowas!«
    »Der geht doch nie und nimmer zu den Bullen«, sagte Kar!. »Da würde ich den gerne mal sehen, den Perso von Freddie, ich denke mal, das hast du dir nur ausgedacht, Frank!«
    »Hier«, sagte Frank und zog Freddies Personalausweis aus seiner ]ackentasche. »Aber ist ja auch egal, ich weiß ja jetzt, daß Chrissie was weiß!«
    »Weißt du, was mich am meisten nervt?« sagte Chrissie zu Frank. »Daß du von Anfang an immer nur die Ty pen hier gefragt hast. Du hast jeden gefragt, ob er weiß, wo Freddie ist, nur mich nicht. Und das ist das, was mich am meisten nervt, weil das immer so läuft hier. Ihr tut immer alle so wahnsinnig aufgeklärt, aber in Wirklichkeit seid ihr totale Sexisten und Spießer, und ihr macht nur untereinander eure ]ungs-Spielchen, aber auf die Idee, mich auch mal zu fragen, kommt ihr nicht!«
    »Oh Mann, jetzt nicht auch noch sowas!« sagte Kar!.
    »Halt du die Klappe, Karl Schmidt, halt bloß die Klappe, dich hat keiner gefragt!«
    »Hast du dich mal gefragt, du Sauschwäble, ob Freddie, wenn er dir denn erzählt hat, wo er hingeht, also wo er jetzt ist, ob er dann wirklich will, daß du das auch seinem Bruder weitererzählst?«
    »Halt doch endlich mal die Klappe!«
    »Also«, sagte Frank verwirrt, »also Moment mal, natürlich habe ich dich gefragt!«
    »Hast du nicht!« sagte Chrissie. »Den da«, sie zeigte auf Karl, »den hast du gefragt, den da«, sie zeigte auf Erwin, »den hast du auch gefragt und den da«, sie zeigte auf H.R., »auch. Sogar H.R. hast du gefragt.«
    »Wieso sogar H.R.?« sagte H.R.
    »Aber mich«, sagte Chrissie, »mich hast du nie gefragt. Weil du ein totaler Depp bist und Frauen nicht ernst nimmst. Weil du auch nie was merkst, wenn es um Frauen geht. Ich wette, du merkst nie was, wenn es um Frauen geht. Und ich wette, daß du auch sonst nicht eine einzige Frau gefragt hast, ob sie weiß, wo Freddie ist, du hast immer nur Männer gefragt, so Typen wie Karl und Klaus und wer weiß wen, aber nie Frauen … «
    »Moment mal«, unterbrach Frank, »jetzt mal langsam, ich bin extra zu Almut in die Galerie gegangen und hab sie gefragt, und dann habe ich gestern abend auch noch Edith gefragt, wo Freddie ist, und Helga hätte ich auch gefragt, wenn die nicht so schnell wieder…«
    »Das ist doch Quatsch, die zählen doch gar nicht, mich hast du jedenfalls nie gefragt, ich bin ja auch nur die kleine Nichte von Erwin! Dabei bin ich ja wohl die einzige, die ganz genau weiß, wo Freddie ist.«
    »Kann ja sein, Chrissie«, sagte Erwin, »kann ja sein,
    daß du die einzige bist, aber die Frage ist doch auch, ob du das deshalb gleich aller Welt erzählen mußt.«
    »Laß gut sein, Onkel!«
    ••Sag nicht Onkel, ich hasse das.«
    »Das stimmt nicht, was du sagst, Chrissie! Ich habe dich gefragt, sogar mehrmals«, sagte Frank.
    »Wann? Wo?«
    »Ich glaube, beim Griechen oder sonstwo … Jedenfalls warst du immer auch gefragt.«
    »Genau: auch. Immer auch gefragt. So stellt ihr euch das vor, die Typen werden gefragt und als Frau ist man dann irgendwie auch immer gefragt.«
    »Ich bin ziemlich sicher, daß ich dich gefragt habe.«
    »Und ich weiß genau, daß du mich nicht gefragt hast. Ich fand dich eigentlich ganz nett, weißt du, und das hat mir auch leid getan, daß du deinen Bruder nicht gefunden hast, und du hast auch immer ganz traurig ausgesehen, wenn wir

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