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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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was hier gespielt wird, aber … «
    »Ich kümmer mich drum, ich geh gleich hin.«
    »Wohin?«
    »Ja, ja, aber da muß man sich jetzt auch nicht tothetzen, die machen ja nicht zu, die Polizei hat ja immer offen.«
    »Wer denn jetzt, schon wieder die Polizei, wegen sowas geht man doch nicht gleich zur Polizei, bloß weil dein Bruder mal ein paar Tage weg ist!«
    »Das kann man so nicht sagen, Mutter!« sagte Frank eindringlich. »Jetzt noch nicht. Ich ruf dich nachher noch einmal an, wenn ich mit denen gesprochen habe, ich bin sicher, die finden ihn.«
    »Jetzt mach ich mir aber doch langsam richtig Sorgen«, sagte seine Mutter.
    »Das brauchst du nicht, ich mach das genau so, wie du willst, alles klar, ich mach das jetzt gleich, ja, ich trink nur noch eben meinen Kaffee aus.«
    »Soll ich jetzt auflegen, oder was? Du verarschst da doch irgendwen, das steht ja wohl fest, aber doch wohl hoffentlich nicht mich, das wär ja wohl noch schöner!«
    »Nein, Mutter, dich nicht.«
    »Dann ist ja gur. Ich dachte schon…«
    »Alles klar. Ja, grüß du auch schön!«
    »Ich leg dann mal auf, du Spaßvogel, womit hab ich bloß solche Söhne verdient, das kommt davon, daß euer Vater euch früher immer nur mit der hohlen Hand versohlt hat!«
    »Da bin ich anderer Meinung, Mutter! Aber ich klär das auf. Tschüs denn.«
    »Okay, ich leg schon auf.«
    »Ja, grüß schön. Ja, ich auch.«
    Frank legte den Hörer auf die Gabel und setzte sich wieder an den Tisch. Die anderen sagten nichts, und auch Frank schwieg, er lehnte sich zurück, rauchte paar Züge, beugte sich wieder vor und schlürfte an seinem Kaffee, nahm eine Salamischeibe, die auf einem Teller lag, betrachtete sie und legte sie wieder hin, während die anderen Löcher in die Luft starrten, sich räusperten und mit den Füßen scharrten.
    Irgendwann sagte Erwin: »Ich hab das eben mal so ein bißchen mitgehört, du willst jetzt nicht wirklich die Bullen rufen, oder?«
    »Muß ich wohl«, sagte Frank.
    »Wieso das denn? Da gibt’s doch gar keinen Grund für!«
    »Doch, meine Mutter will das, die dreht total durch.«
    »Ha«, schnaubte Chrissie, »deine Mutter! Was bist du denn für einer?«
    »Die macht sich Sorgen«, sagte Frank.
    »Die macht sich doch nur Sorgen, weil du ihr das eingeredet hast!« sagte Chrissie. »Du schiebst doch hier schon die ganze Zeit diese ewige Panik, Freddie hier, Freddie da, Freddie dies, Freddie das, hast du dir mal überlegt, daß dein Bruder irgendwie auch ein freier Mensch ist? Der kann doch machen, was er will, was willst du ihm denn da die Bullen auf den Hals hetzen?!«
    »Nun hör mal, Chrissie, jetzt mach mal langsam«, sagte Erwin, »von Hetzen kann da doch hier gar nicht … «
    »Sei du doch still, du hast doch gar keine Ahnung, worum es geht«, sagte Chrissie. Sie hob die rechte Hand, und Erwin zuckte instinktiv mit dem Kopf.
    »Ja, knall ihm eine, du alemannische Domina!« sagte Karl und lachte.
    »Jetzt reicht’s aber!« sagte Erwin.
    »Quatsch, eine knallen«, sagte Chrissie und strich sich mit der erhobenen Hand durch die Haare. »Meinem Onkel doch nicht!«
    »Ich will niemandem die Bullen auf den Hals hetzen!« sagte Frank. »Aber ich hab ja keine andere Wahl!«
    »Die kommen dann sicher hier rein und schnüffeln hier rum«, sagte H.R. »Ich bin dann weg, das sag ich aber gleich.«
    »Du bist sowieso bald weg«, sagte Erwin, »dich holen die sowieso bald ab. Aber mit ‘ner weißen Jacke, wo die Knöpfe hinten sind. Wegen Gemeingefährlichkeit. Oder Klaus bringt dich um. Oder ich, verdammte Scheiße nochmal!«
    »Das hatten wir doch alles schon, ich dachte, das wäre geklärt!«
    »Geh scheißen, geklärt!« sagte Karl. »Das hätte genausogut mich treffen können, oder sonstwen!«
    »Hat’s aber nicht!«
    »Ich muß aber die Bullen rufen«, sagte Frank, der nicht wollte, daß die anderen vom Thema abkamen, »da habe ich gar keine andere Wahl!«
    »Quatsch, keine andere Wahl! Wegen deiner Mutter, oder was? Das ist ja peinlich«, sagte Chrissie. »Das ist doch bloß deine Schuld, daß die sich so aufregt, du kannst ihr doch einfach sagen, daß du gehört hast, daß Freddie ein paar Tage verreist ist, und das war’s dann!«
    »Ja, ja«, sagte Frank, »das ist schon richtig, aber es ist nicht nur wegen meiner Mutter, Chrissie!«
    »Obwohl Franks Mutter schon eine harte Nuß ist«, sagte Karl. »Ich hab die mal erlebt, mein lieber Schwan! Naja, wie Mütter halt so sind, du wirst genauso sein, Chrissie, wenn du mal Kinder

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