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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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ja noch zusammen Weihnachten feiern.«
    »Ja, bald ist Weihnachten«, sagte Frank. »Das sagen viele.«
    Freddie ging mit ihm zur Tür und machte sie ihm auf. »Grüß Mama schön und sag ihr, ich wär verreist.«
    »Wohin?«
    »New York.«
    »Okay! Sie wird stolz auf dich sein!«
    »Kann nicht schaden.«
    »Was ich noch sagen wollte: Vielen Dank, Freddie!«
    »Wofür?«
    »Du kannst es nicht wissen, aber du hast mir in den letzten Tagen viel geholfen.«
    »Echt?« Freddie lachte und kratzte sich wieder am Kopf.
    »Ja«, sagte Frank überzeugt. »Das habe ich erst gar nicht gemerkt. Das fällt mir eigentlich erst jetzt auf.«
    »Macht nichts. Ist das ein Anzug von mir?«
    »Ja.«
    »Steht dir gut, kleiner Bruder. Paß auf dich auf!«
    »Mach ich!«
    »Geh nicht verloren.«
    »Ich doch nicht«, sagte Frank.
    Dann ging er. Der Flur war so verlassen wie zuvor. Die gucken jetzt alle »Mosaik - die Sendung für die ältere Generation«, dachte Frank auf dem Weg zum Fahrstuhl und mußte lachen. Er lachte noch, als er im Fahrstuhl war.
    Im Foyer war niemand mehr. Die Eingangstür ließ sich von innen mit einer Klinke öffnen. Als er auf den Kudamm trat, war er ziemlich überwältigt von dem Trubel, den Lichtern, dem Verkehr, dem Schmutz, dem Lärm und dem Gestank. Jetzt, wo die Sache mit Freddie erledigt war, hatte er wieder einen Sinn dafür: Da blinkten die Leuchtreklamen, hupten die Autos, und auf dem Gehweg herrschte ordentlich Gedränge. Direkt vor ihm waren zwei Leute damit beschäftigt, eine Lichterkette in einen Baum zu hängen, sie machten daraus eine große Sache, sie trugen Blaumänner und hatten zwei Leitern, auf denen sie mit viel Gerede und Geschimpfe herumkletterren, und zwei Passanten standen mit Bierflaschen in der Hand dabei und gaben gute Ratschläge. Frank ließ das alles eine Weile auf sich einwirken und atmete dazu die Luft, die nicht mehr so kalt und scharf war, sondern mild und so feucht, daß jedes der vielen Lichter eine eigene kleine Aura hatte.
    Wird Zeit, daß ich hier wegkomme, dachte er. Wird Zeit, daß ich rauskomme aus der Toutistenscheiße hier.

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