Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
Vom Netzwerk:
über Freddie geredet haben, und ich hätte dir sofort gesagt, wo er ist, wenn du mich nur einmal richtig angeguckt und direkt gefragt hättest.«
    »Was ist das überhaupt mit dir und Freddie?« sagte Erwin. »Wieso hat der dir das eigentlich erzählt? Hattet ihr was miteinander? Ich zeig den an, die Sau!«
    »Erwin, ich bin über achtzehn, da kannst du niemanden anzeIgen.«
    »Mit anderen Worten«, versuchte Frank das abzukürzen, »du weißt, wo Freddie ist?!«
    »Das sind keine anderen Worte, das sind genau die Worte, die die kleine Maultasche benutzt hat«, warf Kar! ein.
    »Ja«, sagte Chrissie, ••ich weiß, wo er ist.«
    »Okay«, sagte Frank, »dann sag’s doch endlich mal!«
    »Ja, Chrissie, sag’s endlich«, sagte Kar! genervt.
    »Am Kudamm«, sagte Chrissie. »In so einem Hotel.«
    »Was macht er da denn?« fragte Frank verdutzt.
    »Da kriegt er viel Geld für, das geht um Medikamente!«
    »Was denn für Medikamente.«
    »Ich weiß nicht. Er hat gesagt, das wäre nicht schlimm, aber er würde da ganz viel Geld kriegen, das finde ich irgendwie komisch, warum sollten die ihm ganz viel Geld geben, wenn das nicht schlimm ist?«
    »Was soll das denn heißen?« sagte Frank und er spürte die Panik in sich aufsteigen wie ein Sodbrennen. »Geht das da um Drogen, oder was?«
    »Nein, sag ich doch, Medikamente!«
    »Das ist doch das gleiche«, sagte H.R.
    »Quatsch nicht, H.R.«, sagte Kar!. »Das ist zwar das gleiche, aber natürlich irgendwie auch nicht. Obwohl, bei Freddie geht’s um Psychopharmaka, glaube ich, so gesehen… - aber nicht so starke.«
    »Nicht so starke, nicht so starke«, sagte Erwin ärgerlich. »Das har er mir auch erzählt. Da glaub ich doch kein Wort von. Das ist doch immer so mit Freddie, Freddie stellt sich gerne mal doof, wenn’s ihm gerade in den Kram paßt.«
    »Dann habt ihr das alle gewußt?« sagte Frank.
    »Ich wußte nichts von Psychopharmaka«, sagte H.R. »Ich dachte, das geht um Krebsmittel!«
    »Quatsch, dann nehmen die doch Leute mit Krebs«, sagte Kar!. »Freddie hatte doch keinen Krebs!«
    »Ist das sicher?« sagte Frank. Er war kurz davor zu weinen. Der arme Freddie, dachte er, der arme, arme Freddie! So hatte er noch nie über seinen Bruder gedacht, und es gefiel ihm nicht, so sollte man nicht über seinen großen Bruder denken, dachte er.
    »Ich wußte nicht, daß die anderen das auch wußten«, sagte Chrissie.
    »Das wußte ich auch nicht«, sagte H.R. »Freddie wollte ja, daß ich das keinem erzähle.«
    »Ja, das habe ich ihm auch versprochen«, sagte Karl. »Naja, ich hab’s ja auch nicht weitererzählt, die Trollingerkönigin war’s!«
    »Als wenn das wichtig wäre, Karl Schmidt, du bist doch … «
    Frank hörte nicht mehr zu. Der arme Freddie!
20.  MOSAIK
    Erst kurz vor dem Wittenbergplatz fiel ihm ein, daß er ja auch das Auto hätte nehmen können, darauf war er vorher gar nicht gekommen, er hatte überhaupt das Auto völlig vergessen, und er wunderte sich darüber nicht, er verstand jetzt ganz genau, warum Freddie ihm das Auto damals, als er nach Berlin gegangen war, geschenkt hatte, hier hatte keiner ein Auto, und es schien auch keiner eins zu brauchen, wenn es nicht gerade darum ging, jemanden, der blutete, zum Krankenhaus zu fahren, und den Weg zu dem Hotel, in dem Freddie jetzt sein sollte, hatte Karl ihm auch gleich anhand von V-Bahn und Bus beschrieben, »die 1 bis zum Wittenbergplatz und dann den 1ger bis zur Schlüterstraße«, hatte er gesagt, er wußte das so genau, weil er Freddie einmal besucht hatte, »aber die wollten mich nicht zu ihm reinlassen, und später hatte ich keine Zeit«, hatte er gesagt, es gab dort wohl Besuchszeiten, aber die waren Frank egal, er war nicht bereit, sich jetzt noch auf sowas einzulassen, schon auf dem Weg zur V-Bahn hatte er sich, um später bei denen, die Freddie da in ihrer Gewalt hatten, mit dem nötigen Nachdruck auftreten zu können, vorzustellen versucht, was Harry, der gute alte Harry aus der Neuen Vahr Süd, in einem solchen Fall zum Thema Besuchszeiten zu sagen hätte, und kurz vor dem Wittenbergplatz hatte er alle Möglichkeiten im Harrysehen Sinne durchdekliniert und war dabei schon im Vorfeld so aggressiv geworden, daß er sich für jeden Fall gewappnet fühlte. Es ist nur wichtig, dachte er, als er am Wittenbergplatz ankam, daß man auf den letzten Metern aggressionsmäßig nicht wieder abschlafft, aber aufgewühlt, wie er war, sah er eigentlich keinen Grund, sich da Sorgen zu machen.
    Am

Weitere Kostenlose Bücher