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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Knalltüten haben ja alle keine Ahnung, man möchte es nicht glauben!«
    Karl und H.R. ließen die Blicke schweifen und zündeten sich Zigaretten an, Erwin schaute auf seine Hände, Chrissie in ihren Milchkaffee. Immerhin, dachte Frank befriedigt, immerhin!
    »Das ist doch Quatsch! Das kann mir doch keiner erzählen, daß die das alle nicht wissen!« erregte sich seine Mutter.
    »Ja, mir kommt das auch komisch vor.«
    »Wenn’s nicht Manfred wäre, würde ich mir glatt Sorgen machen«, sagte seine Mutter. »Und ich hab noch gesagt: Paß aufManfred auf, habe ich noch gesagt, als du losgefahren bist, weißt du das noch?«
    »Ja, natürlich weiß ich das noch, aber was soll ich denn machen, ich hab ihn doch noch gar nicht gesehen, wie soll ich denn dann auf ihn aufpassen? Ich meine, man kann doch nur auf jemanden aufpassen, der sich in der Obhut von einem befindet, oder was?!«
    »So geht das nicht!« sagte Franks Mutter entschieden. Dann schneuzte sie sich lautstark die Nase. »Hab schon eine Erkältung gekriegt deswegen.«
    »Deswegen doch nicht, wegen sowas bekommt man doch keine Erkältung!«
    »Hast du eine Ahnung! Jedenfalls mußt du da jetzt mal irgendwas tun, Frank, da kann man doch nicht nur so herumsitzen, da mußt du doch auch mal was tun!«
    Frank lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und blickte in die Gesichter von Chrissie, H.R., Karl und Erwin, die jetzt sorgenvolle Mienen zur Schau trugen. Aber wenn sie sich Sorgen machen, dachte er, dann kann das ja wohl kaum wegen Freddie sein, sie haben sich bisher keine Sorgen um Freddie gemacht, dachte er, dann brauchen sie jetzt damit auch gar nicht mehr anzufangen, und dann dachte er, und das war interessant, daß es vielleicht nicht Sorgen waren, die sich in ihren Gesichter spiegelten, sondern ein schlechtes Gewissen, das sah ihm eigentlich ziemlich nach schlechtem Gewissen aus. »Ja, natürlich muß ich was tun!« sagte er in den Hörer. »Aber was?«
    »Was ist das denn für eine Frage, warum fragst du mich denn das«, sagte seine Mutter, »ich kann das ja nun am schlechtesten beurteilen, wie soll ich das denn wissen?«
    Frank sah noch immer in die Gesichter der anderen und hatte plötzlich eine Idee.
    »Ja, wenn du meinst, dann mach ich das«, sagte er zu seiner Mutter, »nein, die wissen das nicht, da geht dann nichts anderes, das stimmt schon… Ja, weiß nicht, wollen wir mal nicht hoffen!« Er machte eine Pause, um die Sache realistischer zu gestalten, die war gerade lang genug, daß seine verdutzte Mutter »Äh…« sagen konnte, dann sagte er: »Stimmt … Ja nun … «
    »Frank, was ist denn da los?« Seine Mutter hatte sich wieder gefangen. »Spinnst du jetzt? Mit wem redest du denn da?«
    »Ist das nicht vielleicht ein bißchen früh für die Polizei? Ich meine … «
    »Frank, was ist da los? Was für eine Polizei? Bist du von Sinnen?«
    »Nein«, sagte Frank, »das nicht, aber… - ja, du hast wahrscheinlich recht, obwohl, Polizei, das sind Profis, okay, aber dann muß das auch … «
    »Frank, was hast du da mit der Polizei? Bist du total übergeschnappt? Was faselst du denn da für ein sinnloses Zeug?!« Seine Mutter klang ernstlich besorgt.
    »Nein, wenn, dann hier, in Bremen bringt das nichts … - ja sicher, da muß man hier in Berlin, er ist ja in Berlin verschwunden, was willst du denn da in Bremen mit der Polizei, das bringt ja nichts, das muß man hier machen.«
    »Frank! Jetzt hör aber mal auf damit, das ist ja beängstigend, willst du mir Angst machen? Bist du jetzt total plemplem? Soll ich irgendwen anrufen, der sich um dich kümmert? Kümmert sich da keiner um dich?«
    »Nein«, sagte Frank, »nein, das will ich auf keinen Fall. «
    »Was soll das Gefasel dann?«
    »Das kann man jetzt so nicht sagen«, sagte Frank. Seine Zuhörer hingen, soviel war mal klar, gebannt an seinen Lippen, sie hatten sogar das Rauchen eingestellt, in H.R.s und Karls Händen verbrannten vernachlässigte Zigaretten zu langen Aschewürsten. Frank führte zwei Finger vor die geschürzten Lippen, und Erwin verstand und warf ihm seine Zigarettenpackung zu. Frank steckte sich eine in den
    Mund und zündete sie sich umständlich an, während er in den Hörer sagte: »Das kann ich dir alles spärer noch erklären.«
    »Sind da noch andere Leute, hören da jetzt noch andere Leute mit, oder was?« sagte seine Mutter hellsichtig.
    »Ja, genau!«
    »Und redest du wegen denen so komisch?«
    »Ja, ja, mach ich, mach dir keine Sorgen.«
    »Na gut, ich weiß zwar nicht,

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