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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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diese die Ecktasche erreichte, blieb sie plötzlich wie angenagelt an der Kante des Loches stehen, und als hätte sie es sich bei dieser Gelegenheit auch noch anders überlegt, löste sich eine der anderen Kugeln aus der Formation und fiel mit einem Plopp in die Tasche an der gegenüberliegenden Ecke.
    »Verdammt noch mal«, sagte Slick. »So'n Stoß ist mir ja noch nie untergekommen; ist das die englische Technik? Ich dachte schon, die Weiße geht ab.«
    »War das 'ne Volle?« fragte der Fremde.
    Mavis lehnte sich über die Bar und flüsterte Robert zu. »Hast du gesehen, wie die Weiße stehengeblieben ist? Die hätte einfach abgehen müssen.«
    »Vielleicht liegt da ein Stückchen Kreide auf dem Tisch, und das hat sie angehalten«, spekulierte Robert.
    Der Fremde machte noch zwei Stöße, an denen nichts weiter bemerkenswert war, und kündigte dann einen geraden Stoß auf die Drei an. Als er stieß, prallte der Ball schräg an der Queuespitze ab, beschrieb einen Bogen und versenkte die Sechser-Kugel in der gegenüberliegenden Ecke.
    »Die Drei hab ich gesagt«, brüllte der Fremde.
    »Weiß ich ja«, sagte Slick. »Sieht aus, als hättest du die englische Technik bißchen überstrapaziert. Ich bin dran.«
    Es schien so, als sei der Fremde sauer auf jemanden, doch dabei handelte es sich offensichtlich nicht um Slick. »Wie kann man die Drei mit der Sechs verwechseln, du Idiot?«
    »Sag ich auch«, erwiderte Slick. »Aber jetzt mach mal halblang. Du liegst sowieso ein Spiel vorne.«
    Slick versenkte vier Kugeln hintereinander und verbockte dann einen Schuß so offensichtlich, daß Robert gequält das Gesicht verzog. Normalerweise ließ Slick etwas mehr Feingefühl walten, wenn er versuchte, jemanden abzuzocken.
    »Die Fünf in die Seite!« rief der Fremde. »Kapiert? Die Fünf!«
    »Ich hab's kapiert«, sagte Slick. »Und die anderen Leute hier auch. Und außerdem noch die halbe Straße. Du brauchst nicht so rumzubrüllen, Kumpel. Ist doch nur ein Spiel in aller Freundschaft.«
    Der Fremde beugte sich vor und schoß. Die Fünfer-Kugel prallte von der Weißen ab, wirbelte auf die Bande zu, änderte dann die Richtung und schoß im Bogen in die Seitentasche. Robert war wie vor den Kopf geschlagen. Dies war ein unmöglicher Stoß gewesen, doch jeder im Raum hatte ihn beobachtet.
    »Verdammt«, sagte Slick. Dann wandte er sich an Mavis. »Mavis, wann hast du den Tisch zum letzten Mal justieren lassen?«
    »Gestern, Slick.«
    »Na ja, er ist jedenfalls verzogen, wie 'n Stück Scheiße. Gib mir mein Queue, Mavis.«
    Mavis watschelte zum Ende des Tresens und zog einen drei Fuß langen schwarzen Lederkoffer darunter hervor. Sie hielt ihn vorsichtig und reichte ihn Slick voller Ehrfurcht, wie eine altersschwache Dame vom See, die dem rechtmäßigen König sein Excalibur aus Hartholz darreicht. Slick ließ den Koffer aufschnappen und schraubte das Queue zusammen, ohne seinen Blick nur einen Moment von dem Fremden zu wenden.
    Beim Anblick des Queue begann der Fremde zu lächeln. Slick lächelte zurück. Die Sache war nun klar, es wurde nicht mehr um den heißen Brei herumgeredet. Hier standen sich zwei Zocker gegenüber, die einander in die Augen blickten und ein stillschweigendes Abkommen trafen: Schluß mit dem Scheiß , kommen wir zur Sache.
    Robert war so mitgerissen von dem Geschehen am Pooltisch und der Spannung zwischen den beiden Spielern – außerdem überlegte er die ganze Zeit krampfhaft, was es denn war, weshalb der Fremde ihn so wütend machte –, daß er gar nicht merkte, wie eine Gestalt auf den Barhocker neben ihm glitt. Bis sie ihn ansprach.
    »Wie geht's so, Robert?« Ihre Stimme war tief und kehlig. Sie legte ihren Arm auf Roberts Arm und drückte ihn kurz. Robert drehte sich um und wäre bei ihrem Anblick fast vom Stuhl gefallen. So wirkte sie allerdings auf die meisten Männer.
    Sie trug einen schwarzen Bodystocking mit einem breiten Ledergürtel um die Taille, an dem eine Unzahl von Chiffontüchern baumelten, die beim Gehen ihre Hüften umspielten wie die irisierenden Schleier Salomes. Silberne Armreifen klirrten an ihren Handgelenken; ihre Fingernägel waren lang, spitz gefeilt und schwarz lackiert. Sie hatte große, weite auseinanderstehende grüne Augen. Ihre Nase war kurz und gerade, und ihre vollen Lippen hatte sie blutrot geschminkt. Ihr blauschwarzes Haar reichte ihr bis zur Hüfte. Zwischen ihren Brüsten baumelte ein umgekehrtes Pentagramm aus Silber an einer silbernen Kette.
    »Mir geht's

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