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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Fremde. Sämtlicher jugendlicher Charme war aus seinem Gesicht geschwunden. Er hätte genausogut tausend Jahre alt sein können – er wirkte wie eine Statue aus Stein. Den Blick starr auf Slick gerichtet, sagte er: »Das Spiel ist aus.« Er hätte genausogut sagen können: »Wasser ist naß.« Es war die Wahrheit und nichts als das. Bitterer Ernst.
    Slick griff in die Tasche, kramte eine Handvoll zerkrumpelter Zwanziger heraus und warf sie auf den Tisch.
    Der Fremde sammelte die Scheine ein und ging.
    Slick griff nach seinem Queue und schraubte es auseinander. Die Tagschicht verharrte in Schweigen, um Slick die Gelegenheit zu geben, seine Würde wiederzuerlangen.
    »Das war vielleicht ein verdammter Alptraum«, sagte er zu den Zuschauern.
    Diese Bemerkung traf Robert wie ein Hammerschlag. Plötzlich wußte er, wo er den Fremden schon mal gesehen hatte. Der Traum von der Wüste tauchte mit vernichtender Klarheit wieder vor seinen Augen auf. Fassungslos griff er nach seinem Bier.
    »Willst du eine Margerita?« fragte ihn Mavis. Sie hielt noch immer den Baseballschläger in der Hand, den sie unter der Bar hervorgezogen hatte, als die Lage am Pooltisch etwas kitzlig geworden war.
    Robert schaute auf den Hocker neben sich. Der kleine Mann war verschwunden.
    »Er hat gesehen, wie der Fremde einen Stoß gemacht hat und ist rausgerannt, als ob ihm der Arsch angebrannt wär«, sagte Mavis.
    Robert schnappte sich die Margerita, kippte die gefrorene Masse in einem Zug herunter und hatte einen Augenblick später das Gefühl, der Schädel würde ihm platzen.
     
    Auf der Straße draußen waren Travis und Catch auf dem Weg zur Werkstatt.
    »Vielleicht solltest du lieber lernen, wie man Pool spielt, wenn du vorhast, auf diese Weise Geld zu verdienen.«
    »Vielleicht paßt du ja auch auf, was für einen Stoß ich ansage.«
    »Ich hab dich nicht gehört. Ich verstehe nicht, warum wir unser Geld nicht einfach stehlen.«
    »Ich mag Stehlen nicht.«
    »Du hast den Zuhälter in L.A. beklaut.«
    »Das war in Ordnung.«
    »Was ist der Unterschied?«
    »Stehlen ist unmoralisch?«
    »Und Bescheißen beim Pool?«
    »Ich hab nicht beschissen. Ich hatte nur einen unfairen Vorteil. Er hatte ein spezialgefertigtes Queue, und ich hatte dich, der die Kugeln reinschiebt.«
    »Das Prinzip Moral verstehe ich nicht.«
    »Das überrascht mich nicht im geringsten.«
    »Ich glaube, du verstehst es auch nicht.«
    »Wir müssen den Wagen abholen.«
    »Wo fahren wir hin?«
    »Einen alten Freund besuchen.«
    »Das sagst du jedesmal, wenn wir irgendwohin fahren.«
    »Das ist das letzte Mal.«
    »Sicher.«
    »Sei still. Die Leute gucken schon.«
    »Du versuchst dich rauszuwinden. Was ist Moral?«
    »Der Unterschied zwischen dem, was richtig ist, und dem, was man begreifen kann.«
    »Muß was typisch Menschliches sein.«
    »Haargenau.«
     

-10-
AUGUSTUS BRINE
     
    Augustus Brine saß in einem sehr hohen Ledersessel, rieb sich die Schläfen und versuchte herauszufinden, was zu tun war. Doch anstelle von Antworten rasselte nur immer wieder die Frage Warum gerade ich? wie ein rätselhaftes Mantra durch seinen Kopf. Trotz seiner Größe, seiner Kraft und all der Zeit, die er mit Lernen verbracht hatte, fühlte Augustus Brine sich klein, schwach und dumm. Warum gerade ich?
    Ein paar Minuten zuvor war Gian Hen Gian ins Haus gestürmt. Er hatte geredet wie ein Wasserfall – dummerweise auf arabisch, so daß Augustus Brine ihn erst einmal beruhigen mußte, bis er von dem Dschinn erfuhr, daß er den Dämon aufgespürt hatte.
    »Du mußt den Dunkelhaarigen finden. Er muß das Siegel des Salomon haben. Du mußt ihn finden!«
    Mittlerweile hatte der Dschinn sich auf einem Sessel Augustus Brine gegenüber niedergelassen und knabberte Kartoffelchips, während er einen Marx-Brothers-Film auf Video verfolgte.
    Der Dschinn beharrte darauf, daß Brine endlich irgendwelche Schritte in die Wege leiten müsse, doch mit konkreten Vorschlägen, was nun genau zu tun sei, konnte er auch nicht aufwarten. Brine ließ sich verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf gehen, von denen allerdings keine seine Begeisterung zu wecken vermochte. Er konnte ja wohl kaum die Polizei rufen und melden, daß ein Dschinn ihm erzählt hatte, ein unsichtbarer, menschenfressender Dämon sei in Pine Cove eingefallen – das würde nur dazu führen, daß er für den Rest seines Lebens mit Sedativa vollgepumpt würde. Keine gute Aussicht. Oder er konnte sich auf die Suche nach dem Dunkelhaarigen machen,

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