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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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und das hereinflutende Tageslicht blendete Robert. Als er nach einigen Augenblicken wieder etwas sehen konnte, saß neben ihm ein kleiner Mann mit einer roten Strickmütze auf dem Kopf. Robert hatte gar nicht bemerkt, daß er hereingekommen war.
    Zu Mavis gewandt, sagte der kleine Mann: »Dürfte ich Sie um eine kleine Menge Salz angehen, wenn es Ihnen keine Umstände macht?«
    »Wie wär's mit einer Margerita mit extra Salz, mein Hübscher?« fragte Mavis und klimperte mit ihren Spinnenwimpern.
    »Ja, das wäre prima. Danke.«
    Robert betrachtete einen Augenblick lang den kleinen Mann und wandte sich dann wieder ab, um die Billardpartie weiterzuverfolgen. Vielleicht war ja der Job, den Rachel ihm angeboten hatte, der Ausweg aus seiner Misere. Obwohl, irgendwie schien alles noch nicht schlimm genug zu stehen. Schon seltsam. Außerdem kam ihm die Vorstellung, daß ausgerechnet Rachel sich als seine gute Fee entpuppen sollte, doch absurd vor. Nein, es ging wunderbar bergab mit ihm – es schien fast, als sei die Talsohle und damit die Erlösung schon in Sicht. The Breeze war verschwunden. Die Miete war fällig. Er hatte sich einen mexikanischen Drogendealer zum Feind gemacht, und es raubte ihm fast den Verstand, daß er nicht darauf kam, wo er den Fremden am Pooltisch schon mal gesehen hatte.
    Die Partie war in vollem Gang. Slick ließ die Kugeln mit einer nahezu mechanischen Präzision über den Tisch laufen, bis er sich irgendwann einen Fehlstoß erlaubte. Dann allerdings räumte der Fremde den Tisch mit einer Serie von unmöglichen Stößen ab, bei denen die Kugeln in völlig rätselhaften Bahnen über den Tisch kurvten, so daß die Zuschauer mit heruntergeklappten Kiefern sprachlos dastanden und Slick der Schweiß ausbrach.
    Slick McCall war bereits der unangefochtene König an den Pooltischen des Head of the Slug Saloon gewesen, bevor der Laden überhaupt Head of the Slug geheißen hatte. Die Bar hatte fünfzig Jahre lang Head of the Wolf geheißen, bis Mavis es einfach satt hatte, sich immer wieder von irgendwelchen Umweltschützern damit vollquatschen zu lassen, daß der Grauwolf eine bedrohte Spezies sei und der Saloon zu dessen Ausrottung beitrage. So hatte sie eines Tages den ausgestopften Wolfskopf zur Heilsarmee geschleppt und einen lokalen Künstler damit beauftragt, einen Schneckenkopf aus Fiberglas zu bauen, den sie über der Bar aufhängte, dort, wo früher der Wolf seinen Platz gehabt hatte. Dann ließ sie das Schild umpinseln und wartete nur darauf, daß irgendwann ein Klugscheißer von der Gesellschaft zur Rettung der Schnecken daherkam, um dagegen zu protestieren. Sie wartete allerdings vergebens. In der Wirtschaft wie in der Politik kommt es offensichtlich nur darauf an, eine Schleimspur zu hinterlassen, um auf die Toleranz der Öffentlichkeit rechnen zu können.
    Vor Jahren hatte sich Mavis und Slick auf eine geschäftliche Abmachung zum beiderseitigen Vorteil geeinigt. Mavis erlaubte Slick, seinen Lebensunterhalt an ihren Pooltischen zu verdienen, und im Gegenzug willigte Slick ein, ihr zwanzig Prozent von seinen Gewinnen abzutreten und auf eine Teilnahme am alljährlichen Pool-Turnier im Head of the Slug zu verzichten. Robert kam nun schon seit sieben Jahren hierher, und er hatte Slick noch nie ratlos und verzweifelt gesehen – zumindest nicht beim Pool. Doch in diesem Augenblick war Slick ratlos und von Verzweiflung gebeutelt.
    Gelegentlich kam es vor, daß ein Tourist, der das Schafspenis-Turnier in Kansas gewonnen hatte, zum Head of the Slug hereinmarschierte und sich aufführte wie der allmächtige Gott des grünen Filz, bis Slick ihn mit sachten Stößen seines spezialgefertigten Queue mit Elfenbeineinlage wieder auf den Boden holte. Allerdings bewegten sich diese Gegner mit ihrer Spielweise innerhalb der allgemein bekannten Gesetze der Physik. Der dunkelhaarige Fremde hingegen spielte, als hätte jemand Isaac Newton bei der Geburt auf den Kopf fallen lassen.
    Man mußte Slick zubilligen, daß er mit seiner gewohnten Methodik bei der Sache war, doch Robert konnte sehen, daß er Angst hatte. Als der Fremde in einem Spiel um hundert Dollar die Acht versenkte, wandelte sich Slicks Angst in Zorn, und er schleuderte sein spezialgefertigtes Queue durch den Raum wie ein wutentbrannter Zulu seinen Speer.
    »Gottverdammich, Kleiner, ich weiß nicht, wie du das anstellst, aber ich weiß, daß kein Mensch so einen Stoß hinkriegt«, schrie Slick dem Fremden ins Gesicht.
    »Reg dich ab«, sagte der

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