Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
elend«, sagte Robert. »Danke der Nachfrage, Ms. Henderson.«
    »Meine Freunde nennen mich Rachel.«
    »Okay. Mir geht's elend, Ms. Henderson.«
    Rachel war fünfunddreißig, doch sie wäre ohne weiteres für zwanzig durchgegangen, wäre da nicht diese arrogante Sinnlichkeit gewesen und das spöttische Lächeln, das ihre Augen umspielte und aus dem Erfahrung, Selbstvertrauen und Heimtücke sprachen, die man bei Zwanzigjährigen einfach nicht findet. Es war jedoch nicht ihr Körper, der über ihr Alter hinwegtäuschte, sondern ihr Benehmen. Sie schien förmlich durch Männer zu waten, als wären sie Wasser.
    Robert kannte sie schon seit Jahren, doch ihre Gegenwart hatte in ihm stets das Gefühl ausgelöst, daß seine eheliche Treue lediglich eine absurde Wahnvorstellung war. Was rückblickend gesehen vielleicht auch der Fall war. Dennoch fühlte er sich in Rachels Gesellschaft unbehaglich.
    »Ich bin nicht dein Feind, Robert. Egal, was du denkst. Jenny hat sich schon seit langem überlegt, ob sie dich verlassen soll. Wir hatten damit nicht das geringste zu tun.«
    »Wie läuft's denn so in eurem Hexenzirkel?« fragte Robert voller Sarkasmus.
    »Wir sind kein Hexenzirkel. Die Heidnischen Vegetarier für den Frieden widmen sich lediglich dem bewußten Umgang mit der Erde, sowohl in spiritueller wie in physischer Hinsicht.«
    Robert kippte sein mittlerweile fünftes Bier in sich hinein und knallte das Glas auf den Tresen. »Die Heidnischen Vegetarier für den Frieden sind ein Haufen verbitterter, männerhassender Nervensägen, die sich nichts anderem gewidmet haben, als Ehen zu zerstören und Männer in Kröten zu verwandeln.«
    »Das ist nicht wahr, und das weißt du auch.«
    »Ich weiß nur«, sagte Robert, »daß innerhalb eines Jahres jede Frau, die eurem Zirkel beigetreten ist, sich von ihrem Mann hat scheiden lassen. Ich war von Anfang an dagegen, daß Jenny sich mit diesem Hokuspokus abgibt. Ich hab ihr gesagt, daß ihr eine Hirnwäsche blüht, und genau das habt ihr mit ihr gemacht.«
    Rachel wich auf ihrem Hocker zurück wie eine Katze, die in die Defensive geht. »Du glaubst, woran du glauben willst, Robert. Ich zeige den Frauen die Göttin, die in ihrem Inneren wohnt. Ich mache ihnen klar, daß da eine Kraft in ihnen schlummert, mit der sie in Kontakt treten können, und ich zeige ihnen wie; was sie damit anfangen, ist ihre eigene Sache. Wir sind nicht gegen Männer. Allerdings können die Männer es einfach nicht ertragen mitanzusehen, wenn eine Frau sich ihrer selbst bewußt wird. Wenn du Jennys Entwicklung unterstützt hättest, statt ihr im Weg zu stehen, wäre sie vielleicht noch bei dir.«
    Robert wandte sich von ihr ab und sah einen Augenblick lang sein eigenes Gesicht im Spiegel hinter der Bar. Er wurde gepackt von einer Welle des Ekels vor sich selbst. Sie hatte recht. Er schlug die Hände vors Gesicht und beugte sich über die Bar.
    »Hör mal, ich bin nicht hergekommen, um mich mit dir zu streiten«, sagte Rachel. »Ich hab deinen Wagen vor der Tür gesehen und dachte mir, du könntest vielleicht ein bißchen Geld gebrauchen. Ich habe einen Job für dich. «
    »Was?« sagte Robert zwischen seinen Händen hindurch.
    »Wir sponsern den jährlichen Tofuskulpturenwettbewerb, der dieses Jahr im Park abgehalten wird. Wir brauchen jemanden, der für das Plakat der Pressemappe Fotos macht. Ich weiß, daß du pleite bist, Robert.«
    »Nein«, sagte er, ohne aufzuschauen.
    »Auch gut. Ganz wie du willst.« Rachel glitt von ihrem Hocker und machte sich auf den Weg nach draußen.
    Mavis stellte Robert ein weiteres Bier hin und zählte sein Geld auf dem Tresen. »Nicht schlecht«, sagte sie. »Dein Vermögen beläuft sich auf vier Dollar.«
    Robert hob den Kopf. Rachel war schon fast zur Tür hinaus. »Rachel!«
    Sie drehte sich um und stand wartend da – eine Hand auf ihre atemberaubende Hüfte gestützt.
    »Ich wohne im Trailer von The Breeze.« Er gab ihr die Telefonnummer von dort. »Ruf mich an, ja?«
    Rachel lächelte. »Okay, Robert, ich rufe dich an.« Sie wandte sich zum Gehen.
    Robert rief ihr nach: »Du hast Breeze nicht zufällig gesehen, oder?«
    Rachel verzog das Gesicht. »Robert, allein die Vorstellung, mit Breeze im selben Raum zu sein, verursacht bei mir feuchten Ausschlag.«
    »Ach komm, er ist gar nicht so übel.«
    »Etwa wie Durchfall.«
    »Hast du ihn vielleicht gesehen?«
    »Nein.«
    »Danke«, sagte er. »Ruf mich an.«
    »Mach ich.« Sie drehte sich um und ging. Sie öffnete die Tür,

Weitere Kostenlose Bücher