Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
ihr zu essen, schenkten ihr Zuneigung und Verständnis, und das einzige, was sie als Gegenleistung verlangten, war, daß Rachel erkannte, daß auch sie Würde hatte. Als sie Merle anrief, um ihm zu sagen, wo sie war, standen sie ihr alle bei.
    Merle versprach, daß alles ganz anders werden würde.
    Sie kehrte in den Trailer zurück.
    Einen Monat lang blieb sie von seinen Schlägen verschont. Er rührte sie überhaupt nicht mehr an. Er redete noch nicht einmal mit ihr.
    Die Frauen aus dem Frauenhaus hatten sie vor dieser Art der Mißhandlung gewarnt: dem Entzug von Zuneigung. Als sie Merle eines Abends darauf ansprach, während er beim Essen war, schleuderte er ihr seinen Teller ins Gesicht. Dann machte er sich daran, ihr die schlimmste Tracht Prügel ihres Lebens zu verpassen, um sie anschließend aus dem Trailer zu werfen und die Tür abzuschließen, so daß sie die Nacht im Freien verbringen mußte.
    Der nächste Nachbar wohnte fünfzehn Meilen entfernt, und Rachel mußte sich unter der Treppe zur Haustür verkriechen, um einigermaßen vor der Kälte geschützt zu sein. Sie glaubte nicht, daß sie es in ihrem Zustand schaffen würde, einen Weg von fünfzehn Meilen zu Fuß zu bewältigen.
    Mitten in der Nacht riß Merle die Tür auf und brüllte: »Ach ja, ich hab das Telefon gekappt, also spar dir unnötige Gedanken.« Dann knallte er die Tür zu und verriegelte sie von innen.
    Als die Sonne im Osten über den Horizont kroch, tauchte Merle wieder auf. Rachel hatte sich unter dem Trailer verkrochen, damit er sie nicht packen konnte. Er hob die Plastikabdeckung hoch und schrie sie an. »Paß auf, du Schlampe, wenn ich zurückkomme, läßt du dich besser nicht blicken, oder es geht dir dreckig.«
    Rachel wartete unter dem Trailer, bis sie hörte, wie sein Doppeldecker die Startbahn entlangdröhnte. Dann kroch sie aus ihrem Versteck und schaute zu, wie das Flugzeug in der Ferne aufstieg. Obwohl es ihr im Gesicht weh tat und die Wunden an ihrem Mund aufsprangen, konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie hatte entdeckt, daß sie stark genug war, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Der Beweis dafür war ein Zwanzigliter-Kanister, der unter dem Trailer versteckt lag und zur Hälfte gefüllt war mit Flugzeugmotorenöl.
    Noch am gleichen Nachmittag kam ein Polizist zum Trailer. Er hatte den ernsten Gesichtsausdruck eines Mannes, der sich bewußt ist, daß er eine schlechte Nachricht überbringen muß, aber dennoch um Fassung bei der Erfüllung dieser Pflicht bemüht ist, doch als er Rachel auf den Treppenstufen vor dem Trailer sitzen sah, wich ihm die Farbe aus dem Gesicht, und er rannte auf sie zu. »Sind Sie in Ordnung?«
    Rachel konnte nicht sprechen. Aus ihrem zerschlagenen Mund drangen nur unverständlich gluckernde Laute. Der Polizist fuhr sie in seinem Streifenwagen zum Krankenhaus und erzählte ihr erst später, nachdem ihre Wunden gereinigt und verbunden waren, von dem Flugzeugabsturz.
    Es machte den Eindruck, als hätte Merles Doppeldecker einen Leistungsabfall gehabt, nachdem er ein Feld überflogen hatte. Jedenfalls konnte er die Maschine nicht schnell genug hochziehen, um einem Hochspannungsmast auszuweichen, und so war Merles glühende Asche auf ein Feld knospender Erdbeeren niedergeregnet. Später, bei der Beerdigung, bemerkte Rachel: »Er ist genauso gestorben, wie er es sich immer gewünscht hatte.«
    Einige Wochen später kam ein Mann von der Bundesluftfahrtbehörde F. A. A. bei dem Trailer vorbei und stellte Fragen. Rachel erzählte ihm, daß Merle sie zusammengeschlagen hatte und dann zu seinem Flugzeug gestürmt und losgeflogen war. Die F. A. A. schloß daraus, daß Merle in seiner Wut unterlassen hatte, das Flugzeug gründlich durchzuchecken, bevor er startete. Niemand kam je auf die Idee, daß sie das Öl aus seiner Maschine abgelassen hatte.
     

-16-
HOWARD
     
    Howard Phillips, der Besitzer von H.P.'s Café, hatte es sich gerade im Arbeitszimmer seines kleinen steinernen Hauses bequem gemacht, als er aus dem Fenster schaute und sah, wie sich draußen zwischen den Bäumen etwas bewegte.
    Seit Howard erwachsen war, hatte er den größten Teil seines Lebens der Aufgabe gewidmet, drei Theorien zu beweisen, die er während seiner Zeit am College formuliert hatte: Erstens, daß es, bevor Menschen die Erde bevölkerten, eine mächtige Rasse intelligenter Lebewesen gegeben hatte, die eine hohe Zivilisationsstufe erreicht hatte und dann aus einem unbekannten Grund verschwunden war. Zweitens,

Weitere Kostenlose Bücher