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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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daß die Überreste dieser Zivilisation entweder unter der Erdoberfläche oder in den Tiefen des Ozeans noch immer existierten und sich der Entdeckung durch Menschen durch extrem geschickte Tarnung entzogen. Und drittens, daß diese Wesen ihre Rückkehr als Herrscher über den Planeten vorbereiteten und sie dabei keinerlei Freundlichkeit würden walten lassen.
    Was da draußen durch den Wald strich, der Howards Bungalow umgab, war der erste physische Beweis seiner Theorien, den Howard je zu Gesicht bekommen hatte. Es erfüllte ihn mit Euphorie und Schrecken zugleich. Wie bei einem Kind, das ganz begeistert ist von der Vorstellung, daß es einen Weihnachtsmann gibt, und sich dann weinend hinter seiner Mutter versteckt, wenn es mit der korpulenten Realität eines Mietweihnachtsmannes im Kaufhaus konfrontiert wird. Daß sich das, an dessen Existenz er so lange fest geglaubt hatte, nun physisch vor ihm manifestierte, darauf war Howard Phillips nicht gefaßt. Er war Gelehrter, kein Abenteurer; ihm waren Erlebnisse lieber, wenn sie aus zweiter Hand kamen, durch Bücher. Seine Abenteuerlust und Waghalsigkeit erschöpften sich darin, daß er seinen Gästen Vollkorntoast zu Eiern mit Speck servierte anstelle des gewöhnlichen Weißbrotes.
    Er starrte zum Fenster hinaus auf das Wesen, das draußen im Mondlicht herumstrich. Es hatte große Ähnlichkeit mit den Darstellungen der Wesen, die er in alten Manuskripten gefunden hatte: Es lief auf zwei Beinen wie der Mensch und hatte lange, affenähnliche Arme, war aber ansonsten eher reptilienartig, denn Howard konnte die Schuppen des Wesens im Mondlicht schimmern sehen. Was ihn beunruhigte, war die Größenabweichung. Den Manuskripten zufolge waren diese Geschöpfe, die von den Alten als Sklaven gehalten wurden, stets von kleinem Wuchs – allenfalls einen Meter hoch. Dieses hingegen war riesenhaft – vier bis fünf Meter groß.
    Das Wesen blieb einen Augenblick lang stehen, drehte sich langsam um und starrte zu Howards Fenster herein. Howard widerstand seinem Verlangen, sich auf den Boden zu werfen, und blieb stehen und schaute dem Alptraum direkt in die Augen.
    Diese waren etwa so groß wie die Scheinwerfer eines Autos. Ein matter orangefarbener Schimmer umgab die Pupillen, die schlitzförmig waren wie bei einer Katze. Längliche, spitz zulaufende Schuppen an den Seiten des Kopfes erweckten den Anschein, als handelte es sich dabei um Ohren. So standen sie einander Auge in Auge gegenüber, der Mensch und das Wesen, und rührten sich nicht, bis Howard es nicht mehr aushielt. Er riß an den Vorhängen und zog sie so heftig zu, daß er dabei beinahe die Stange heruntergerissen hätte. Draußen ertönte höhnisches Gelächter.
    Als Howard endlich all seinen Mut zusammennahm und einen Blick durch die Vorhänge riskierte, war das Wesen verschwunden.
    Wieso hatte er sich nur so unwissenschaftlich verhalten? Warum hatte er nicht schleunigst seine Kamera geholt? Er hatte Jahre damit verbracht, in obskuren Schriften herumzustöbern, um in mühsamer Kleinstarbeit Hinweise zu sammeln, die die Existenz der Alten bewiesen, und was hatte er davon gehabt? Die Leute hielten ihn für einen Spinner, der nicht alle Tassen im Schrank hatte. Ein Foto hätte sie überzeugt. Aber er hatte seine Chance verpaßt. Wirklich?
    Plötzlich wurde Howard bewußt, daß das Wesen ihn gesehen hatte. Aus welchem Grund hatten die Alten über Jahrhunderte hinweg soviel Mühe darauf verwendet, ihre Existenz verborgen zu halten, um nun im Mondschein durch die Gegend zu spazieren, als sei es die natürlichste Sache der Welt? Vielleicht war es ja gar nicht verschwunden, sondern strich ums Haus herum, um den lästigen Augenzeugen aus dem Weg zu räumen.
    Howards erster Gedanke waren Waffen. Er hatte keine im Haus. Viele der alten Bücher in seiner Bibliothek enthielten Beschwörungsformeln, durch die man sich schützen konnte, doch er hatte keinen Schimmer, wo er nachschlagen sollte, und außerdem war er kurz davor, in Panik auszubrechen und somit kaum in der idealen geistigen Verfassung, um irgendwelche Nachforschungen anzustellen. Vielleicht würde er es ja schaffen, zu seinem Jaguar zu rennen und damit zu fliehen. Andererseits konnte es sein, daß er dem Ungeheuer genau in die Arme rannte und in seinen Klauen endete. All diese Gedanken schossen ihm innerhalb einer Sekunde durch den Kopf.
    Das Telefon. Er schnappte sich das Telefon auf seinem Schreibtisch und wählte. Es schien ihm, daß die Wählscheibe eine Ewigkeit

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