Der kleine Dämonenberater
nämlich.«
Rachel gab ihre Wohnung auf und zog in Bellas restaurierte viktorianische Villa in der Nähe des Campus der University of California. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich wirklich glücklich.
Natürlich sollte es nicht so bleiben.
Eines Nachmittags kam sie nach Hause und fand Bella im Bett mit einem Musikprofessor, der zwar keine Haare mehr auf dem Kopf, dafür aber unter der Nase hatte. Rachel rastete aus. Sie bedrohte den Professor mit einem Feuerhaken und jagte ihn, halbnackt wie er war, auf die Straße hinaus. Sein Tweedjackett und seine Cordhose wie ein Feigenblatt an sich gepreßt, suchte er das Weite.
»Du hast gesagt, du liebst mich!« schrie Rachel Bella an.
»Und das stimmt auch, meine Liebe.« Bella schien die Ruhe selbst, ihre Stimme vibrierte wie bei einem der Gesänge des Zirkels. »Bei dieser Angelegenheit ging es um Macht; mit Liebe hatte das nichts zu tun.«
»Du hättest was sagen können, wenn ich dir nicht gegeben habe, was du brauchst.«
»Liebe Rachel, es war noch nie mit jemandem so schön wie mit dir. Aber Dr. Mendenhall hält die Hypothek auf unser Haus, und wir zahlen keine Zinsen auf den Kredit, für den Fall, daß dir das noch nicht aufgefallen ist.«
»Du Hure!«
»Sind wir das nicht alle, Liebes?«
»Ich nicht.«
»Bist du doch. Genauso wie ich. Oder die Göttin. Wir haben alle unseren Preis. Sei es Liebe, Geld oder Macht. Warum glaubst du, nehmen die Frauen in deinen Aerobic-Stunden all diese Strapazen auf sich?«
»Du lenkst vom Thema ab.«
»Gib mir eine Antwort«, kommandierte Bella. »Warum?«
»Sie wollen sich in Form bringen, nach dem Motto: ein gesunder Geist in einem gesunden Körper.«
»Der gesunde Geist ist denen scheißegal. Alles, was sie wollen, ist ein knackiger Arsch, damit die Männer auf sie stehen. Natürlich werden sie das nie im Leben zugeben, aber wahr ist es trotzdem. Je eher du das kapierst, desto eher wirst du merken, welche Macht du hast.«
»Du bist krank im Kopf. Das hier widerspricht all dem, was du mir je beigebracht hast.«
»Das hier ist die wichtigste Lektion, die ich dir erteilen werde. Also Rachel: Verkauf dich nie zu billig.«
»Nein.«
»Du glaubst, ich bin bloß eine billige Schlampe, hab ich recht? Du glaubst, du würdest dich nie dazu herablassen, dich zu verkaufen? Wieviel Miete hast du hier je gezahlt?«
»Ich hab's dir angeboten. Du hast gesagt, es wäre egal. Ich habe dich geliebt.«
»Dann ist das dein Preis.«
»Nein. Es ist Liebe.«
»Verkauft!« Bella stieg aus dem Bett und schritt durch das Zimmer. Sie nahm ihren Morgenmantel aus dem Schrank, zog ihn schwungvoll über und band den Gürtel zu. »Liebe mich so, wie ich bin, und zwar genau deswegen. Genauso wie ich dich so liebe, wie du bist. Es hat sich nichts geändert. Dr. Mendenhall kommt wieder, und er wird winseln wie ein Hund. Wenn du willst, kannst du ihn dir vornehmen, wenn dir danach besser ist. Vielleicht können wir ihn auch zusammen abfertigen.«
»Du bist krank im Kopf. Wie kannst du so was auch nur vorschlagen?«
»Rachel, solange du Männer als menschliche Wesen betrachtest, wirst du ein Problem haben. Sie sind niedere Lebewesen, unfähig zur Liebe. Es war nichts weiter als ein animalischer Körperkontakt mit einem Untermenschen – wie kann das etwas zwischen uns ändern? Das, was wir miteinander haben?«
»Du hörst dich an wie ein Mann, den man mit runtergelassenen Hosen erwischt hat.«
Bella seufzte. »Du mußt dich erst mal beruhigen, vorher will ich nicht, daß du mit den anderen Frauen zusammentriffst. In meiner Schmuckschatulle ist etwas Geld. Nimm es dir einfach, und fahr für eine Woche oder so nach Esalen. Denk in Ruhe über die ganze Angelegenheit nach. Wenn du zurückkommst, wirst du dich besser fühlen.«
»Was ist mit den anderen?« fragte Rachel. »Was, glaubst du, werden die davon halten, wenn sie merken, daß alles, was du predigst – die ganze Magie und der Spiritualismus –, nichts weiter ist als ein Haufen Scheiße?«
»Alles daran ist wahr. Sie sind mir gefolgt, weil sie meine Macht bewundern. Und das hier gehört dazu. Ich habe niemanden betrogen.«
»Mich hast du betrogen.«
»Wenn du es so siehst, ist es vielleicht wirklich besser, wenn du gehst.« Bella ging ins Badezimmer und ließ sich ein Bad ein. Rachel folgte ihr.
»Warum sollte ich gehen? Ich könnte es ihnen einfach erzählen. Ich weiß genausoviel wie du. Ich könnte sie leiten.«
»Meine liebe Rachel.« Ohne auch nur hochzuschauen,
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