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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Straße. Sie saßen in seinem Haus. Auf seiner Couch – der Couch, für die Jenny und er gespart hatten. Wie konnte sie das nur tun? Erinnerte sie nicht alles in dem Haus an ihre Ehe? Wie konnte sie mit einem anderen Mann auf seiner Couch sitzen? Würden sie vielleicht auch noch in seinem Bett rammeln? Der Schmerz in seiner Brust schüttelte ihn so heftig, daß er beinahe umgekippt wäre.
    Er überlegte sich, ob er den Wagen des Kerls zu Klump hauen sollte, aber der sah sowieso schon ziemlich schrottig aus. Die Luft aus den Reifen lassen? Die Windschutzscheibe einschlagen? In den Tank pissen? Nein, das wäre wie ein Geständnis, daß er ihr nachspioniert hatte. Aber irgendwas mußte er tun.
    Vielleicht gab es in dem Wagen ja irgendeinen Anhaltspunkt darauf, wer dieser Kerl war, der anderer Leute Ehen ruinierte. Er spähte durch die Fenster des Chevy, doch viel gab es nicht zu sehen. Einwickelpapier von Hamburgern, ein Comic-Heft auf dem Vordersitz und einen Haliburton-Koffer auf dem Rücksitz. Robert erkannte das Ding sofort. Er hatte früher haargenau den gleichen Koffer für seine 10x13-Kamera. Die Kamera hatte er mittlerweile verkauft, und den Koffer hatte er The Breeze gegeben, um die Miete zu bezahlen.
    War dieser Kerl Fotograf? Das ließ sich ja feststellen. Die Hand auf dem Türgriff, stand er da und zögerte einen Moment. Was wäre, wenn der Kerl rauskam, während Robert in seinem Wagen rumkramte? Was konnte er schon groß tun? Scheiß drauf. Der Kerl pfuschte ja auch in seinem Leben rum, oder etwa nicht? Robert probierte, ob die Tür geschlossen war. War sie nicht. Mit einem Ruck zog er sie auf und streckte die Hand ins Wageninnere.
     

-20-
EFFROM
     
    Er war ein Soldat, und wie alle Soldaten dachte er in seiner freien Zeit an zu Hause und das Mädchen, das dort auf ihn wartete. Er saß auf einem Hügel und ließ seinen Blick über die wellige englische Landschaft schweifen. Es war zwar Nacht, doch er hatte schon so lange hier draußen gesessen und Wache geschoben, daß sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er rauchte eine Zigarette und betrachtete die Schatten, die der Vollmond auf die Hügel warf, wenn die niedrige Wolkendecke aufriß.
    Er war noch ein Junge – gerade mal siebzehn. Und er war verliebt in ein blauäugiges Mädchen mit braunen Haaren namens Amanda. Der Flaum auf ihren Schenkeln kitzelte ihn an den Händen, wenn er ihr den Rock hochschob. Er sah die Herbstsonne auf ihren Schenkeln, obwohl er über das Frühlingsgrün der Hügel von England schaute.
    Die Wolken teilten sich, und der Mond erleuchtete die ganze Landschaft vor ihm.
    Das Mädchen zog ihm die Hosen herunter zu den Knien.
    Nur noch vier Tage, dann ging es wieder in die Schützengräben. Er nahm einen tiefen Zug und drückte die Zigarette im Gras aus. Seufzend stieß er den Rauch aus.
    Das Mädchen drückte ihm einen feuchten Kuß auf den Mund und zog ihn auf sich hinunter.
    Ein schwarzer, scharf umrissener Schatten tauchte auf einem der Hügel der Ferne auf. Er sah, wie der Schatten über die Hügel kroch. Das kann nicht sein, dachte er. Die fliegen doch nie bei Vollmond. Andererseits, die Wolkendecke?
    Er suchte den Himmel nach dem Luftschiff ab, doch er konnte keines entdecken. Bis auf das Gezirpe sexbesessener Grillen war es völlig still. Auch die Landschaft lag völlig ruhig und reglos vor ihm. Bis auf den Schatten. Das Bild des Mädchens verschwand, ohne daß er etwas dagegen tun konnte. Alles, was er sah, war der riesige, zigarrenförmige, schwarze Schatten, der sich totenstill auf ihn zu bewegte.
    Er wußte, daß er jetzt loslaufen mußte, um seine Freunde zu warnen, doch er saß nur reglos da und schaute zu. Der Schatten verdunkelte den Mond, und ein Zittern überkam den Soldaten, während das Luftschiff genau über ihm schwebte. Er konnte die Motoren hören, als es über ihn hinwegzog. Dann strahlte das Mondlicht wieder auf ihn hinab, und der Schatten war hinter ihm. Er hatte überlebt. Dann hörte er, wie es hinter ihm zu krachen begann. Er drehte sich um und betrachtete die Blitze und Flammen in der Ferne, hörte die Schreie seiner Freunde, die nun aufwachten, weil sie in Flammen standen. Er stieß einen Klagelaut aus und rollte sich zu einer Kugel zusammen, doch er zuckte jedesmal zusammen, wenn eine Bombe explodierte. Dann wachte er auf.
     
    Es gab keine Gerechtigkeit. Dessen war Effrom sich sicher. Keinen Funken. Kein Jota. Nicht mal ein Molekül von Gerechtigkeit gab es auf der ganzen weiten Welt.

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