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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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eindeutiger Hinweis, ein sicheres Indiz dafür, daß Jenny nicht allein zu Hause war. Und diesen Jemand, der mit ihr im Haus war, hatte sie im Gegensatz zu Robert auch eingeladen. Nun spielten sich in seinem Kopf ganz andere Szenen ab: Er, wie er an die Tür klopft, Jenny, die ihm aufmacht. Und er, wie er über ihre Schulter blickt und auf der Couch einen anderen Mann sitzen sieht. Und dann Jenny, wie sie ihn bittet zu gehen. Er wurde weggeschickt. Er konnte die Vorstellung nicht ertragen. Sie war zu real.
    Vielleicht war es ja überhaupt kein Kerl. Vielleicht war es ja auch nur eine Frau aus dem Zirkel, die vorbeigekommen war, um Jenny über ihren Kummer hinwegzutrösten. Dann kehrte sein Traum zurück. Wieder war er in der Wüste an einen Stuhl gefesselt, und wieder mußte er zusehen, wie Jenny es mit einem anderen Mann trieb. Und das kleine Monster stopfte ihm derweil Salzcracker in den Mund.
    Plötzlich fiel Robert auf, daß er bereits seit einigen Minuten mitten auf der Straße stand und das Haus anstarrte und sich selbst quälte. Jetzt sei doch endlich mal erwachsen! Geh hin und klopf an die Tür. Wenn sie nicht allein ist, entschuldige dich einfach und komm später noch mal wieder. Er spürte, wie sich bei diesem Gedanken ein stechender Schmerz in seiner Brust breitmachte.
    Nein, verschwinde einfach. Fahr zum Trailer von The Breeze und ruf sie morgen an. Der Gedanke daran, eine weitere Nacht allein mit seinem Liebeskummer zubringen zu müssen, verschlimmerte den Schmerz in seiner Brust noch.
    Roberts Unentschlossenheit hatte Jenny von jeher auf die Palme gebracht. Nun lähmte sie ihn völlig. »Entscheide dich für irgendwas und zieh's dann durch, Robert«, hatte sie immer gesagt. »Es kann nicht schlimmer sein, als hier rumzuhängen und in Selbstmitleid zu versinken.«
    Aber das ist doch das einzige, worin ich wirklich gut bin, dachte er.
    Ein Pick-up bog um die Ecke und kam langsam die Straße entlanggerollt. Robert erwachte jäh aus seiner Lethargie. Er rannte zu dem Chevy und ging dahinter in Deckung. Ich verstecke mich vor meinem eigenen Haus. Das ist doch einfach zu dämlich, dachte er. Andererseits kam es ihm vor, als würde jeder, der am Haus vorbeikam, merken, wie mickrig und schwach er war. Er wollte nicht, daß jemand ihn sah.
    Der Pick-up verlangsamte seine Fahrt, bis er vor dem Haus beinahe stehenblieb, doch dann gab der Fahrer Gas und rauschte davon. Robert blieb einige Minuten hinter dem Chevy zusammengekauert, bevor er sich wieder regte.
    Er mußte es einfach wissen.
    »Entscheide dich für irgendwas und zieh's dann durch.« Er beschloß, heimlich einen Blick durch das Fenster zu werfen. Die beiden Wohnzimmerfenster lagen in etwa einem Meter achtzig Höhe. Sie hatten altmodisch verzierte Rahmen mit eingelassenen Blumenkästen auf der Außenseite, in denen Jenny Geranien gepflanzt hatte. Robert hoffte, daß die Rahmen solide genug waren, um sich an ihnen hochzuziehen und unter dem Vorhang durchzuspähen.
    Seiner eigenen Frau nachzuspionieren war fies. Es war dreckig. Richtig pervers. Er dachte einen Augenblick darüber nach und machte sich dann auf den Weg über den Rasen zu den Fenstern. Fies, dreckig und pervers war jedenfalls immer noch besser, als er sich im Augenblick fühlte.
    Er legte die Hände auf den Fensterrahmen und probierte, ob er stabil genug war für sein Gewicht. Er zog sich hoch, klemmte sein Kinn auf den Fensterrahmen und spähte durch den Schlitz in den Vorhängen.
    Da saßen die beiden mit dem Rücken zu ihm auf der Couch: Jenny und ein Mann. Einen Augenblick dachte er, Jenny sei nackt, doch dann sah er die dünnen Träger ihres schwarzen Kleides. Das Ding hatte sie doch schon ewig nicht mehr angehabt. Angeblich, weil es zu falschen Schlüssen Anlaß gab, wie sie sich ausdrückte. Womit sie meinte, daß es zu sexy aussah.
    Gebannt stierte er die beiden an. Seine Befürchtungen hatten sich bewahrheitet, und diese Erkenntnis ließ ihn erstarren wie ein Reh im Scheinwerferlicht eines Autos. Der Mann drehte den Kopf, um Jenny etwas zu sagen, und Robert erkannte sein Profil. Es war der Kerl aus seinem Alptraum, der Kerl, den er am Nachmittag im Slug gesehen hatte.
    Er konnte einfach nicht mehr länger hinsehen. Er ließ sich wieder auf den Boden sinken. Eine ganze Salve trauriger Fragen ging auf ihn nieder. Wer war dieser Kerl? Was war so großartig an ihm? Was hat er, das ich nicht habe? Und am schlimmsten von allem, wie lange geht das schon?
    Robert taumelte vom Haus weg zur

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