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Der kleine Koenig von Bombay

Der kleine Koenig von Bombay

Titel: Der kleine Koenig von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chandrahas Choudhury
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»Ich kann ja richtig mit ansehen, wie dein Schwanz mit jeder Sekunde länger wird. Dein Schwanz mag Überraschungen ganz offensichtlich, auch wenn der Rest von dir keine mehr verträgt. Lass dich von deinem Schwanz leiten, bis du dich erholt hast.«
    »Aber wie, Deepakbhai? Wie habt ihr das gemacht? Ich hätte nie gedacht … Wo ist sie?«
    »Wiwiwi«, sagte Deepak unter gackerndem Gelächter. »Spielen wir wieder Kaninchen? Wiwiwi. Was hab ich dir denn gesagt? Deepak furzt nicht nur in die Luft wie alle anderen – das ist nicht sein Stil. Wenn er etwas sagt, meint er es auch so.«
    »Wo ist sie? Ist sie verheiratet, Deepakbhai?«
    »Was kümmert dich das?« Deepak studierte seine Nägel. »Du bist nicht Arzee, und du bist kein Hindu mehr, und du verlässt die Stadt und gehst auf eine lange Reise. Also, geh.«
    »Sag es mir, Deepakbhai«, bettelte Arzee. Er hüpfte aufund ab und rüttelte Deepak am Arm. »Wo ist sie? Hast du mit ihr geredet?«
    »Nein, aber ich habe ihre Telefonnummer dabei«, sagte Deepak, »und wir werden sie jetzt anrufen und fragen, ob es ihr leidtut, was sie getan hat. Und wenn nicht, dann bleibt unser Schwanz, wo er ist. He! Wo willst du hin?«
    »Es ist okay, Deepakbhai.«
    »Was ist okay?«
    »Ich will ihre Nummer nicht. Es ist okay.«
    »Du willst nicht?«
    »Ich will mit meinem alten Leben nichts mehr zu tun haben, Deepakbhai. Ich habe in diesem Leben schon genügend Demütigungen hinnehmen müssen. Aber ich habe meine Lektion gelernt. In meinem neuen Leben bin ich auf mich allein gestellt, und so wird es bleiben.«
    »Noch vor zehn Tagen hast du es mit aller Macht gewollt, kleiner Mann. Ich weiß noch, wie du geheult und gebrabbelt hast.«
    »Ja, aber … damals war ich schwach, Deepakbhai. Ich hatte noch nichts verstanden – ich habe eine Lüge gelebt. Aber jetzt habe ich es mir anders überlegt. Ich kann mir nicht dauernd irgendwelche Krücken suchen, sonst falle ich immer wieder um. Ich muss stark sein. Trotzdem danke für deine Hilfe, Deepakbhai. Ich habe lauter falsche Sachen über dich gedacht in den letzten –«
    »Na, dann sei mal stark!«, sagte Deepak, schloss zu Arzee auf und gab ihm eins hinter die Ohren. »Ich werde dir zeigen, was es heißt, stark zu sein … Meine Zeit für nichts und wieder nichts zu vergeuden!«
    »Du verstehst das nicht – autsch! Du weißt nicht, was ich gerade durchgemacht habe, Deepakbhai.«
    »Ich verstehe das nicht? Ich verstehe das alles sehr gut! Du bist einfach feige, du Kümmerling, das bist du! Du willst, dass andere die Arbeit für dich tun, und sobald du am Zug bist, jammerst du rum und schreist ›Foul‹.«
    »Aua, au! Es ist nicht meine Schuld, Deepakbhai, in der Zwischenzeit ist alles anders geworden! Ich werde es dir ganz genau erklären. Was machst du da, Deepakbhai?«
    »Ich wähle die Nummer. Ich werde selbst mit ihr reden und ihr sagen, dass sie völlig recht hatte, dich wie ein faules Ei fallen zu lassen.«
    »Nicht, Deepakbhai. Jetzt mischst du dich in mein Privatleben ein!«
    »Es ist besetzt«, sagte Deepak und wehrte zugleich Arzee ab, der um ihn herumhüpfte und versuchte, ihm das Handy zu entreißen.
    »Ich ruf sie an, Deepakbhai, ich versprech es dir – aber gib mir noch etwas Zeit, mich zu erholen. Ich bin nicht das, wofür sie mich gehalten hat, Deepakbhai! Ihr Vater wird dich mit Beleidigungen überschütten, Deepakbhai.«
    »Nicht mich. Sondern dich, denn du wirst – hier, jetzt klingelt es. Sprich!«
    »Ich kann nicht, Deepakbhai. Warum begreifst du nicht, dass es mir nicht gut geht? Lass mich wenigstens zwei Minuten lang nachdenken.«
    »Sprich, du Idiot!«, zischte Deepak. »Sei ein Mann, und wenn es schlechte Nachrichten sind, dann nimm sie wie ein Mann, sonst wirst du dein Leben lang ein Baby bleiben! Jetzt sprich!«
    Arzee nahm das Handy und hielt es sich ans Ohr.
    Und dann hörte er den Klang jener Stimme, die er einfach nicht vergessen konnte, und verstummte.

Dreizehntes Kapitel
Eine Hochzeit
    E s war elf Uhr an einem Montagvormittag. Die Schalterhalle der Bombay Central Station mit ihrer riesigen Uhr, deren Zeiger sich so schwerfällig bewegten, als lastete das geballte Gewicht der Zeit auf ihnen, quoll über von Reisenden, Vertretern, Schwarzmarkthändlern, Herumtreibern, Gepäckwagen, Kisten und Koffern. Die Schlangen vor den Schaltern, an denen die Reservierungsformulare abgegeben wurden, wanden sich hierhin und dorthin und waren nicht nur ähnlich lang wie die Züge, zu denen das Anstehen Zugang

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