Der kleine Luegendetektor

kommt im Rahmen der Wahrnehmungssteuerung am häufigsten vor, um nach außen hin den Eindruck zu vermitteln, alles sei in Ordnung. Wahrnehmungssteuerung umfasst alle Verhaltensweisen, die wir anwenden, um zu beeinflussen, wie andere uns sehen. Viele Schuldige machen regen Gebrauch davon.
    75. Falsches Lächeln – Falsches Lächeln wird wie das nervöse Lächeln im Rahmen der Wahrnehmungssteuerung angewandt, um anderen das Gefühl zu vermitteln, alles sei bestens. Es sieht seltsam aus, weil manchmal nur eine Gesichtshälfte aktiv beteiligt ist und das Lächeln eher zu den Ohren als zu den Augen rutscht. Es sieht unecht aus und ist ein klares Zeichen für ein vorliegendes Problem oder mangelndes Selbstbewusstsein. Wenn wir uns souverän und zuversichtlich fühlen, ist unser Lächeln freundlich, entspannt und strahlt Zufriedenheit aus. Bei einem echten Lächeln zeichnen sich die Lachfältchen an den Augen ab und die Muskeln beider Gesichtshälften spannen sich gleichmäßig an.
    76. Geräusche erzeugen – Mit den Lippen schmatzen, mit der Zunge schnalzen oder beim Ausatmen mit den Lippen prusten (kommt vor allem bei Männern vor) sind Beruhigungsgesten. Man sieht sie vor allem dann, wenn sich eine Person langweilt oder Stress abgebaut werden muss. Ich beobachte sie häufig, bevor ein Verhör beginnt oder wenn der Ermittler den Raum verlässt.
    77. Nervöses Pfeifen – Gelegentlich sieht man, dass eine verhörte Person plötzlich zu pfeifen beginnt, um Stress abzubauen. Es handelt sich dabei um eine wirkungsvolle Beruhigungsgeste, auf die man oft zurückgreift, wenn man alleine in einer düsteren, zwielichtigen Gegend unterwegs ist. Man sieht dieses Verhalten vor allem, wenn die Person allein gelassen wird.
    78. Trockener Mund – Stress, Angst und Sorge können dazu führen, dass unser Mund austrocknet. Das heißt nicht zwangsläufig, dass jemand lügt, sondern nur, dass die Person unter Stress steht. Ein trockener Mund führt übrigens dazu, dass der Speichel zähflüssig wird und am Mundwinkel haften bleibt.
    79. Mit der Zunge über die Zähne fahren – Wenn jemand bei offenem oder geschlossenem Mund mit der Zunge über die Zähne oder den Gaumen fährt, versucht er in der Regel, Stress abzubauen. Manche Menschen wollen auf diese Weise nach einer Mahlzeit Speisereste entfernen, aber grundsätzlich gilt, dass die Person durch die wiederholte Bewegung und das Anfeuchten der Lippen Stress abbaut. Wenn der Mund geschlossen ist, kann man sehen, wie die Zunge unter den Lippen über die Zähne gleitet.
    80. Die Zunge hin- und herbewegen – Manche Zeitgenossen bewegen ihre Zunge in nervöser oder besorgter Vorahnung von einem Mundwinkel zum anderen (was sich an den Wangen abzeichnet). Es handelt sich also auch hier um eine Strategie der Stressbewältigung. Die meisten Menschen glauben, dass dieses Verhalten unbemerkt bleibt – oder dass andere zumindest die Bedeutung dieser Geste nicht erkennen.
    81. Resigniert ausatmen – Ein Verhalten, das sich zeigt, wenn wir etwas Wichtiges verpassen oder bei einer Tat erwischt werden. Es handelt sich dabei um ein sehr langes Ausatmen (1 bis 2 Sekunden), das im Grunde sagt: »Die Show ist vorbei, ich bin erledigt, das war’s.« Das Ausatmen ist hörbar, und normalerweise sieht man, wie sich die Brust kurz zuvor nach vorne wölbt. Außerdem sind die Lippen etwas stärker geschürzt und die Person wirkt resigniert.
    82. Die Luft anhalten – Auch Lügendetektoren kennen dieses Phänomen; unter Stress halten Menschen den Atem an und müssen oft ausdrücklich dazu aufgefordert werden weiterzuatmen. Die Luft anzuhalten ist Teil der Reaktion Schockstarre, Flucht, Angriff , die ich in Menschen lesen ausführlich beschrieben habe. Wenn Sie sehen, wie jemand die Luft anhält, handelt es sich wahrscheinlich um eine Art von Angst oder Besorgnis, die vielleicht durch Täterwissen verursacht wird – oder aber durch das Verhör selbst. Seien Sie also auf der Hut.
    83. Kaugummikauen – Kaugummikauen ist ein wirkungsvolles Beruhigungsmittel. Wenn Sie sehen, dass Ihr Gegenüber plötzlich schneller kaut, versucht es wahrscheinlich, sich zu beruhigen, weil es sich Sorgen macht oder nervös ist.
    84. Mit den Fingernägeln gegen die Zähne schnippen – Es handelt sich um eine Strategie, die der Stressbewältigung dient.