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Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Titel: Der Kleine Mann und die Kleine Miss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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eingebuchtet. Kollege Ballhaus funkt dem Lopez. Der Lopez
funkt mir. Ich miete ein Flugzeug und ein paar Dutzend Spezialisten.
    Wir
spielen ›Berlin ist eine Reise wert‹, schläfern ein Gefängnis ein, riskieren
Kopf und Kragen – und wozu das alles? Nur um zwei solchen Nachtwächtern wie
euch aus der Patsche zu helfen!«
    »Mach
die Klappe zu, sonst zieht’s«, rief da jemand ärgerlich.
    Es
war Bernhard. Er war aufgewacht und hatte Boileaus Vorwürfe gehört. »Und erzähle
bloß nich, dass euch Lopez losgeschickt hat, weil er uns so liebt. Er hatte
einfach Angst, Otto könnte auspacken. Für eine Flasche Schnaps verkauft der
seine zwei Großmütter.«
    »Tu
mir ’n Gefallen und schlaf noch ’n bisschen«, knurrte der Kahle Otto. »Warum
habt ihr bloß den Kerl nich in der Zelle gelassen? Ich kann den Ton nich
leiden. Schon gar nich auf nüchternen Magen.«
    »Hast
du Hunger?«, fragte Boileau.
    »Klar,
Mensch.«
    »Belegte
Brote?«
    »Neee,
’n paar Schnäpse«, erklärte Otto. »Was das Essen betrifft, bin ich noch ’n
Flaschenkind.«
     
    Mittlerweile
war die Kriminalpolizei nicht faul gewesen. Kommissar Steinbeiß hatte auf dem
Flugplatz Tempelhof den Hangar ausfindig gemacht, von dem aus das
Charterflugzeug in der Nacht abgeflogen war. Aber es war in Paris nicht
eingetroffen, sondern sonst wo und über alle Berge.
     
    Doch
auch die Reporter waren nicht faul gewesen. Und was sie wussten und nicht
wussten, stand bereits in den Zeitungen, die man nachmittags auf der Straße
kaufen konnte. Die Berichte prangten auf der ersten Seite. Das ›Unternehmen
Dornröschen‹
    hieß
es in Riesenbuchstaben.
    Als
Kriminalkommissar Steinbeiß die Zeitungen las, wurde er grün vor Ärger. Andere
Leute kriegen vor Ärger die Gelbsucht. Er bekam die Grünsucht, eine völlig neue
Krankheit. Doch das war noch gar nichts. Es kam noch dicker.
    Zwei
Stunden später rief seine Frau im Büro an. Sie war völlig außer Fassung und
schrie und weinte und tobte, dass er den Hörer vom Ohr weit weghalten musste.
Sonst wäre ihm das Trommelfell geplatzt. »Bist du verrückt geworden?«, rief sie
im höchsten Diskant. »Wozu brauchen wir denn ein Klavier?«
    »Ein
Klavier?« Er hielt sich am Schreibtisch fest.
    »Jawohl!
Sie kriegten es nicht die Treppe herauf, und jetzt holen sie einen Flaschenzug,
um es an der Hauswand hochzuziehen und durchs Fenster zu bugsieren.«
    »Aber
Mausi«, sagte Steinbeiß, »ich habe doch kein Klavier bestellt.«
    »Du
hast es sogar bezahlt«, rief sie. »Sie haben mir die Rechnung gezeigt! Und wenn
du schon ein Klavier kaufst, warum schickst du dann andere Leute, die unsere
Wohnung mieten wollen, weil wir auszögen?«
    Steinbeiß
hielt die Luft an.
    »Und
ein Krankenwagen war auch hier«, kreischte sie, »er wollte deinen Neffen
abholen, der sich bei uns im Badezimmer ein Bein gebrochen hätte!«
    »Behalte,
bitte, die Nerven«, sagte er ruhig. »Ich komme gleich. Und gehe nicht vor die
Tür.«
    »Das
kann ich sowieso nicht! Es stehen ja zehn große Kisten mit Weinessig davor!
Wozu bestellst du zehn große Kisten Weinessig?«
    Kriminalkommissar
Steinbeiß knallte den Hörer auf die Gabel und hieb sich den Hut auf den
Schädel.
     
    Als
er in die Konstanzer Straße einbog, sah er schon von weitem die Menschenmenge,
die sich vor seinem Haus angesammelt hatte. Hoch in der Luft baumelte ein
Klavier. Und Frau Steinbeiß, Hildegard mit Vornamen, eine mollige und sonst
sehr geduldige Person, beugte sich weit aus dem offenen Fenster im dritten
Stock und verweigerte, mit den Händen rudernd, die Annahme.

    Und
auf der Straße standen nicht nur neugierige Passanten und Müßiggänger, o nein.
Pressefotografen, Kameraleute, Reporter mit Notizblöcken waren darunter. Es
wurde geknipst und gekurbelt, notiert und gelacht, dass man sein eigenes Wort
nicht verstand.

    Steinbeiß
sprang aus dem Wagen.
    »Endlich
kreuzt die Hauptperson auf!«, rief ein Reporter.
    »Wie
kommen Sie hierher?«, fragte er voller Zorn.
    »Na
so was«, sagte der Zeitungsmann, und er war ehrlich gekränkt. »Sie haben uns ja
alle feierlich einladen lassen! Wer sonst hätte uns denn anrufen und vor Ihr
Haus bestellen sollen?«
    »Wenn
Sie’s nicht selber waren«, meinte ein Pressefotograf, »dann kann es nur jemand
gewesen sein, der Sie nicht sehr mag.
    Ein
Klavier in der Luft, Ihre Frau am Fenster, in allen Zeitungen und in der
Tagesschau, mit einem flotten Kommentar…«
    Kriminalkommissar
Steinbeiß stürzte die Treppe hoch, kletterte über

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