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Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Titel: Der Kleine Mann und die Kleine Miss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Journalist, »das nenne ich einen teuren Spaß.«
    Brausewetter
nickte lebhaft. »Und wenn wir abends nicht ausverkauft sind, ist es überhaupt
kein Spaß, sondern nur noch teuer.

    Denn
die Mannschaft richtet ihren Hunger nicht nach dem Kartenverkauf an der Kasse.
Täglich konsumiert sie, beispielsweise, einen Zentner Brot, einen Zentner
Kartoffeln und einen halben Zentner Frischfleisch.«
    »Und
wie viel isst der kleine Mann?«, fragte ein Journalist. »Das interessiert
unsere Leser ganz bestimmt.«
    Der
Direktor zeigte auf die Tür. Professor Jokus von Pokus und Mister Drinkwater
waren soeben erschienen. »Fragen Sie ihn doch selber!«
    Die
Journalisten, auch das vorlaute Fräulein, sprangen von den Stühlen hoch und
klatschten in die Hände. Mäxchen, der in der Brusttasche des Professors steckte,
winkte ihnen zu. Als sich alle gesetzt hatten, wiederholte der Reporter seine
Frage.
    »Wie
viel ich am Tag esse und trinke?« Mäxchen dachte kurz nach. »Na ja, auf den
Millimeter genau weiß ich das nicht, und manchmal ist es etwas mehr und
manchmal etwas weniger, nicht anders wie bei Leuten, die dreißig- und
vierzigmal länger sind als ich. Ich verzehre also ungefähr zwei
Quadratzentimeter Schwarzbrot, eine Messerspitze Butter, einen Teelöffel Kakao,
einen Fingerhut Limonade, einen Pfifferling, drei Kubikzentimeter
Kalbsschnitzel oder Rindsfilet, den zehnten Teil einer Salzkartoffel, zwei
Häppchen Wurst…«
    »Und
keinen Käse?«, fragte das vorlaute Fräulein.
    »Doch,
doch. Aber nur Schweizerkäse. Sogar sehr viel! Täglich zwanzig bis dreißig
Löcher!«
    Da
lachten alle miteinander. Außer dem Fräulein.
     
    Die
Pressekonferenz dauerte noch eine geschlagene Stunde. Erst unterhielt sich der
Jokus mit den Herrschaften, und zum Schluss kam Mister Drinkwater an die Reihe.
Er erzählte von dem Film, den er drehen werde. Von den Aufnahmen im Zirkus und,
mit dem kleinen Mann auf der Taube Emma, oben in der Kuppel.

    Von
den Atelieraufnahmen im Studio 5 draußen in Geiselgasteig. Und von den
Außenaufnahmen in Pichelstein, wo kein Einwohner größer sei als 51 Zentimeter.
In jenem seltsamen Dorf, das Mäxchens Eltern eines Tages verlassen hätten, um
als Artisten ihr Glück zu versuchen.
    »Kannst
du dich überhaupt noch an Pichelstein erinnern?«, fragte das ungemütliche
Fräulein.
    »Nein«,
sagte Mäxchen. »Ich war noch nie dort.« Er konnte die Gans nicht leiden. Sie
war ihm ausgesprochen zuwider.
    »Aber
an deine kleinen niedlichen Eltern erinnerst du dich sicher noch«, fuhr sie
zuckersüß fort. »Und wie dir zumute war, als man dir erzählte, sie seien vom
Eiffelturm geweht worden. Und an die Beisetzung der falschen Chinesenzöpfchen.
Hast du damals sehr geweint?«
    Mäxchen
schwieg. Die anderen saßen stumm und steif auf den Stühlen.
    »Warum
antwortest du denn nicht?«, fragte das Fräulein ungeduldig.
    »Er
antwortet nicht, weil Sie eine taktlose Person sind«, sagte der Jokus leise.
    »Was
heißt hier Takt?« Sie klopfte mit dem Kugelschreiber auf den Tisch. »Ein
tüchtiger Reporter darf nicht zimperlich sein. Also, Kleiner, wird’s bald?«
    Mäxchen
nickte. »Sofort, meine Dame.« Schon stand er auf dem Tisch. Im Nu kletterte er
an ihr hoch. Im nächsten Moment stand er mitten in ihrer kunstvoll
aufgedonnerten Frisur und zog und zerrte aus Leibeskräften an ihren Haaren.
    »Aua!«,
schrie sie gellend. »Lass los!«, brüllte sie. »Hilft mir denn keiner?«
    Niemand
rührte einen Finger. Sie ruderte mit den Händen in der Luft herum. Doch Mäxchen
ließ sich nicht stören. Er schuftete wie bei der Heuernte. Die Haare flogen
büschelweise durch die Luft. Sie kreischte. Sie heulte. Sie schrie wie am
Spieß. Aber Mäxchen war unerbittlich. Die Fotoreporter knipsten. Es war eine
tolle Szene.
    Das
Fräulein sah sich nicht mehr ähnlich. Die kunstvolle Frisur war zum Teufel. Die
Wimperntusche war, vor lauter Tränen, breit gelaufen. Mit letzter Kraft schlug
sich die junge Dame auf den Kopf, um den kleinen Mann zu erwischen. Doch sie
traf nur sich selbst und eine Haarnadel und stöhnte schmerzlich. Die Tusche
brannte ihr in den Augen. Sie konnte nichts mehr sehen. Die Haare hingen in
langen Strähnen bis zur Bluse. Sie sah scheußlich aus.
    Mäxchen
saß längst wieder beim Jokus in der Brusttasche. Er war noch ganz außer Atem.
»So«, sagte er schließlich, »und nun will ich Ihnen antworten. Jawohl, ich habe
damals sehr geweint!
    Sind
Sie jetzt zufrieden?«
     
    Mister
Drinkwater war ein

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