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Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Titel: Der Kleine Mann und die Kleine Miss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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reden kann!«
    »Nein,
aber er kann zuhören«, sagte der Jokus. »Wenn Galoppinski mit ihm gesprochen
hat, schaut er ihn an. Weiter nichts. Und schon weiß er, ob Nero einverstanden
ist.«
    »Das
machen die beiden immer so«, fügte Mäxchen hinzu.
    Mister
Drinkwater war sprachlos.
    Fünf
Minuten später kam Galoppinski aus dem Stall zurück.
    »Die
Sache ist in Ordnung«, sagte er. »Mein Pferd hat nichts dagegen.«
     
    Es
waren harte Wochen. Abend für Abend und dreimal nachmittags Zirkusvorstellung.
Morgens um sieben Ankunft im Filmstudio. Der Maskenbildner wartete schon mit
der Schminkschatulle.
    Wenn
er Mäxchen schminkte, brauchte er eine Lupe.
    In
der Halle 5 war Verschiedenes aufgebaut: ein Hotelzimmer, ein Hotelkorridor,
ein Schaufenster mit dem Schönen Waldemar und anderen Kleiderpuppen, das Innere
des Herrengeschäfts, das Zimmer der Räuber, Jakob Hurtigs Parterrefenster, das
Wohnzimmer seiner Eltern, das Büro des Kriminalkommissars, der Blaue Salon, der
Wohnwagen des Direktors Brausewetter und wer weiß, was noch alles. Man kam sich
vor wie auf einem Jahrmarkt. Zwei Tage drehte man im Blauen Salon, drei Tage in
der Räuberhöhle, einen halben Tag in der Gaststube des ›Krummen Würfels‹, wo
die Schauspielerin, welche die Wirtin spielte, dem Darsteller des Räubers
Bernhard den Karamellpudding ins Gesicht klatschte.
    Diese
Szene musste, weil es mit der Beleuchtung nicht klappen wollte, viermal gedreht
werden. Der Schauspieler war schon beim dritten Pudding eine einzige Wut. Aber
Mister Drinkwater ließ nicht locker, bis sein Kameramann mit der vierten
Aufnahme zufrieden war.
    Mittags
aßen sie in der Kantine. Da saßen nun die zwei Räuber mit Rosa, dem Jokus und
dem Darsteller des Kriminalkommissars Steinbeiß friedlich zusammen. Mäxchen
stand neben Jakob Hurtigs Teller und probierte die Leberknödelsuppe. Mister
Drinkwater unterhielt sich mit dem unrasierten Darsteller des Kahlen Otto. Die
Wirtin der Filmkantine bediente die Schauspielerin, die eben noch die Wirtin
des ›Krummen Würfels‹ gespielt hatte. Kurz, es ging reichlich komisch zu. Und
es wurde viel gelacht.
    Am
meisten aber wurde gelacht, als an jenem Tag, von dem die Rede ist, der
Nachtisch serviert wurde. Das heißt, der Schauspieler, der den Bernhard
darstellte, lachte nicht mit. Er schrie vor Entsetzen laut auf. Denn was,
glaubt ihr, gab es als Nachtisch?
    Karamellpudding
mit Himbeersoße!
    Vier
Puddings mitten ins Gesicht und jetzt den fünften vor der Nase, das war ihm
entschieden zu viel. Er schüttelte sich vor Grausen und beruhigte sich erst,
als ihm die Kantinenwirtin statt der ›Zittersülze‹ Camembert mit Pumpernickel
brachte.
     
    Mäxchen
hielt sich wacker. Das Filmen machte ihm Spaß. Und was einem Jungen Spaß macht,
strengt ihn zehnmal weniger an als eine Arbeit, die er nicht leiden kann. Uns
Erwachsenen geht es ja nicht anders. Deshalb ist es so wichtig, welchen Beruf
man eines Tages wählt. (Aber ich merke, ich komme vom Thema ab.)
    Mäxchen,
erzählte ich gerade, machte das Filmen Spaß. Doch er sah auch gern zu, wenn er
drehfrei hatte. Manchmal kletterte er am Kameramann hoch und durfte durch den
Sucher sehen. Sogar wenn die Kamera auf Schienen lief oder von einem Kran
geschwenkt wurde.
    Am
interessantesten fand er freilich die Außenaufnahmen in Pichelstein. In dem
Dorf, wo alle Einwohner Pichelsteiner hießen und viel kleiner waren als die
übrige Menschheit. In dem Dorf, aus dem seine Eltern stammten und das sie, etwa
zehn Jahre vor seiner Geburt, mit Sack und Pack verlassen hatten, um zum Zirkus
zu gehen.
     
    Als
man, an einem Oktoberabend nach der Vorstellung, zu viert in dem
Künstlerrestaurant ›Die Kanne‹ saß, sagte Mister Drinkwater: »Morgen fahre ich
früh um sechs mit dem Wagen nach Pichelstein. Der Aufnahmeleiter ist schon
dort. Das Team fährt heute Nacht. Wenn morgen so schönes buntes Herbstwetter
sein sollte wie heute, drehe ich mittags im Freien. Sonst in der Turnhalle. Der
Verein will zeigen, was er kann: Bodenturnen, Hochreck, Ringe, Pferd, die
Mädchen am Stufenbarren und auf dem Schwebebalken, damit wird unser Film
anfangen.« Er machte eine kleine Pause, lächelte und fragte: »Wollt ihr mitkommen?«
    »Oh«,
flüsterte Mäxchen.
    »Und
was wird inzwischen aus dem Zirkus Stilke?«, fragte der Jokus.
    »Ihr
fahrt rechtzeitig mit dem Wagen zurück«, sagte Drinkwater. »Ich selber bleibe
während der Aufnahmen in Pichelstein.
    Übernachten
muss ich allerdings in Regensburg. Denn die

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