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Der kleine Mann

Der kleine Mann

Titel: Der kleine Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Jackett, und ihn, das eigentliche Mäxchen, nicht wiedererkannt hatte.
    Der Jokus schwieg ziemlich lange. Dann räusperte er sich und sagte: „Da haben wir’s. Der Traum hat es verraten. Du wolltest lieber ein normaler Junge sein statt des Kleinen Mannes, der Htt.“
    Mäxchen nickte bekümmert. „Immer schon. Ja. Ich habe es nur niemandem erzählt. Nicht einmal dir. Obwohl ich dir sonst alles sage.“
    „Und plötzlich wurde dir, als du groß warst, angst und bange.“
    „Genau so war’s“, meinte Mäxchen kleinlaut. „Du hast ja einmal gesagt, man muß etwas sein und etwas können. Und nun war ich nichts und konnte nichts. Als ich dem Direktor und dem Traberewski erzählte, ich könne Schnürsenkel aufziehen, wollten sie sich totlachen.“
    „Weil du groß warst! Da kann es jeder. Und es sieht auch jeder. Nur wenn es der Kleine Mann macht, sieht es keiner. Das kannst bloß du und sonst niemand.“
    „Viel ist das nicht“, sagte Mäxchen.
    „Nein“, meinte der Jokus. „Viel ist es nicht. Das stimmt. Doch es ist besser als gar nichts. Denn wer auf der Welt kann viel? Da sitzt, wie es tatsächlich passiert ist, ein Mann jahrelang im Gefängnis und erfindet den Reißverschluß. Heute gibt es so ein Ding an jedem Koffer und an jedem zweiten Kleid. Der Mann hat den Reißverschluß erfunden. Ist das — viel?“
    Mäxchen hörte aufmerksam zu.
    „Oder es läuft jemand hundert Meter um eine Zehntelsekunde schneller als alle anderen Sprinter sämtlicher Erdteile“, sagte der Jokus, „und die Menschheit wirft vor Begeisterung die Hüte ins Stadion. Also, ich behalte meinen Hut auf dem Kopf. Ein neuer Rekord wurde aufgestellt? Schön und gut. Auch ich freue mich und klatsche in die Hände. Aber ist es — viel?“
    „Es ist vielleicht nicht viel“, meinte der Kleine Mann. „Aber was ist denn mehr? Was ist denn überhaupt — viel?“
    „Einen Krieg verhindern“, erwiderte der Jokus. „Eine Hungersnot beseitigen. Eine Krankheit heilen, die für unheilbar gehalten wurde.“
    „Das können wir beide nicht“, sagte Mäxchen.
    Der Jokus nickte. „Das können wir beide nicht. Schade. Mit unseren Künsten ist es nicht weit her. Wir können nur Zweierlei. Wir bringen die Leute zum Staunen und zum Lachen. Wir haben keine Ursache, größenwahnsinnig zu werden. Trotzdem werden sich morgen die Zeitungen unsertwegen vor Begeisterung überkugeln.“
    „Ganz bestimmt?“
    „Es wird wild zugehen, Jungchen. So. Und nun wird geschlafen. Morgen früh ist die Nacht weg.“ Der Jokus legte den Kopf aufs Kissen.
    „Ich glaube, ich bin noch gar nicht müde“, erklärte der Kleine Mann.
    „Sehr geehrter Herr Pichelsteiner“, sagte der Professor, „hätten Sie wohl die unendliche Güte, die Kerze auszupusten?“
    Mäxchen kicherte und knipste das Licht aus. „Nun bin ich also wieder klein“, murmelte er im Dunkeln. „Doch wenn du in der Nähe bist, ist mir’s recht.“
    „Du sollst schlafen!“
    „Eigentlich sind wir ja zwei ziemlich tolle Burschen“, meinte Mäxchen. „Oder etwa nicht?“
    „Doch, doch“, brummte der Jokus. „Tolle Burschen und dicke Freunde. Und du sollst schlafen.“
    „Wieso dick?“ fragte der Kleine Mann. „Du bist nicht einmal dick, wenn du den Zauberfrack anhast.“
    „Du sollst schlafen!“ knurrte der Professor und gähnte, daß es sogar die Maiglöckchen auf dem Balkon hörten.
    „Und wie ist das mit dir und dem Marzipanmädchen?“ fragte Mäxchen leise.
    „Du sollst schla... “
    „Ich schlafe ja schon“, sagte der Kleine Mann hastig und schloß den Mund und die Augen. Ob er freilich sofort einschlief, das weiß ich nicht. Denn erstens war es im Zimmer stockfinster. Und zweitens war ich ja gar nicht im Zimmer.

14. Kapitel

Ruhm am Vormittag / Telefonanrufe / Der erste Besucher ist Direktor Brausewetter / Geld ist nicht die Hauptsache, aber die wichtigste Nebensache / Das Kaninchen im falschen Zylinder / Schlagzeilen und Gerüchte .

    Der nächste Tag wurde ein denkwürdiger Tag. Mäxchen wachte auf und war berühmt.
    Der Chefportier des Hotels, der sich in seiner vierzigjährigen Laufbahn nicht nur beträchtliche Plattfüße, sondern auch beträchtliche Erfahrungen erworben hatte, sagte schon morgens um neun Uhr zu den Telefonfräuleins: „Das wird kein Ruhm mit dem Wurm drin, meine Damen. Das Kerlchen wird berühmt wie der Schiefe Turm von Pisa. Denken Sie an meine Worte!“
    „Tag und Nacht“, versicherte Fräulein Arabella treuherzig, und die anderen Mädchen

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