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Der Kleine Prinz Kehrt Zurück

Der Kleine Prinz Kehrt Zurück

Titel: Der Kleine Prinz Kehrt Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Pierre Davidts
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dem sie wohnen, und die Ergebnisse in die Maschine einzuspeisen, die daraus die mittlere Population der Tigerjäger auf jedem einzelnen Planeten berechnet. So kann man dann herausfinden, wo die Wahrscheinlichkeit, einen Tiger Jäger zu treffen, am größten ist.«
»Und wie lange dauert das?«
»Wenn man gleich damit anfängt, nicht mehr als zehn Jahre ungefähr.«
»Zehn Jahre! Aber ich brauche jetzt einen Tigerjäger, nicht erst in zehn Jahren!«
»Das ist die Tragödie des Statistikers. Die Vorbereitungen erfordern soviel Zeit, daß die Resultate veraltet sind, bevor man sie hat.«
In diesem Augenblick entrang sich der Maschine, die seit einiger Zeit darben mußte, ein Röcheln, der Lärm erstarb, und mit einem Seufzer der Enttäuschung kam der ganze Mechanismus zum Stillstand. Die plötzliche Stille war ohrenbetäubend. Panik befiel den dicken Mann. Er bemühte sich, die Maschine wieder in Gang zu setzen, indem er mit größerem Eifer als zuvor die Tastatur zum Klappern brachte, emsig wie eine Ameise, deren Bau zerstört wurde. Besessen von dieser lebenswichtigen Aufgabe, kümmerte er sich nicht weiter um den kleinen Prinzen.
Der überließ ihn seinen Berechnungen und machte sich auf die Suche nach dem Schaf. Auf diesem von Unmengen Papier bedeckten Planeten verschmolz das Schaf vollkommen mit der Landschaft. Nach langem, geduldigem Stöbern hatte er es endlich entdeckt. Es kaute hingebungsvoll an den weißen Blättern, die hier reichlich wuchsen, aber nach nichts schmeckten, ohne zu bedenken, daß es durch seine Gefräßigkeit womöglich wissenschaftliche Analysen in Gefahr brachte und der Statistiker am Ende Frösche mit Eskimos verwechselte. Der kleine Prinz steckte das Schaf schnell in seine Kiste und setzte seine Reise fort.
    Sein Problem war zwar noch nicht gelöst, aber immerhin hatte er etwas Neues erfahren: Um den Tiger loszuwerden, brauchte er einen Jäger. Die größte Schwierigkeit dabei war, daß er nicht den leisesten Hinweis darauf hatte, wie ein Jäger aussah, geschweige denn ein Tiger Jäger.
    Vielleicht würde ihm auf dem nächsten Planeten ein Licht aufgehen.
Dort fand er einen Mann vor, der mit versteinerter Miene kerzengerade an seinem Schreibtisch saß. Vor ihm erhoben sich vier beeindruckende Papiersäulen, die mit »Eilig«, »Sehr eilig«, »Brandeilig« und »Hat Zeit« gekennzeichnet waren. Die letzte Säule überragte die drei anderen bei weitem und drohte jeden Moment zusammenzustürzen. Als der kleine Prinz eintraf, griff der Mann gerade nach einem Bündel vom ersten Stapel, um es auf den zweiten zu legen, dann beförderte er eines vom zweiten auf den dritten, und schließlich schichtete er noch eines vom dritten auf den vierten Stapel um.
Verwundert näherte sich der kleine Prinz.
    »Guten Tag«, sagte er höflich.
»Guten Tag«, erwiderte der Mann, ohne den Kopf zu heben. »Bist du ein Tiger Jäger?«
»Unglücklicher!« rief der Mann. »Hüte deine Zunge! Es heißt
    nicht›Tigerjäger‹, sondern›tigerjagende Person‹. Die Jägerinnen sind da sehr empfindsam. Aber um deine Neugier zu befriedigen: Nein, ich jage keine Tiger. Ich bin Verwalter.«
    Der Verwalter widmete sich von neuem seiner seltsamen Beschäftigung mit den vor ihm aufgetürmten Dokumenten. Der kleine Prinz wartete geduldig, bis er fertig wäre, doch dann gewann seine natürliche Neugier die Oberhand.
»Was ist ein Verwalter?« fragte er.
    »Ein Verwalter? Also... ahm... Na gut, ein Verwalter... hm... ein Verwalter ist eine Person, die... ahm... verwaltet. Jawohl.«
»Das verstehe ich nicht.«
Der Mann runzelte die Stirn, trommelte mit einem Bleistift auf seinen Schreibtisch und räusperte sich.
»Ich gebe dir ein Beispiel. Stell dir vor, du suchst eine Person, die Personen pflegt, deren Gesundheit beeinträchtigt ist...«
»Kranke, meinst du?«
»Oje, oje, oje! Wenn dich jemand hören könnte! Weißt du denn überhaupt nichts? Heutzutage ist niemand mehr krank, nur die Gesundheit ist manchmal beeinträchtigt. Und unterbrich mich nicht dauernd!«
»Verzeihung.«
»Gut. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja. Also, stell dir vor, du hast nicht die Zeit, dich damit zu beschäftigen. Dann könntest du diese Aufgabe einem Verwalter übertragen, damit er sie an deiner Stelle übernimmt.«
Der kleine Prinz freute sich, daß er ausgerechnet auf diesem Planeten abgestiegen war. Was für ein Glück, er hatte einen Verwalter gefunden! Bald würden all seine Kümmernisse der Vergangenheit angehören.
»Heißt das«,

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