DER KLEINE TOD (German Edition)
stahl sich derweil doch noch in seine Arme und Beine, nahm ihnen den letzten Rest von Leben. So konnte der Tänzer nur regungslos zusehen, wie sich Charra über ihn beugte und seine Lippen das fanden, was seine Hände aufgerichtet hatten. Kito ließ sich seufzend in den Rausch aus sexueller Stimulation und Todessehnsucht fallen.
Fünf
Nach ihrer Ankunft auf Grakar führte Charra seinen Gast mit kaum verhohlener Zuneigung in sein gesellschaftliches Umfeld ein. Kito erregte mit seiner farblosen Haut überall Aufsehen. Die Grakar waren nicht fremdenfeindlicher, als andere ul`chanische Stämme. Dennoch wurde der Planet nur selten von Besuchern aus anderen Regionen der Konföderation angeflogen. Auf Grakar gab es keine Touristenzentren, die über den Planeten hinweg bekannt gewesen wären. Dabei hatte er genauso viele beeindruckende natürliche und künstliche Sehenswürdigkeiten zu bieten, wie andere Planeten, von denen Kito nicht wenige zu sehen bekam, bis es ihm gelang, Charra diplomatisch zu signalisieren, wie anstrengend er nach seiner Saison die vielen Ausflüge empfand.
Das Anwesen des Generals wirkte wie ein typischer ul`chanischer Herrensitz. Die Grakar schienen auf den ersten Blick die Kultur, Mode und Architektur der Eroberer verinnerlicht zu haben. Aber wer genauer hinsah, bemerkte die Unterschiede. Kito lernte die Bewahrer kennen, zwittrige, eierlegende Wesen mit einer kurzen Lebensdauer von nur zwanzig Jahren, bei denen das genetische Angleichungsprogramm der ul`chanischen Eroberer scheinbar spurlos vorübergegangen war. Diese in der Grakar-Gesellschaft hoch angesehenen Wesen schüttelten sich zunächst vor Schauder über seine Hässlichkeit, wenn sie Kito ansahen. Charra wollte wissen, ob sein Gast wohl auch die Bewahrer für sich zu erwärmen vermochte. So organisierte er auf seinem Anwesen einen Tanzabend in einer kleinen Runde aus zehn Personen seines engeren Kreises, von denen fünf zu den Bewahrern zählten und die anderen aus seiner sonstigen Familie stammten. Kito wollte während seines Urlaubes von der Vorführung erotischer Tänze verschont bleiben, erklärte sich aber gerne bereit, Kriegs- und Volkstänze aus verschiedenen Kulturkreisen der Konföderation aufzuführen, die er ebenfalls in seinem Repertoire hatte. Sein Auftritt begeisterte alle, die Veränderten ebenso wie die Bewahrer, was Charra außerordentlich belustigte. Als Gegenleistung für seine Tanzaufführung erbat sich Kito von den Bewahrern Sagen, Märchen und Erzählungen aus der alten Grakar-Kultur. So kam es, dass die Gruppe in dieser Nacht viele Stunden beisammen saß und erst auseinander ging, als schon der Morgen dämmerte.
Viel zu müde und trunken von reichlich Wein und faszinierenden Geschichten, streckte sich Kito nackt in Charras Bett aus und hoffte, dass sein Liebhaber jetzt nicht noch darauf bestand, kraftvoll geliebt zu werden. Aber auch der Krieger war müde. Er legte sich zu Kito und nahm ihn zärtlich in den Arm.
"Was ist ein Wambyr?“, erkundigte sich Charra bei seinem Bettgenossen. Kito gähnte verstohlen. Eigentlich wollte er nur noch schlafen und nicht mehr reden. Außerdem verstand er die Frage nicht. Die Höflichkeit gebot es ihm indes, Charra nicht zu ignorieren.
"Was meinst du mit Wambyr?“, fragte er.
"Du nennst mich manchmal so, wenn ich meine Zähne in deinen Hals drücke“, erklärte Charra.
"Vampir!“, lachte Kito, "Es heißt Vampir.“
"Und?“, wollte Charra wissen.
"Du weißt doch, dass ich auf Kam`ar aufgewachsen bin ...“
"Ja, du hast es mir erzählt.“
"Die Bewohner der Freibeutergilde pflegen umfangreiche Handelsbeziehungen mit den Menschen vom Liga-Planeten Erde ...“
"Ja, ich habe dort schon Menschen gesehen.“
"Nun unterbrich mich doch nicht immer“, scholt Kito seinen Liebhaber sanft.
"Ich bin ja schon still“, entschuldigte sich Charra.
"Als ich noch ein Kind war, gab es einen menschlichen Frachter-Kapitän, der regelmäßig die Tour Erde/Kam`ar flog. Er mochte mich und wenn er auf Kam`ar war, durfte ich stets in seiner Unterkunft duschen und übernachten.“
"Hat er dich ...?“
"Nein, dafür war er zu rechtschaffen. Wenn er auf Knaben stand, hat er es jedenfalls nicht ausgelebt. Er nahm mich in sein Bett, doch er rührte mich niemals an. Dafür erzählte er mir stundenlang Geschichten über faszinierende unsterbliche Bluttrinker, die in der Nacht auf die Jagd nach ihren menschlichen Opfern gehen und tagsüber das Sonnenlicht meiden müssen, weil es sie sonst zu Staub
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