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Der kleine Vampir (01)

Der kleine Vampir (01)

Titel: Der kleine Vampir (01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Sommer-Bodenburg
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stopfte.
    «Lecker, was?», schwärmte der Vater, der sich schon zum zweiten Mal nachgefüllt hatte.
    «Sehr lecker!», stimmte die Mutter zu. «Nur Anton scheint es nicht zu schmecken!» Anton merkte, wie er rot wurde.
    «Sag mal, wie heißt Rüdiger eigentlich mit Nachnamen?», fragte die Mutter plötzlich.
    Anton erschrak. «Wieso?»
    «Wieso, wieso», lachte die Mutter, «weil es mich interessiert!»
    «Schlotterstein», sagte Anton.
    «Wie?» Die Mutter machte ein belustigtes Gesicht. «Schlotterstein? Rüdiger Schlotterstein?»
    «Von Schlotterstein», verbesserte Anton, «Rüdiger von Schlotterstein.»
    «Das ist ja noch schlimmer», lachte der Vater.
    «Anton Bohnsack ist auch nicht besser», sagte Anton wütend.
    «Na na», schmunzelte der Vater, «heißen wir etwa nicht auch Bohnsack?»
    «Ja, ihr!», rief Anton. «Ihr seid erwachsen, über euch lacht keiner!»
    «Sei froh, dass du nicht Schlottersack heißt», meinte die Mutter.
    Aber Anton machte keineswegs ein erfreutes Gesicht. Missmutigstocherte er auf seinem Teller herum. Über ihn lachen, ja, das konnten sie!
    «Anton», sagte die Mutter, «sei doch nicht immer gleich beleidigt.»
    «Darf ich jetzt nach unten?», fragte Anton.
    «Moment», sagte die Mutter, «was ist mit dem Umhang? Nimmst du den mit?»
    «Äh – ja», murmelte Anton.
    «Ich könnte dich hinfahren», schlug der Vater vor.
    «Wo-wohin denn?», stotterte Anton.
    «Na, zu deinem Freund», sagte der Vater. «Ich fahr sowieso am Friedhof vorbei.»
    «Am F-Friedhof ?» Anton war ganz blass geworden.
    «Er wohnt doch am Friedhof – oder etwa nicht?», fragte die Mutter.
    «D-doch», murmelte Anton.
    «Und dann kannst du mich gleich vorstellen», sagte der Vater.
    «Und Rüdiger einladen», ergänzte die Mutter.
    «Aber   –», sagte Anton hilflos, «er schläft doch noch, und außerdem geh ich viel lieber zu Fuß   …»
    «Soso», sagte der Vater, «mein Herr Sohn als Fußgänger. Das ist ja etwas ganz Neues!»
    «Lass ihn doch», meinte die Mutter, und zu Anton gewandt erklärte sie: «Aber dann möchte ich zumindest, dass du ihn einlädst! Wir wollen ihn endlich kennen lernen!» Sie überlegte einen Augenblick. «Mittwoch passt mir gut. Da kann ich uns sogar einen Kuchen backen!»
    «Ich – ich geh jetzt», murmelte Anton.
    «Vergiss den Umhang nicht!», rief die Mutter. «Und denk dran: Mittwoch, um vier!»

Grabsteine in Herzform
    Sonntagmittag von zwölf bis drei – das waren die langweiligsten und überflüssigsten Stunden der ganzen Woche, fand Anton. Ab zwölf roch es überall nach Sonntagsbraten, dann wurde gegessen und anschließend geschlafen. Kinder hatten da nichts zu melden. Wehe, wenn sie auf der Straße Fußball spielten oder mit dem Fahrrad herumkurvten!
    So kam es, dass der Fahrstuhl, mit dem Anton jetzt nach unten fuhr, ganz leer war. Auch die Straße lag wie ausgestorben da. Nicht einmal ein Auto fuhr vorbei. Anton ging auf der Bordsteinkante und schwenkte die Tüte, in die er den Umhang gesteckt hatte. Er wusste, dass seine Eltern auf dem Balkon standen, um zu winken, aber er sah stur geradeaus. Sollten sie doch warten, bis sie schwarz wurden! Vielleicht kam er gar nicht mehr lebend wieder? Bei dem Gedanken an das, was ihm auf dem Friedhof bevorstand, wurde ihm doch etwas mulmig zu Mute. Wie sollte er den Umhang überhaupt bei Tageslicht in die Gruft befördern? Und wie sollte er Rüdiger einladen! Mit einem Brief? Vorsichtshalber hatte er einen Notizblock und einen Bleistift eingesteckt. Aber vor der Gruft gab es bestimmt keinen Briefkasten! Und wenn er in die Gruft hinunterstieg und den Brief zu Rüdiger in den Sarg legte, wurden dadurch vielleicht die anderen Vampire wach, und was dann passierte   …
    Antons Schritte waren immer langsamer geworden, je näher er dem Friedhof kam. Jetzt blieb er stehen. Er kniff die Augen zusammen und überlegte.
    «He, Anton!», hörte er da eine Stimme.
    «Du?», sagte er und blinzelte. Vor ihm stand Udo aus der fünften Klasse, der den Spitznamen «Klatschtante» hatte.
    «Was treibst du denn hier?», fragte er und stellte sich breitbeinig und mit verschränkten Armen vor Anton auf.
    «Ich   –», murmelte Anton, «ich geh hier so.» Das war natürlich eine reichlich blöde Antwort, mit der sich Udo nicht zufrieden geben würde. Aber so hatte er wenigstens Zeit, sich etwas Besseres auszudenken. Sollte er die Wahrheit sagen? Udo würde sie ihm ohnehin nicht glauben – doch vielleicht fühlte er sich auf den Arm genommen

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