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Der kleine Vampir (01)

Der kleine Vampir (01)

Titel: Der kleine Vampir (01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Sommer-Bodenburg
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Vampirgeschichte hören!
    «Also gut», flüsterte der Vampir. «Es war im letzten Winter. Weißt du noch, wie kalt es war? – Also, wir wachen auf, die abscheuliche Sonne ist gerade untergegangen. Ich habe entsetzlichen Hunger und will den Sargdeckel hochschieben, aber es geht nicht! Ich trommle mit den Fäusten dagegen, ich trete mit den Füßen – nichts! Und ich höre, wie sich meine Verwandten in den Gräbern ringsum genauso abrackern. Und stell dir vor: Zwei Nächte lang ist es uns nicht gelungen, die Särge zu öffnen! Dann fing es endlich an zu tauen, und wir konnten unter allergrößten Kraftanstrengungen die Deckel sprengen. Fast wären wir verhungert! Aber das ist noch gar nichts gegen die Sache mit dem neuen Friedhofswärter. Willst du die auch hören?»
    «Klar!»
    «Also, das war an einem   …», begann der Vampir, brach dann aber plötzlich ab. «Hörst du nichts?», flüsterte er.
    «Doch», sagte Anton. Ein Auto näherte sich, hielt. Wagentüren klappten. «Meine Eltern!», rief Anton erschrocken.
    Mit einem Satz war der Vampir auf dem Fensterbrett.
    «Und mein Buch?», fragte Anton. «Wann   …?»
    Aber der Vampir hatte schon seinen Umhang ausgebreitetund schwebte davon, ein dunkler Schatten vor der hellen Sichel des Mondes.
    Schnell zog Anton die Gardine zu und kroch unter die Bettdecke. Er hörte, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde und sein Vater sagte: «Na, siehst du, Helga. Alles ruhig.» Sekunden später schlief er schon.

Elternweisheit
    In dieser Nacht hatte Anton einen Traum: Er war allein auf einer grenzenlosen Ebene, und er lief! Nirgends war auch nur die Spur einer menschlichen Behausung zu entdecken, es gab keine Straßen, keine Wege, nur ein paar verkrüppelte Bäume reckten ihre dürren Äste in den schwarzen Himmel. Riesige Krater gähnten in der mit Asche und Geröll bedeckten Erde. Überall lagen Knochen, leuchtende, große Knochen, und im Vorbeilaufen ahnte Anton voller Schaudern, welches Schicksal auch ihn erwartete!
    Und plötzlich, während er lief, spürte er, dass irgendetwas begonnen hatte, ihn zu verfolgen! Etwas, nach dem er sich nicht einmal umzudrehen wagte, war ihm auf den Fersen. Fauchend und zischend kam es ständig näher. Nur noch wenige Meter trennten es von Anton. Da sah er vor sich ein Gebirge. Wenn er es bis dorthin schaffte, war er gerettet!
    Das schaurige Krächzen seines Verfolgers wurde lauter. Schon spürte er den Atem des Scheusals heiß in seinem Nacken. Noch einmal nahm Anton all seine Kräfte zusammen und rannte – aber vergeblich! Mit einem Schrei stürzte er zu Boden und blieb, die Augen fest geschlossen, reglos liegen. Jetzt – jetzt musste ihn das Ungeheuer erreicht haben.
     
    «Hallo, Anton», hörte er da eine vertraute, dumpf knarrende Stimme, «du rennst ja, als sei der Teufel persönlich hinter dir her!» Ein gurgelndes, dumpf dröhnendes Lachen folgte, und wirklich – es war der kleine Vampir, der da neben Anton hockte. Seine kräftigen weißen Zähne blitzten.
    «Und ich wollte dir nur die Geschichte vom neuen Friedhofswärter erzählen», lachte er.
    «Ach die», sagte Anton und klopfte sich verlegen den Staub aus der Hose.
    «Also dann», sagte der Vampir, «es war an einem Freitag, und dieser Freitag war ausgerechnet ein 13.!» Weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick unterbrach ihn eine Stimme.
    «Anton, frühstücken», rief sein Vater.
    «Ja», brummte Anton verschlafen.
     
    «Was haltet ihr eigentlich von Vampiren?», fragte Anton, als er am Frühstückstisch saß, und sich sein Brot mit Honig bestrich. Obwohl es so aussah, als sei er angestrengt mit dem Brotstreichen beschäftigt, beobachtete er doch sehr genau die Gesichter seiner Eltern. Zuerst wechselten sie einen überraschten Blick, dann begannen sie zu grinsen. Sie nehmen mich nicht ernst, dachte Anton, bestimmt halten sie mich für kindisch. Wenn die wüssten!
    «Vampire», sagte die Mutter und unterdrückte ein Lächeln, «wie kommst du denn darauf?»
    «Ach», meinte Anton, «früher hat es doch welche gegeben.»
    «Früher», sagte der Vater, «da haben die Leute an die verrücktesten Sachen geglaubt. Zum Beispiel an Hexen.»
    «Hexen!», wiederholte Anton verächtlich.
    «Andere glaubten an Zwerge, an Geister, an Feen   …», meinte die Mutter.
    «Den Weihnachtsmann habt ihr noch vergessen», sagte Anton wütend und rührte so heftig in seinem Becher, dass der Kakao auf das Tischtuch spritzte. «Aber eins will ich euch sagen: Mit Vampiren ist das

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