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Der kleine Vampir (01)

Der kleine Vampir (01)

Titel: Der kleine Vampir (01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Sommer-Bodenburg
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merkten alle: Er war gar nicht verkleidet!
    Während Anton las, kam sein Vater zurück, zweimal klingelte das Telefon, der Staubsauger brummte, Wasser lief in die Badewanne – aber Anton ließ sich durch nichts stören. Erst als ein lauter, lang gezogener Schmerzensschrei ertönte, sah er von seiner Geschichte auf und horchte. Ist das bei uns?, überlegte er.
    «Mein Fuß!», hörte er da seine Mutter jammern.
    «Wieso steigst du auch auf den Klappstuhl», sagte der Vater, «wozu haben wir die Trittleiter!»
    «Ja», meinte die Mutter ärgerlich, «jetzt, nachdem es zu spät ist!»
    «Versuch doch mal aufzutreten.»
    «Au!»
    «Dreh mal das Fußgelenk.»
    «Das geht nicht!»
    «Hast du was, Mutti?», rief Anton in den Flur hinaus.
    «Ja. Ich hab mir den Fuß verstaucht», antwortete die Mutter.
    «Schlimm?», fragte Anton.
    «Ja», sagte die Mutter, «ich leg den Fuß erst mal hoch.»
    Anton hörte, wie sie durch den Flur ins Wohnzimmer humpelte, und während er aufstand und das Buch in das Regal zurückstellte, überlegte er, ob sie mit einem verstauchten Fuß überhaupt ins Kino gehen könnte   … Es kommt darauf an, dachte er. Wenn es der rechte Fuß ist – mit dem muss sie nur auf das Gaspedal treten   …
    Es war aber der linke Fuß, den die Mutter vor sich auf den Stuhl gelegt hatte und den sie mit schmerzlichen Blicken betrachtete.
    «So ein Pech», sagte sie, «jetzt wird er schon ganz dick.»
    «Du könntest doch kalte Umschläge machen», schlug Anton vor.
    «Eine gute Idee», sagte der Vater.
    «Soll ich noch schnell zur Apotheke gehen?», fragte Anton.
    «Das wäre lieb von dir!», freute sich die Mutter.
    «Ist doch selbstverständlich», sagte Anton.
    «Na», brummte der Vater, «so selbstverständlich auch nicht. Ich kann mich noch gut erinnern, wie du   …»
    «Hör doch auf zu mäkeln», unterbrach ihn die Mutter. Zu Anton sagte sie: «Frag bitte, was bei Verstauchungen am besten hilft.»
    So kam es, dass Anton den Nachmittag damit verbrachte, kalte, mit essigsaurer Tonerde getränkte Tücher um das Fußgelenk der Mutter zu wickeln. Längst war der Vater ins Büro gegangen, und Anton fragte zum zehnten Mal: «Jetzt wird es doch bestimmt schon viiiiel besser mit deinem Fuß?»
    «Ich könnte fast den Eindruck bekommen, als wolltest du mich loswerden heute Abend», meinte die Mutter.
    «Wieso denn?», rief Anton und versuchte, seiner Stimme einen empörten Klang zu geben.
    «Nun», sagte die Mutter und lachte, «von Vati hast du nichts zu fürchten, der ist im Büro. Aber mit mir hast du nicht gerechnet, und jetzt versuchst du, mich mit allen Mitteln gesund zu kriegen.»
    «Also Mutti», sagte Anton, aber sein Protest wirkte wenig überzeugend.
    «Wie dem auch sei – ich habe mich ohnehin schon entschieden», fuhr die Mutter lächelnd fort, «ich bleibe zu Hause!» Anton spürte, wie er blass wurde. «Und weißt du, was? Wir machen uns einen ganz gemütlichen Abend, wir beide ganz allein!» Plötzlich saß ihm ein so dicker Kloß im Hals, dass er keinen Ton hervorbrachte.
    «Anton», sagte die Mutter, «ist das denn so schlimm?»
    «N-nein», stammelte er.
    «Wir machen uns Tee, wir spielen Malefiz – ach, das ist doch herrlich», schwärmte sie. «Oder wir können auch fernsehen, wenn du willst. Ist es das, weshalb du so erschrocken bist? Denkst du, ich erlaube dir nicht fernzusehen?»
    «Nein», sagte Anton leise.
    «Was dann?»
    «Nichts», murmelte er und sah aus dem Fenster: Es begann bereits zu dämmern! «Ich geh in mein Zimmer», sagte er, «ich möchte lesen.»
    Nun war natürlich alles verdorben! Wenn er nur wüsste, wie er den Vampir warnen könnte! Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, sich mit ihm zu verständigen! Anton warf sich auf sein Bett und vergrub den Kopf in der Decke. Er fühlte sich von aller Welt verlassen, hilflos und traurig. Seit einer Woche hatte er sich auf diesen Abend gefreut!
    Da pochte es am Fenster – zuerst so leise, dass Anton dachte, er müsste sich getäuscht haben. Aber dann pochte es wieder, und wie vom Blitz getroffen, sprang er aus dem Bett, lief ans Fenster und riss die Gardine zur Seite: Auf dem Fenstersimssaß der Vampir! Er lächelte und machte Anton ein Zeichen, ihn hereinzulassen. Mit einem raschen Blick zurück vergewisserte sich Anton, dass seine Zimmertür nach wie vor geschlossen war, dann öffnete er das Fenster. Sein Herz schlug schnell und laut, und seine Hände zitterten, als er den Riegel hochschob.
    «Hallo», sagte der Vampir,

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