Der kleine Vampir feiert Weihnachten
Anton?»
«Klar», sagte Anton vergnügt.
Am Abend hingen selbst im Badezimmer kleine und große Engel, Weihnachtsmänner, Sterne, Kugeln und Glöckchen.
«Ihr habt gar nichts für den Tannenbaum übrig gelassen»,sagte Antons Mutter missfällig. Sie hatte in ihrem Zimmer Aufsätze korrigiert und sich nicht am Dekorieren der Wohnung beteiligt. «Wir können ja noch Baumschmuck kaufen», erwiderte Antons Vater, und Anton stimmte zu: «Genau! Es gibt heute schon die witzigsten Sachen.»
«Witzig?» Seine Mutter zog die Augenbrauen hoch. «Wahrscheinlich kleine Vampire mit Umhängen und Glocken in Sargform, wie?»
Anton grinste. «Nein, leider nicht – noch nicht.»
Er war jedenfalls mit dem weihnachtlichen Aussehen der Wohnung sehr zufrieden. Dem Besuch von Lumpi konnte er jetzt ziemlich gelassen entgegensehen. Nur den grässlichen Plastikbaum musste er noch bei sich aufstellen …
«Ich geh in mein Zimmer», kündigte er an. «Ich will etwas für Weihnachten basteln.»
«Basteln?», sagte seine Mutter erfreut. «Eine gute Idee!»
Und basteln musste Anton wirklich. Das Ungetüm von Baum besaß als «Fuß» vier mit grünem Isolierband umwickelte Drähte, und ehe Anton die so gebogen hatte, dass der Baum nicht mehr umkippte, war mindestens eine Viertelstunde vergangen.
Endlich hatte er es geschafft. Kitschig glänzend stand der Baum in der Mitte des Zimmers und reckte seine unechten, mit Plastikschmuck behangenen Zweige.
Anton seufzte. Er legte sich auf sein Bett und schlug sein neuestes Buch «Vampire unter sich» auf. Bestimmt würde gleich seine Mutter hereinkommen, und dann würde eine unerfreuliche Debatte beginnen: woher er den Baum hatte, wieso er es wagte, etwas derart Scheußliches mit nach Hause zu bringen – und so weiter, und so weiter …
Dezembernächte sind lang
Anton musste über seinem Buch eingeschlafen sein; denn plötzlich war es dunkel im Zimmer.
Er machte Licht. Als Erstes fiel sein Blick auf das Ungetüm von Baum. Erst danach bemerkte er, dass die Vorhänge zugezogen waren. Das konnten nur seine Eltern gemacht haben! Und dann hatten sie auch den Plastikbaum entdeckt …
Anton schaute auf seine Armbanduhr: Es war fast Mitternacht. Ob seine Eltern schon schliefen? Er ging zur Tür, öffnete sie einen Spaltbreit und lauschte. In der Wohnung war es totenstill, ja, im gesamten Haus war kein Laut zu vernehmen.
Und in dieser Stille hörte Anton auf einmal, wie jemand an sein Fenster klopfte. Im ersten Moment war er starr vor Schreck. Aber dann schloss er rasch die Tür und lief ans Fenster. Unter keinen Umständen wollte er Lumpi warten lassen, denn der würde es fertig bringen, die Scheibe einzuschlagen!
Doch es war gar nicht Lumpi, der draußen auf dem Fensterbrett saß …
«Rüdiger!», rief Anton in einer Mischung aus Überraschung und Freude.
«Hallo, Anton», sagte der kleine Vampir mit knarrender Stimme, und ohne eine Aufforderung abzuwarten, kletterte er ins Zimmer.
Ein eigenartiger Geruch begleitete ihn – «Wie in der Chemiestunde!», dachte Anton. Ob das von der Reinigung der Vampirumhänge kam? Rüdigers Umhang sah aus, als hätteman ihn kräftig gebürstet oder vielleicht sogar gewaschen. Und die zahlreichen Löcher waren ausgesprochen kunstvoll gestopft worden. «Tja, das muss nun für die nächsten zwanzig Jahre reichen», sagte der kleine Vampir, der Antons Blick bemerkt hatte. Mit einem breiten Grinsen zeigte er auf den Plastikbaum und fragte: «Du hast auch so einen?»
«Lumpi hat ihn mir gebracht.»
Der kleine Vampir tippte sich an die Stirn. «Er muss irgendwo ein Nest entdeckt haben!»
«Ein Nest?»
«Ja! Ein Nest für Tannenbäume. Bei uns in der Gruft haben wir neun Stück!»
«Neun von diesen Plastikbäumen?»
«Für jeden von uns einen, stell dir vor! Lumpi hat sie gestern Nacht angeschleppt. Er soll nämlich bei Schnuppermaul und Geiermeier Weihnachten feiern.»
«Ich weiß», sagte Anton.
Der kleine Vampir musterte Anton argwöhnisch. «Etwa von Anna?»
«Nein, Lumpi hat es mir erzählt – bevor er den Baum gebracht hat. – Und wegen Lumpi haben wir heute unsere ganze Wohnung weihnachtlich dekoriert», fuhr Anton fort. «Damit er sich schon mal an diesen Anblick gewöhnen kann.»
«Wie –» Die Augen des Vampirs waren zu schmalen Schlitzen geworden. «Du hast deine Eltern eingeweiht?»
«Natürlich nicht!», beruhigte ihn Anton. «Ich habe gesagt, dass ich die Wohnung für
mich
schmücken möchte. – Aber meine Eltern
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