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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ist alles meine Schuld. Ich habe seinen Doktor angelogen. Und das macht mir angst. Ich weiß nicht, was ich tun soll, und das ist vermutlich der Grund dafür, daß ich hier bin. Was soll ich tun?«
    »Hast du mir alles erzählt?«
    »Nein, aber fast alles.«
    »Hast du mich angelogen?«
    »Nein.«
    »Weißt du, wo die Leiche vergraben ist?«
    »Ich glaube, ja. Ich weiß, was Mr. Clifford mir erzählt hat.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde befürchtete Reggie, er würde damit herausplatzen. Aber er tat es nicht, und sie sahen sich eine kleine Ewigkeit lang an.
    »Willst du mir sagen, wo sie ist?« fragte sie schließlich.
    »Wollen Sie es wissen?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Was hält dich davon ab, es mir zu sagen?«
    »Ich habe Angst. Ich will nicht, daß jemand weiß, was ich weiß, weil Mr. Clifford mir erzählt hat, sein Klient hätte schon eine Menge Leute umgebracht und vorgehabt, auch ihn umzubringen. Wenn er schon eine Menge Leute umgebracht hat und wenn er weiß, daß ich sein Geheimnis kenne, dann wird er hinter mir her sein. Und wenn ich diese Sache der Polizei erzähle, dann ist er bestimmt hinter mir her. Er gehört zur Mafia, und das macht mir erst recht Angst. Würden Sie nicht auch Angst haben?«
    »Vermutlich.«
    »Und die Polizisten haben mir gedroht, falls ich nicht die Wahrheit sage. Sie glauben ohnehin, daß ich lüge, und ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Meinen Sie, ich sollte es der Polizei und dem FBI erzählen?«
    Reggie stand auf und ging langsam zum Fenster. Diesmal hatte sie keinen perfekten Rat zu bieten. Wenn sie ihrem neuen Klienten riet, dem FBI gegenüber auszupacken, und er ihren Rat befolgte, dann konnte sein Leben in der Tat gefährdet sein. Es gab kein Gesetz, das ihn dazu zwingen konnte. Behinderung der Justiz vielleicht, aber er war schließlich noch ein Kind. Sie wußten nicht, was er wußte, und wenn sie es nicht beweisen konnten, konnte ihm nichts passieren.
    »Machen wir es so, Mark. Du sagst mir nicht, wo die Leiche ist, okay? Jedenfalls vorerst nicht. Vielleicht später, aber nicht jetzt. Und wir treffen uns mit den Leuten vom FBI und hören uns an, was sie zu sagen haben. Du brauchst kein Wort zu sagen. Das Reden übernehme ich, und wir beide hören zu. Und wenn es vorbei ist, überlegen wir gemeinsam, wie es weitergeht.«
    »Hört sich gut an.«
    »Weiß deine Mutter, daß du hier bist?«
    »Nein. Ich muß sie anrufen.«
    Reggie suchte die Nummer des Krankenhauses aus dem Telefonbuch und wählte. Mark erklärte Dianne, er hätte einen Spaziergang gemacht und würde gleich bei ihr sein. Er war ein gewandter Lügner, stellte Reggie fest. Er hörte eine Weile zu und wirkte betroffen. »Wie geht es ihm?« fragte er. »Ich komme sofort.«
    Er legte auf und schaute Reggie an. »Mom ist nervös. Ricky wacht langsam aus dem Koma auf, und sie kann Dr. Greenway nicht finden.«
    »Ich komme mit ins Krankenhaus.«
    »Das wäre nett.«
    »Wo will das FBI dich sprechen?«
    »Ich glaube, im Krankenhaus.«
    Sie sah auf die Uhr und warf zwei frische Notizblöcke in ihren Aktenkoffer. Sie war plötzlich nervös. Mark wartete an der Tür.
9
    D er zweite Anwalt, den Barry Muldanno zu seiner Verteidigung in dieser lästigen Mordsache engagiert hatte, war vom gleichen Kaliber wie sein Vorgänger; er hieß Willis Upchurch, ein aufgehender Stern in dem Rudel lärmender Großmäuler, die durchs ganze Land zogen und für Ganoven und Kameras agierten. Upchurch unterhielt Kanzleien in Chicago und Washington und in jeder anderen Stadt, in der er einen spektakulären Fall an sich reißen und Räume mieten konnte. Sobald er nach dem Frühstück mit Muldanno gesprochen hatte, saß er auch schon in einer Maschine nach New Orleans, um erstens eine Pressekonferenz abzuhalten und zweitens seinen berühmten neuen Mandanten zu treffen und eine lautstarke Verteidigung zu planen. Er war ziemlich reich geworden und hatte sich in Chicago mit leidenschaftlichen Verteidigungen von Mafia-Killern und Drogenhändlern einen Namen gemacht, und im Laufe des letzten Jahrzehnts war er von den Mafia-Bossen überall im Lande für alle möglichen Arten von Vertretung herangezogen worden. Seine Erfolge waren durchschnittlich, aber es war nicht das Verhältnis zwischen gewonnenen und verlorenen Fällen, das ihm Klienten einbrachte. Es waren sein zorniges Gesicht, sein buschiges Haar und seine dröhnende Stimme. Upchurch war ein Anwalt, der gehört und gesehen werden wollte – in Zeitschriftenartikeln,

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