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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Fernsehnachrichten, Ratgeberkolumnen, Broschüren und Talkshows. Er vertrat seine Meinung. Er hatte keine Angst vor Unkenrufen. Er war radikal und scheute sich nicht, alles zu sagen, und das machte ihn zu einem Lieblingsgast bei jeder noch so abartigen Tages-Talkshow im Fernsehen.
    Er übernahm nur Sensationsfälle mit massenhaft Schlagzeilen und Kameras. Nichts war ihm zu widerwärtig. Er bevorzugte Klienten, die zahlen konnten, und wenn ein Massenmörder Hilfe brauchte, dann erschien Upchurch mit einem Vertrag, der ihm die exklusiven Buch- und Filmrechte garantierte.
    Obwohl er seine Berühmtheit über alle Maßen genoß und die äußerste Linke ihn wegen seiner hitzigen Verteidigung mittelloser Mörder pries, war Upchurch im Grunde kaum mehr als ein Mafia-Anwalt. Er gehörte der Unterwelt, wurde an ihren Schnüren herumgezerrt und bezahlt, wenn man es für angebracht hielt. Er durfte ein bißchen herumstromern und große Töne spucken, aber wenn die Familie rief, hatte er zu springen.
    Willis Upchurch sprang auch, als Johnny Sulari, Barrys Onkel, ihn um vier Uhr morgens anrief. Der Onkel teilte ihm die mageren Fakten über das allzu frühe Dahinscheiden von Jerome Clifford mit. Upchurch sabberte in den Hörer, als Sulari ihn anwies, sofort nach New Orleans zu fliegen. Er wurde hellwach bei dem Gedanken, Barry das Messer Muldanno vor all diesen Kameras zu verteidigen. Er pfiff unter der Dusche, als er an all die Druckerschwärze dachte, die auf diesen Fall bereits verschwendet worden war, und daran, daß jetzt er der Star sein würde. Er grinste sich selbst im Spiegel an, als er sich seine Neunzig-Dollar-Krawatte umband, und stellte sich vor, wie er die nächsten sechs Monate in New Orleans verbringen würde, mit einer Presse, die ihm auf das kleinste Fingerschnippen hin zur Verfügung stand.
    Das war es, weshalb er Jura studiert hatte!
    Die Szene war anfangs beängstigend. Der Tropf war entfernt worden, weil Dianne im Bett lag und Ricky in den Armen hielt. Sie drückte ihn fest an sich und umschlang ihn mit den Beinen. Er stöhnte und grunzte, wand sich und zuckte. Seine Augen waren offen, dann wieder zu. Dianne drückte ihren Kopf an seinen und redete unter Tränen leise auf ihn ein. »Es ist okay, Baby. Es ist alles okay. Mommy ist bei dir. Mommy ist ja bei dir.«
    Greenway stand mit verschränkten Armen neben dem Bett. Er wirkte unsicher, als hätte er so etwas noch nie gesehen. Auf der anderen Seite des Bettes hatte eine Schwester Posten bezogen.
    Mark trat vorsichtig ein, und niemand bemerkte es. Reggie war im Schwesternzimmer geblieben. Es war fast zwölf, Zeit für das FBI und das alles, aber Mark wußte sofort, daß niemand im Zimmer sich auch nur im mindesten für die Polizisten und ihre Fragen interessierte.
    »Es ist okay, Baby. Es ist okay. Mommy ist bei dir.«
    Mark schob sich ans Fußende des Bettes, um besser sehen zu können. Dianne brachte ein schnelles, gequältes Lächeln zustande, dann schloß sie die Augen und flüsterte weiter auf Ricky ein.
    Nach ein paar schier endlosen Minuten schlug Ricky die Augen auf, schien seine Mutter zu erkennen und wurde ruhig. Sie küßte ihn ein dutzendmal auf die Stirn. Die Schwester lächelte und tätschelte seine Schulter und gurrte ihm etwas zu.
    Greenway sah Mark an und deutete mit einem Kopfnicken auf die Tür. Mark folgte ihm nach draußen auf den stillen Flur. Sie gingen langsam bis zum Ende, in der dem Schwesternzimmer entgegengesetzten Richtung.
    »Er ist vor ungefähr zwei Stunden aufgewacht«, sagte der Arzt. »Es sieht so aus, als käme er langsam wieder zu sich.«
    »Hat er schon etwas gesagt?«
    »Was zum Beispiel?«
    »Nun, Sie wissen schon, über das, was gestern passiert ist.«
    »Nein. Er hat eine Menge gemurmelt, was ein gutes Zeichen ist, aber richtige Worte hat er dabei bisher nicht gesagt.« Das war beruhigend, in einer Hinsicht. Mark würde sich in der Nähe des Zimmers aufhalten müssen, für alle Fälle. »Er kommt also wieder in Ordnung?«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Der Wagen mit dem Mittagessen hielt in der Mitte des Flurs an, und sie gingen um ihn herum. »Ich nehme an, er wird es schaffen, aber es kann eine Weile dauern.« Es trat eine lange Pause ein, in der Mark sich fragte, ob Greenway erwartete, daß er etwas sagte.
    »Wie stark ist deine Mutter?«
    »Ziemlich stark, nehme ich an. Wir haben eine Menge durchgemacht.«
    »Wo leben eure Angehörigen? Sie wird viel Hilfe brauchen.«
    »Wir haben keine Angehörigen. Sie hat eine

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