Der Klient
hektischen Menge von Schwestern, Ärzten, Laboranten und Tragen schiebenden Pflegern, Patienten, die sich in Rollstühlen vorwärtsbewegten, und benommenen Familienangehörigen, die ziellos umherwanderten und versuchten, wach zu bleiben. Flure stießen, aus allen Richtungen kommend, an chaotischen kleinen Kreuzungen zusammen, nur um sich dann wieder zu einem hoffnungslosen Labyrinth zu verzweigen. Reggie fragte drei Schwestern nach Zimmer 28, und die dritte deutete mit dem Finger die Richtung an und redete, aber ohne stehenzubleiben. Sie fanden einen vernachlässigten Flur mit einem uralten Teppich und schlechter Beleuchtung, und die sechste Tür auf der rechten Seite führte in ihr Zimmer. Es war eine schäbige Holztür, ohne Fenster.
»Ich habe Angst, Reggie«, sagte Mark und starrte auf die Tür.
Sie hielt seine Hand mit festem Griff. Wenn sie nervös war, ließ sie es sich nicht anmerken. Ihr Gesicht war gelassen. Ihre Stimme war warm und beruhigend. »Tu nur, was ich dir gesagt habe, Mark. Ich weiß, was ich tue.«
Sie traten ein oder zwei Schritte zurück, und Reggie öffnete eine identische Tür, die in Zimmer 24 führte. Es war ein ehemaliges Büro, das jetzt als Abstellraum für alle möglichen Dinge diente. »Ich warte hier drinnen. So, und jetzt geh und klopf an.«
»Ich habe Angst, Reggie.«
Sie tastete behutsam nach dem Recorder und führte die Finger darum herum, bevor sie den Startknopf drückte. »Nun geh«, wies sie ihn an und deutete auf den Flur.
Mark holte tief Luft und klopfte an. Er konnte hören, wie drinnen Stühle bewegt wurden. »Herein«, sagte jemand, und die Stimme klang nicht freundlich. Er öffnete langsam die Tür, trat ein und machte sie hinter sich wieder zu. Der Raum war lang und schmal, genau wie der Tisch in seiner Mitte. Keine Fenster. Kein Lächeln von den zwei Männern, die zu beiden Seiten des Tisches standen, nahe seinem Ende. Man hätte sie für Zwillinge halten können – weiße Hemden mit angeknöpftem Kragen, blaurote Krawatten, dunkle Hosen, kurzes Haar.
»Du mußt Mark sein«, sagte der eine, während der andere zur Tür schaute.
Mark nickte, er konnte nicht sprechen. »Wo ist deine Mutter?«
»Äh – wer sind Sie?« Mark brachte die Worte mühsam heraus. Der an der rechten Seite sagte: »Ich bin Jason McThune, FBI Memphis.« Er streckte die Hand aus, und Mark schüttelte sie schlaff. »Ich freue mich, dich kennenzulernen, Mark.«
»Ganz meinerseits.«
»Und ich bin Larry Trumann«, sagte der andere. »FBI New Orleans.« Mark gestattete Trumann denselben schwachen Händedruck. Die Agenten wechselten nervöse Blicke, und eine peinliche Sekunde lang wußte keiner, was er sagen sollte.
Schließlich deutete Trumann auf den Stuhl am Ende des Tisches. »Setz dich, Mark.« McThune nickte sein Einverständnis und lächelte beinahe. Mark setzte sich vorsichtig hin, weil er fürchtete, das Klettband könnte sich lösen und das verdammte Ding irgendwie herunterfallen. Sie würden ihm blitzschnell Handschellen anlegen und ihn in ihren Wagen stoßen, und er würde seine Mutter nie wiedersehen. Was würde Reggie dann tun? Sie rückten mit ihren Stühlen dicht an ihn heran und schoben ihre Notizblöcke auf dem Tisch auf ihn zu.
Sie atmeten auf ihn herab, und Mark war überzeugt, daß das zu ihrer Taktik gehörte. Dann hätte er fast gelächelt. Wenn sie so dicht bei ihm sitzen wollten – er hatte nichts dagegen. Der schwarze Recorder würde alles festhalten. Keine verschwommenen Stimmen.
»Wir – äh – haben eigentlich damit gerechnet, daß deine Mutter und Dr. Greenway mitkommen würden«, sagte Trumann und warf einen Blick auf McThune.
»Sie sind bei meinem Bruder.«
»Wie geht es ihm?« fragte McThune ernst.
»Nicht sehr gut. Mom kann ihn im Moment nicht alleinlassen.«
»Wir dachten, sie würde hier sein«, sagte Trumann noch einmal und sah McThune an, als wüßte er nicht recht, ob er fortfahren sollte.
»Nun, wir können ein oder zwei Tage warten, bis sie kommen kann«, schlug Mark vor.
»Nein, Mark, wir müssen uns unbedingt jetzt unterhalten.«
»Vielleicht sollte ich hinaufgehen und sie holen.«
Trumann zog seinen Stift aus der Hemdtasche und lächelte Mark an. »Nein, laß uns ein paar Minuten reden. Nur wir drei. Bist du nervös?«
»Ein bißchen. Was wollen Sie?« Er war immer noch steif vor Angst, aber das Atmen war jetzt leichter. Der Recorder hatte nicht gepiept oder ihm einen Schrecken eingejagt.
»Nun, wir möchten dir ein paar Fragen
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