Der Knochendieb
Staub gemacht hat. Diese Ratte. Der Drecksack hat mich gelinkt, Mann! Und gekränkt. Ist das zu fassen? Rufen Sie mich an, Süßer, meine Nummer ist 718-545-2134. Paradox
Driscoll griff zum Telefon und wählte hastig die Nummer. Nach dem dritten Klingeln meldete sich eine rauchige Stimme.
»Hier ist Lieutenant Driscoll. Ist dort Paradox?«
»Allerdings, Herzchen.«
»Ich habe gerade Ihre E-Mail gelesen. Wollen Sie damit sagen, dass Sie den Mann gesehen haben?«
»Den weißen Typen mit dem Affengesicht? Allerdings hab ich den gesehen. Dieses Muttersöhnchen hat mich um hundert Mäuse geprellt, und die seh ich garantiert nie wieder.«
»Wenn ich Ihnen ein gescanntes Foto von ihm maile, können Sie ihn dann identifizieren?«
»Ich hatte eher auf ein Foto von Ihnen gehofft, Hübschester.«
»Von mir? Da wären Sie schwer enttäuscht. Ich bin hässlich.«
»Aber Ihre Stimme klingt so schön. Ich wette, Sie schwindeln mir was vor.«
»Paradox, ich maile Ihnen jetzt ein Foto von Godsend. Und Sie sagen mir bitte, ob das der Mann war, der Ihnen Ihr Geld abgeknöpft hat.«
Driscoll brauchte lediglich zwei Minuten, um das Polizeifoto von dem Zwischenfall mit dem Bulldozer an Paradox zu mailen. Und Paradox brauchte nur halb so lang, um Pierce als Godsend zu identifizieren.
»Genau das ist der Typ, Sie Schlimmer, Sie.«
»Paradox, Sie haben meinen Tag gerettet. Ich stelle gleich einen Scheck über hundert Dollar aus und lasse ihn Ihnen schicken. Dazu brauche ich aber Ihre Adresse.«
Driscoll notierte sich die Anschrift aus Queens County und beendete das Gespräch. Seine Uhr zeigte fünf nach sieben. Er rief im St.-Vincent’s-Krankenhaus an, wo er erfuhr, dass Dr. Pierce nicht im Dienst sei und erst am nächsten Morgen wieder erwartet wurde. Erneut wählte er Margarets Handynummer. Als ihm ihre Ansage auf der Mailbox ins Ohr drang, fiel sein Blick auf das Foto von Pierce’ hochherrschaftlichem Anwesen in der Architekturzeitschrift.
»Cedric, Sie halten hier die Stellung. Ich muss in das Haus. Irgendwie habe ich ein ganz mieses Gefühl. Was, wenn dieses Schwein sie gefangen hält?« Driscoll sprach ein stilles Gebet, schnappte sich seinen Burberry und eilte zur Tür hinaus.
86. KAPITEL
Der Lieutenant hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, sämtliche ehemaligen Strafgefangenen, die er selbst festgenommen hatte, im Auge zu behalten - besonders die, die sich anschließend in New York City niederließen, und Lazlo Bahnieski bildete da keine Ausnahme. Nach seiner Entlassung aus der staatlichen Haftanstalt in Attica hatte Lazlo seine Begabung für Einbrüche gegen die Freuden des Angelns eingetauscht und fischte nun in den Gewässern rings um Brooklyn nach Blaufischen. Statt wie früher mit einer Skimaske vermummt seinen Geschäften nachzugehen, trug er jetzt eine Kapitänsmütze.
Jeden Tag lief er frühmorgens mit seinem Fischkutter Born Again aus und brachte Sportangler zu Tagesausflügen ein paar Meilen östlich der Verrazano Narrows Bridge aufs Meer hinaus. Davon konnte er leben, und mithilfe von Jack Daniel’s fühlte sich Lazlo wirklich wie neugeboren.
Driscoll wusste, dass sämtliche Fischerboote vor Einbruch der Dunkelheit in den Hafen zurückkehrten und dass Lazlo spätestens um 20 Uhr auf Deck in der Hängematte liegen und seinen Lieblingswhiskey schlürfen würde. Im dämmrigen Jachthafen der Sheepshead Bay war die Born Again leicht zu finden. Um Viertel nach acht hüpfte Driscoll aufs Deck des Acht-Meter-Bootes und läutete die Schiffsglocke.
»Immer mit der Ruhe!«, bellte es vom Unterdeck. »Die nächste Chartertour läuft morgen früh um sechs aus!«
»Alle Mann an Bord!«, rief Driscoll.
Die Kabinentür öffnete sich knarrend. »Bei meiner Seele, wenn das nicht Lieutenant Driscoll ist.«
»Die Mütze steht Ihnen, Lazlo. Kaschiert Ihre hässliche Visage.«
»Lieutenant, so was Nettes haben Sie nicht mehr zu mir gesagt, seit Sie mich eingebuchtet haben.«
»Ich bin geschäftlich hier.«
»Sie heiraten, und Ihre Braut möchte auf hoher See getraut werden?«
»Ich ermittle gegen jemanden, und dabei brauche ich Ihre Hilfe. Werden Sie erst mal nüchtern, dann habe ich einen Job für Sie. Und zwar muss ich irgendwie in das Haus des Verdächtigen kommen.«
»Da brauchen Sie einen Richter, der Ihnen einen Durchsuchungsbefehl ausstellt.«
»Hab ich schon. Doch vermutlich ist die Bude schlimmer verdrahtet als eine Telefonfirma. Wenn ich einzudringen versuche, wird womöglich alles abgeschottet. Das
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