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Der Knochendieb

Der Knochendieb

Titel: Der Knochendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas O'Callaghan
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Früchtedrops und ging zur Kasse. »Bitte überreichen Sie die als Geschenk meinen beiden Freundinnen dort drüben - aber erst, wenn ich den Laden verlassen habe. Und erwähnen Sie mich nicht.«
    »Kein Problem. Soll ich noch eine Schleife darumbinden?«
    »Sie können ja Gedanken lesen. Was bin ich Ihnen schuldig?«
    »Das macht fünfzehn fünfzig. Aber unter dreißig Dollar keine Kreditkarten.«
    Er reichte dem Teenager einen Zwanzig-Dollar-Schein, verließ das Geschäft und versteckte sich hinter einem Plastikficus neben dem Eingang. Von dort aus genoss er das Erstaunen der beiden, ihr jugendliches Kichern, ihre ruckartigen Bewegungen. Wie neugierige Kinder rissen sie die Schachteln auf und bestaunten ihre Schätze. Clarissa, die lebhaftere der beiden, wählte ein blutrotes Bonbon aus und steckte es sich freudestrahlend in den Mund. Ihre Freundin tat es ihr nach und grinste. Sichtbar in Hochstimmung schlenderten die beiden aus dem Geschäft. Offenbar hatte Clarissa ihre geplatzte Verabredung mittlerweile vergessen.
    An den Aufzügen angelangt, umarmten sich die beiden, ehe sie vereinbarten, am Abend noch miteinander zu telefonieren. Clarissa war nun allein, und Colm konnte die Verfolgung wieder aufnehmen.

    Als der Aufzug kam, stieg er mit ihr ein. Endlich waren sie vereint, allein in dem gläsernen Kasten. Er studierte sie eingehend. Sie war wirklich aus feinstem Material gemacht. Augen wie Ebenholz, eine Haut wie Alabaster, ein Puppennäschen und seidiges Haar. Beim Gedanken an ihre Knochen begann seine Haut zu prickeln. »Ist so ein Aufzug nicht etwas Wunderbares?«, fragte er.
    Clarissa lächelte verwundert. »Sie kommen wohl nicht viel raus, oder?«
    Er begann, eine bekannte Melodie zu pfeifen.
    »Das ist aus Der Zauberer von Oz «, sagte sie lächelnd.
    »Genau. Sie haben gerade eine Reise nach Hawaii für zwei Personen gewonnen. Sie und Ihre Begleitung werden im luxuriösen Waikiki Grand Hotel am herrlichen Diamond Beach logieren.«
    Clarissa musterte ihn befremdet.
    Der Aufzug kam in der Etage mit dem Straßenausgang an, und sie stieg aus.
    »Warten Sie«, bat er. »Die Fahrt ist noch nicht zu Ende.«
    »Für mich schon.«
    Colm holte sie in der Tiefgarage ein. Hemmungslos griff er in ihr Top und rieb mit den Fingern über ihre Wirbel.
    Sie riss sich los und lief frontal in einen Ford-Kombi voller Kinder, der sie überrollte. »Jemand muss den Notarzt rufen!«, schrie die Fahrerin.
    Während sich andere Einkäufer aufgeregt um Clarissas reglosen Leib scharten, ging Colm langsam auf seine Erwählte zu. Er sah nur noch zermalmtes Kalzium.

    Zuerst kamen zwei Streifenwagen, dann ein Krankenwagen. Colm bekam unerträgliche Kopfschmerzen, als würden ihm Glasscherben das Gehirn zerfetzen. Er wandte sich von seinem Unglück ab und suchte in seinem bereitstehenden Van Zuflucht.
    Hektisch durchwühlte er das Handschuhfach nach dem Tylenol. Als er es gefunden hatte, drückte er die Kappe auf, doch das Fläschchen war leer. Colm warf es gegen die Windschutzscheibe.
    »Verdammter Mist«, fluchte er, legte einen Gang ein und verließ die Tiefgarage.

24. KAPITEL
    Clarissas Blut rann auf die schnell fahrende Krankenliege und von dort auf den Mosaikfußboden, wo es eine scharlachrote Spur in den Fluren hinterließ, die zur Notaufnahme führten.
    Binnen Minuten befand sich die Liege in Traumaraum Eins, wo man in den komatösen Körper der jungen Frau Spritzen und Infusionen einführte und ihn an etliche Geräte anschloss, die ihre Vitaldaten auf bernsteinfarbenen Bildschirmen wiedergaben.
    »Absaugen!«, ordnete Doktor Stephen Astin an, während er das Stethoskop auf die Brust des Opfers drückte. »Sie hat eine Lungenblockade.«
    Eine Schwester intubierte die Patientin. Pinkfarbener Schaum füllte den Plastikschlauch und sog Lungenstückchen in die Metallschale.
    »Der Blutdruck sinkt!«, brüllte Astin. »Geben Sie mir zwei Einheiten 0-negativ und eine Mischung aus Ringer-Lösung
und Dextran. Sofort! Und checken Sie ihre Blutgruppe.«
    Die bläuliche Farbe schwand aus Clarissas Gesicht, als die Absaugung den Lungenflügel freimachte.
    Intravenöse Infusionspumpen wurden herbeigeschafft, um frisches Serum in die Venen des Mädchens zu leiten.
    »Weiß irgendjemand, wer sie ist?«, fragte Astin.
    »Clarissa Parsons«, antwortete die Oberschwester.
    »Irgendwie mit dem Bezirksstaatsanwalt verwandt?«
    »Sie ist seine Tochter.«
    »Nicht zu fassen«, staunte Doktor Colm Pierce, während er mit einer Reihe von

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