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Der Knochendieb

Der Knochendieb

Titel: Der Knochendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas O'Callaghan
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und handelte.
    Er wartete, bis sie ihm den Rücken zuwandte, ehe er den Van aus der Parklücke manövrierte und langsam die Straße entlangrollen ließ. Neben Moira kam er zum Stehen, ließ das Fenster herunter und lächelte sie an. Er würde einfach auf das reagieren, was sie sagte.
    »Hat Driscoll Sie geschickt?«, fragte sie sichtlich verwundert.
    »Allerdings. Steig ein.«
    »Ich habe Cedric erwartet.«
    »Der musste kurzfristig woandershin, deshalb haben sie mich geschickt.«
    Es sah gut aus und trug einen eleganten Anzug. Moira fand ihn glaubwürdig und stieg in den Wagen.
    »Ich bin Detective Sweeney«, sagte Pierce und streckte die Hand aus.
    »Moira«, erwiderte das Mädchen und schüttelte ihm die Hand.
    Pierce fuhr los und blieb an der Ecke stehen. Dann wandte er sich um, um seine Beute zu mustern. »Moira, ich habe mein Handy fallen lassen, und ich glaube, es ist hinter deinen Sitz gerutscht. Könntest du mal nach hinten fassen und es mir rausangeln?«
    »Klar«, sagte Moira und bückte sich.
    Pierce drückte einen halothangetränkten Lappen auf das Gesicht des Mädchens. Rasch erlag Moira dem starken Elixier, und schon hatte Pierce ein neues Spielzeug, mit dem er sich die Zeit vertreiben konnte.

62. KAPITEL
    Als Thomlinson am Haus der Tiernans eintraf, war das Mädchen nirgends zu sehen. Er klingelte an der Tür. Moiras Mutter sagte ihm, dass sie ihre Tochter zuletzt gesehen habe, als sie nervös den Gehsteig auf- und abging und auf den Wagen wartete, der sie abholen sollte. Das war zwanzig Minuten her.
    Thomlinson verständigte Driscoll über das Funkgerät im Wagen. »Lieutenant, ich stehe vor dem Haus der Tiernans, aber Moira ist nicht da. Ihre Mutter sagt, sie hat vor dem Haus auf mich gewartet. Hat sie bei Ihnen angerufen?«
    »Nein. Ich habe nichts von ihr gehört.« Kaltes Grauen wallte in Driscoll auf. »Cedric, klappern Sie sämtliche Nachbarn ab und fragen Sie, ob irgendjemand Moira in der letzten halben Stunde gesehen hat. Und melden Sie sich umgehend wieder bei mir.«
    »Okay. Sonst noch was?«
    »Allerdings. Warum zum Teufel haben Sie so lange gebraucht? Für die Strecke benötigt man eine halbe Stunde, aber Sie waren fast eine ganze unterwegs.«
    »Ich bin auf der Stadtautobahn in eine Baustelle geraten. Da ging erst mal gar nichts mehr«, log Thomlinson.
    »Okay. Erkundigen Sie sich bei den Nachbarn und geben Sie mir umgehend Bescheid.«
    Binnen zehn Minuten war Thomlinson wieder in der Leitung. »Lieutenant?«
    »Was haben Sie rausgefunden?«
    »Eine Frau ein Stück die Straße hinunter hat Moira vor
etwa einer halben Stunde in einen Van steigen und davonfahren sehen. Sie sagt, sie hat nicht groß darauf geachtet, aber es war sicher ein Van. Weiter nichts. Nur ein Van. Sie weiß nicht einmal mehr, welche Farbe er hatte.«
    Driscoll war speiübel. Er hat sie. Das sagte ihm sein Polizisteninstinkt.
    »Detective Thomlinson, bewegen Sie Ihren Hintern sofort hierher!«, bellte Driscoll und legte ohne ein weiteres Wort auf.
    Auf dem Rückweg zum Revier dachte Cedric über sein Schicksal nach. Er war ein viel zu guter Polizist, um nicht zu wissen, dass das Mädchen in Gefahr war. Zum zweiten Mal in seinem Leben hatte er durch sein Fehlverhalten einen anderen Menschen in eine bedrohliche Lage gebracht. Er zog die Lottoquittungen aus der Hemdtasche, riss sie entzwei und warf sie aus dem Fenster. Also kein warmer Winter in der alten Heimat, kein frühes Ausscheiden aus dem Dienst und kein Entkommen vor den verächtlichen Blicken seiner Kollegen.
    Vor ihm tauchte das Schild von KELLY’S BAR auf. Er fuhr rechts ran und parkte in einer Lücke vor dem Lokal. Dann stieg er aus, zog die schwere Eichentür auf und ging hinein. Ohne ein Wort trat Detective Cedric Thomlinson aus dem Licht und verschwand in der Düsternis seiner Vergangenheit.

63. KAPITEL
    Zweimal in jener Nacht wurde Driscoll von jaulenden Sirenen aus dem Schlaf geschreckt. Jedes Mal war er zum Fenster gestürzt, nur um auf den menschenleeren Uferstreifen hinauszublicken. Da er nicht mehr einschlafen konnte, sann er über das nach, was ihm Margaret über die Tochter des Bezirksstaatsanwalts berichtet hatte. Sie hatte die Ärzte Astin, Galina und Pierce ebenso befragt wie die Intensivkrankenschwester Susan Dupree. Was Driscoll merkwürdig vorkam, war Schwester Duprees Aussage, dass Dr. Pierce, ein Radiologe, mehrfach versucht habe, Clarissa mithilfe eines Defibrillators zu reanimieren. Wie kam ein Radiologe dazu, auf der pädiatrischen

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