Der Knochenjäger
wurde auf höchstens hundert Dollar geschätzt. Folglich hat sich unser Diebstahlsdezernat nicht so furchtbar dahintergeklemmt, wissen Sie?«
»Nun erzähl's ihnen schon.«
Saul nickte. »Die Schlange war nicht das einzige, was gefehlt hat. Der Einbrecher hat darüber hinaus etliche Knochen mitgehen lassen.«
»Menschliche Gebeine?« fragte Rhyme.
»Genau. Deswegen ist es dem Besitzer ja so komisch vorgekommen. Ein paar von den Insekten -«
»- von wegen zehn Zentimeter, da waren ein paar dabei, die waren doppelt so lang. Locker.«
»- sind drei-, vierhundert Dollar wert. Aber der Täter hat lediglich die Schlange und ein paar Knochen mitgehen lassen.«
»Bestimmte Knochen?« fragte Rhyme.
»Alles mögliche. Quer durchs Gemüsebeet.«
»Seine Worte, nicht unsre.«
»Hauptsächlich kleinere. Hand- und Fußknochen. Und ein, zwei Rippen.«
»Der Typ war sich nicht ganz sicher.«
»Gibt's einen Tatortbefundbericht?«
»Wegen ein paar geklauten Knochen? Nee.«
Die Hardy Boys verabschiedeten sich wieder. Sie begaben sich nach Downtown, zum letzten Tatort, um sich dort in der Gegend umzuhören.
Rhyme fragte sich, was die Schlange darstellen sollte. War sie ein Hinweis auf den Ort? Bezog sie sich auf den Brand in der First Methodist? In oder um New York hatte es nie Klapperschlangen gegeben, und wenn, dann wären sie im Zuge der Stadtentwicklung ausgestorben. Handelte es sich vielleicht um ein Wortspiel - Klapper und Schiangel«
Und plötzlich glaubte Rhyme des Rätsels Lösung zu wissen. »Die Schlange ist für uns bestimmt.«
»Für uns?« Banks lachte.
»Sie stellt eine Art Ohrfeige dar.«
»Für wen?«
»Für jeden, der nach ihm fahndet. Meiner Meinung nach handelt es sich um eine Art Streich.«
»Ich fand das gar nicht zum Lachen«, sagte Sachs.
»Ihr Gesicht hat aber ziemlich komisch ausgesehen.« Banks grinste.
»Ich glaube, wir sind besser, als er erwartet hat, und das paßt ihm ganz und gar nicht. Er ist sauer, und er läßt uns das spüren. Thom, trag das auf der Tabelle ein. Daß er uns veräppeln will.«
Sellittos Telefon piepte. Er klappte es auf und meldete sich. »Emma-Schätzchen. Was liegt vor?« Er nickte und machte sich Notizen. Dann blickte er auf und verkündete: »Mietwagendiebstähle. Avis meldet in der letzten Woche zwei Verluste aus Filialen in der Bronx, einen in Midtown. Bei National nichts. Vier geklaute Wagen bei Hertz. Drei in Manhattan - je einer drunten an der East Side, in Midtown und an der Upper West Side. Zwei davon waren grün, einer der käme in Frage - war dunkelbraun. Aber in White Plains wurde ein silberner Ford geklaut. Ich würde auf den tippen.«
»Einverstanden«, rief Rhyme. »White Plains.«
»Woher wollen Sie das wissen?« fragte Sachs. »Monelle hat gesagt, er könnte sowohl silbern als auch beige gewesen sein.«
»Weil sich unser Knabe in der Innenstadt herumtreibt«, erklärte Rhyme. »Wenn der einen Wägen stehlen will - ein Delikt, das für gewöhnlich sofort gemeldet wird -, dann entfernt er sich dazu so weit von seinem Unterschlupf wie nur möglich. Ein Ford, hast du gesagt ?«
Sellitto fragte bei Emma nach und blickte dann auf. »Ein Taurus.
Neuestes Baujahr. Dunkelgraue Innenausstattung. Kennzeichen spielt eh keine Rolle.«
Rhyme nickte. »Die Nummernschilder hat er vermutlich zuallererst ausgetauscht. Bedanke dich und sag ihr, daß sie schlafen gehen soll. Aber sie soll sich nicht zu weit vom Telefon entfernen.«
»Ich habe hier was, Lincoln«, rief Cooper.
»Und zwar?«
»Das Glibberzeug. Ich vergleiche es gerade mit den in unserer Datei erfaßten Markenartikeln.« Er blickte auf den Bildschirm. »Hier wird verwiesen auf ... Schau'n wir mal. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um Kinky-Away Ein weitverbreitetes Mittel zum Entkrausen von Haaren.«
»Eine fragwürdige Formulierung, aber dennoch nützlich. Damit wären wir in Harlem, meint ihr nicht auch? Was die Anzahl der in Frage kommenden Kirchen doch beträchtlich einschränken dürfte.«
Banks las die kirchlichen Bekanntmachungen in allen drei großen Tageszeitungen der Stadt durch. »Ich komme auf zweiundzwanzig.«
»Wann beginnt der früheste Gottesdienst?«
»Drei fangen um acht an. Sechs um neun. Einer um halb zehn. Alle anderen um zehn oder elf.«
»Er wird sich einen der Frühgottesdienste aussuchen. Er läßt uns, was den Ort anbetrifft, diesmal ohnehin schon viel Zeit.«
»Ich habe Haumann Bescheid gesagt«, meldete sich Sellitto, »daß er die Leute vom
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