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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Morningside Heights?«
    »Den Taxifahrer hat er immerhin umgebracht. Die Jungs von unsrer Spurensicherung wühlen grade im Haus rum wie Käfer im Mist.«
    »Und das ist auch alles, was sie dort finden werden«, sagte Sachs. »Unser Unbekannter kennt sich mit Tatorten besser aus als Sie und ich.«
    »Zur Zentrale«, befahl Dellray und nickte zu Sachs hin, die zusammenzuckte, als die Handschellen sich eng um ihr Gelenk schlössen.
    »Wir können auch das nächste Opfer retten. Wenn Sie -«
    »Wissen Sie, was Sie haben, Officer Sachs? Raten Sie mal. Sie haben das Recht zu schweigen. Sie haben -«
    »Schon gut«, ertönte hinter ihnen eine laute Stimme. Sachs blickte sich um und sah Jim Polling, der mit langen Schritten den Bürgersteig entlangeilte. Seine Hose und das dunkle Sportsakko waren zerknittert, so als hätte er darin geschlafen. Doch dem verquollenen Gesicht nach zu schließen, hatte er seit Tagen kein Auge mehr zugetan. Er hatte sich seit längerem nicht mehr rasiert, und die Haare waren heillos zerzaust.
    Dellray blinzelte unbehaglich, doch ihn beunruhigte weniger der Cop als vielmehr der hochaufgeschossene Bundesanwalt für den Süddistrikt, der hinter Polling aufragte. Und die Nachhut bildete SAC Perkins, der Leiter des FBI-Büros in Manhattan.
    »Okay, Fred. Lassen Sie sie frei.« Das war der Bundesanwalt.
    Mit der schmeichelnden Baritonstimme eines Diskjockeys im Radio sagte das Chamäleon: »Sie hat Beweismittel entwendet, Sir. Sie -«
    »Ich wollte sie nur einer raschen Untersuchung zuführen«, sagte Sachs.
    »Hört mal -« setzte Dellray an.
    »Nein«, sagte Polling, der sich völlig in der Hand hatte. Diesmal würde er sich zu keinerlei Wutanfall hinreißen lassen. »Nein, wir hören nicht zu.« Er wandte sich an Sachs und blaffte: »Und Sie versuchen keine Zicken.«
    »Nein, Sir. Tut mir leid, Sir.«
    »Fred«, sagte der Bundesanwalt zu Dellray, »Sie haben sich von subjektiven Gesichtspunkten leiten lassen, und die Sache ging den Bach runter. So ist das Leben.«
    »Es war eine gute Spur«, sagte Dellray.
    »Nun, unsere Ermittlungen gehen jetzt in eine andere Richtung«, fuhr der Bundesanwalt fort.
    »Wir haben uns mit dem Direktor und der kriminalpsychologischen Abteilung besprochen«, sagte SAC Perkins. »Wir sind zu dem Entschluß gelangt, daß wir uns Rhymes und Sellittos Standpunkt zu eigen machen und dementsprechend verfahren wollen.«
    »Aber mein Spitzel hat klar gesagt, daß am Flughafen etwas laufen soll. So was sagt der nicht einfach so daher.«
    »Im Endeffekt zählt nur eins, Fred«, sagte der Bundesanwalt unverblümt, »egal, was dieser Scheißkerl vorhat: Es waren nun mal Rhymes Leute, die die Opfer gerettet haben.«
    Dellrays lange Finger ballten sich unsicher zur Faust, dann öffnete er die Hand wieder. »Dessen bin ich mir bewußt, Sir. Aber -«
    »Agent Dellray, wir haben unsere Entscheidung getroffen.«
    Das dunkle Gesicht - das förmlich vor Energie gesprüht hatte, als er im FBI-Gebäude seine Leute um sich geschart hatte - wirkte nun bedrückt, teilnahmslos. Einen Moment lang war ihm die Flippigkeit vergangen. »Ja, Sir.«
    »Das jüngste Opfer wäre gestorben, wenn Detective Sachs nicht eingegriffen hätte«, sagte der Bundesanwalt.
    »Officer Sachs«, berichtigte sie. »Und den Hauptanteil hat außerdem Lincoln Rhyme. Ich war bloß sein Laufmädel. Sozusagen.«
    »Der Fall geht zurück an die Stadtpolizei«, verkündete der Bundesanwalt. »Unsere A-T-Einheit wird weiterhin die Informanten- und Terroristen-Schiene verfolgen, aber mit weniger Personalaufwand. Alles, was sie erfahren, wird an die Detectives Sellitto und Rhyme weitergeleitet. Sie, Dellray, sorgen dafür, daß ihnen die entsprechenden Kräfte zur Sicherung und Observierung sowie für eine Geiselbefreiungsaktion zur Verfügung stehen. Wie auch alles andere, was sie benötigen. Haben Sie verstanden?«
    »Ja, Sir.«
    »Gut. Würden Sie den Kollegen jetzt vielleicht die Handschellen abnehmen?«
    Dellray schloß die Handschellen auf und steckte sie in die Hosentasche. Er ging zu einem Kleinbus, der in der Nähe geparkt war. Als Sachs den Spurensicherungskoffer aufhob, sah sie ihn allein am Rand des Lichtkreises unter einer Straßenlampe stehen und mit dem Zeigefinger über die Zigarette hinter seinem Ohr streichen. Einen Moment lang hatte sie Mitleid mit dem FBI-Agenten, dann drehte sie sich um und rannte, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinter Banks, der immer noch die Klapperschlange in der Hand hatte, die Treppe

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