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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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American College of Forensic Examiners Journal. Der Report of the American Society of Crime Lab Directors, Forensics von der CRC Press. Das Journal of the International Institute of Forensic Science. Lauter Fachliteratur über Forensik, Kriminalistik und neueste Ermittlungsmethoden.
    »Schau sie dir an«, sagte Rhyme. »Die Abonnements sind seit Ewigkeiten abgelaufen. Und sie sind völlig eingestaubt.«
    »Hier drin ist alles verdammt eingestaubt, Linc. Warum schwingst du deinen faulen Arsch nicht hoch und räumst den Saustall endlich auf?«
    Banks war sichtlich erschrocken. Rhyme prustete laut los - ein befremdliches Gefühl. Er war weniger zugeknöpft. Seine Gereiztheit war Belustigung gewichen. Einen Moment lang bedauerte er sogar, daß er und Sellitto sich aus den Augen verloren hatten. Dann verkniff er sich die sentimentalen Anwandlungen. »Ich kann euch nicht helfen. Tut mir leid«, brummte er.
    »Wir haben die Friedenskonferenz, die am Montag anfängt. Wir-«
    »Was für eine Konferenz?«
    »Von der UNO. Botschafter, Staatsoberhäupter. Zehntausend Würdenträger werden in der Stadt erwartet. Hast du von der Sache in London gehört, vor zwei Tagen?«
    »Sache?« wiederholte Rhyme in ätzendem Tonfall.
    »Jemand hat versucht, eine Bombe in dem Hotel zu legen, in dem die UNESCO getagt hat. Der Bürgermeister hat einen Höllenschiß, daß jemand einen Anschlag auf die hiesige Konferenz verüben könnte. Er will keine bösen Schlagzeilen in der Post.«
    »Und nun kommt auch noch erschwerend hinzu«, fuhr Rhyme unerbittlich fort, »daß Miss Tammie Jean ihre Heimkehr möglicherweise alles andere als angenehm fand.«
    »Jerry, erzähl ihm ein paar Einzelheiten. Mach ihm den Mund wäßrig.«
    Banks wandte den Blick von Rhymes Beinen ab und musterte das Bett, das - wie Rhyme bereitwillig zugeben mußte, auch weitaus interessanter war. Vor allem, was die Bedienung anging. Es sah aus wie ein Teil aus einer Raumfähre und kostete auch in etwa soviel. »Zehn Stunden nach dem Kidnapping finden wir den männlichen Fahrgast - John Ulbrecht - angeschossen und lebendig begraben auf dem Bahnkörper nahe der Siebenunddreißigsten Straße, Ecke Eleventh Avenue. Na ja, als wir ihn gefunden haben, war er tot. Er ist aber lebendig begraben worden. Eine .32er Kugel.« Banks blickte auf und fügte hinzu: »Der Honda Accord unter den Geschossen.«
    Womit er ausdrücken wollte, daß spitzfindige Rückschlüsse auf den Täter aufgrund exotischer Waffen nicht möglich waren. Dieser Banks scheint mir ein fixer Kerl zu sein, dachte Rhyme, der lediglich unter seiner Jugend leidet, aber da wächst er noch raus. Lincoln Rhyme war der Ansicht, daß er selbst niemals jung gewesen war.
    »Spuren am Geschoß?« fragte Rhyme.
    »Sechs Felder, Linksdrall.«
    »Dann hat er also einen Colt«, sagte Rhyme und warf noch einmal einen Blick auf die schematische Darstellung des Tatorts.
    »Sie haben >er< gesagt«, fuhr der junge Detective fort. »Eigentlich müßte es >sie< heißen.«
    »Was?«
    »Die Unbekannten. Sie sind zu zweit. Wir haben zweierlei Fußspuren zwischen dem Grab und dem Fuß der eisernen Leiter gefunden, die zur Straße hinaufführt«, sagte Banks und deutete auf das Tatortdiagramm.
    »Fingerabdrücke an der Leiter?«
    »Nein, Sie wurde abgewischt. Haben ganze Arbeit geleistet. Die Fußspuren führen zum Grab und wieder zurück zur Leiter. Jedenfalls müssen es zwei gewesen sein, sonst hätten sie das Opfer nicht schleppen können. Es war über zwei Zentner schwer. Einer allein hätte das nicht geschafft.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Sie haben ihn zu dem Grab gebracht, reingeworfen, angeschossen und verbuddelt, sind zu der Leiter zurück, raufgeklettert und verschwunden.«
    »Im Grab angeschossen?« erkundigte sich Rhyme.
    »Jawohl. Nirgendwo war eine Blutspur, weder in der Umgebung der Leiter noch auf dem Weg zum Grab.«
    Rhyme stellte fest, daß ihn der Fall zumindest ein bißchen interessierte. Doch er sagte: »Und wozu braucht ihr mich?«
    Grinsend bleckte Sellitto die gelben Zähne. »Wir stehen vor einem Rätsel, Linc. Jede Menge Spuren, die hinten und vorne keinen Sinn ergeben.«
    »Na und?« Es kam höchst selten vor, daß sämtliche am Tatort aufgefundenen Spuren auf Anhieb einen Sinn ergaben.
    »Nee, das ist eine ganz vertrackte Kiste. Lies den Bericht, Bitte. Ich lass' ihn dir hier. Wie funktioniert das Ding?« Sellitto schaute zu Thom, der den Bericht in das Umblättergerät einlegte.
    »Ich habe keine Zeit, Lon«, protestierte

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