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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Pupillen mit einer kleinen Lampe an. Sachs beobachtete den Arzt gespannt und war sehr beunruhigt, als sie sein Stirnrunzeln sah.
    »Brauch' den Nervenstimulator nicht mehr«, flüsterte Rhyme.
    »Sie und Ihre Lunge, stimmt's?« sagte der Arzt trocken. »Nun ja, lassen wir ihn lieber noch eine Weile laufen. Bis wir wissen, was hier genau vorliegt.« Er blickte zu Sachs. »Wenn Sie vielleicht unten warten würden.«
    Taylor beugte sich dicht über ihn, so daß Rhyme durch die schütteren Haare die Schweißtropfen sehen konnte, die auf der Kopfhaut des Arztes standen.
    Mit kundiger Hand hob der Mediziner ein Lid an und betrachtete erneut die Pupille, dann die andere. Er schloß Rhyme an ein Sphygmomanometer an und maß seinen Blutdruck - konzentriert, die Augen in weite Ferne gerichtet, ganz der besorgte, in seine Aufgabe vertiefte Arzt.
    »Annähernd normal«, verkündete er. »Wie steht's mit dem Urin?«
    »Elfhundert Kubikzentimeter«, sagte Thom.
    Taylor zog eine finstere Miene. »Wohl nachlässig gewesen, was? Oder haben wir übermäßig getrunken?«
    Rhyme funkelte nicht minder finster zurück. »Wir waren abgelenkt, Doktor. Es war eine ereignisreiche Nacht.«
    Rhyme deutete mit dem Kopf zu den Tischen, und Taylor, der seinen Blick verfolgte, tat überrascht, so als hätte jemand in einem unbeobachteten Moment die Apparaturen hereingeschafft. »Was ist das alles?«
    »Man hat mich aus dem Ruhestand geholt.«
    Taylors verdutzte Miene hellte sich auf. Er lächelte. »Seit Monaten bedränge ich Sie, daß Sie etwas Sinnvolles mit Ihrem Leben anfangen sollen. Nun, wie steht's mit dem Stuhlgang?«
    »Das letztemal vor etwa zwölf, vierzehn Stunden«, sagte Thom.
    »Sehr leichtsinnig von Ihnen«, erwiderter Taylor tadelnd.
    »Es war nicht seine Schuld«, versetzte Rhyme. »Ich hatte den ganzen Tag lang das Zimmer voller Leute.«
    »Ich will keine Ausflüchte hören«, entgegnete der Arzt. Krüppel hin oder her, Pete Taylor nahm kein Blatt vor den Mund, wenn er mit Rhyme sprach, und ließ sich von seinem ungebärdigen Patienten nichts bieten.
    »Wir sollten uns der Sache besser annehmen.« Er zog Gummihandschuhe an und beugte sich über Rhymes Bauch. Massierte mit den Fingern den Unterleib, um die Darmtätigkeit anzuregen. Thom zog die Decke weg und holte die Papierwindeln.
    Kurz darauf war die Sache erledigt, und Thom säuberte seinen Chef.
    »Dann lassen Sie diesen Unsinn also sein?« fragte Taylor plötzlich. »Oder trügt meine Hoffnung?« Er musterte Rhyme eingehend.
    Diesen Unsinn...
    Er meinte den Selbstmord. Rhyme warf Thom einen kurzen Blick zu und sagte: »Daran habe ich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gedacht.«
    »Gut.« Taylor betrachtete die auf dem Tisch aufgereihten Geräte. »Genau damit sollten Sie sich beschäftigen. Vielleicht stellt man Sie bei der Polizei wieder ein.«
    »Glaube kaum, daß ich die Tauglichkeitsprüfung bestehe.«
    »Was macht der Kopf?«
    »Ein Dutzend schwere Vorschlaghämmer trifft es in etwa. Der Hals ebenfalls. Hatte heute schon zwei schwere Krämpfe.«
    Taylor ging zur Kopfseite des Clinitron und setzte die Finger zu beiden Seiten von Rhymes Wirbelsäule an, dort, wo sich - wie Rhyme vermutete, denn er konnte die Stelle natürlich nicht sehen - die Narbenwülste von den zahlreichen Operationen befanden, die er im Lauf der Jahre über sich hatte ergehen lassen müssen. Taylor massierte Rhyme mit geschickter Hand, drang tief in die Muskulatur ein und löste die verspannten Stränge an Schulter und Nacken. Allmählich ließ der Schmerz nach.
    Er spürte, wie die Daumen des Arztes an seinem Nacken verharrten vermutlich unmittelbar neben dem gebrochenen Wirbel.
    Dem Raumschiff, dem Stachelrochen...
    »Eines Tages wird man das heilen können«, sagte Taylor. »Eines Tages wird so etwas nicht schlimmer sein als ein gebrochenes Bein. Hören Sie auf mich. Ich bin davon überzeugt.«
    Eine Viertelstunde später kam Taylor die Treppe herunter und ging zu den auf dem Bürgersteig wartenden Polizisten.
    »Ist er über den Berg?« fragte Amelia Sachs besorgt.
    »Der Blutdruck ist wieder normal. Er braucht vor allem Ruhe.«
    Der Arzt, ein eher unscheinbarer Mann, bemerkte mit einemmal, daß er mit einer wunderschönen Frau sprach. Er strich sich über das schüttere Haar und betrachtete unauffällig ihre gertenschlanke Gestalt. Sein Blick schweifte zu den Dienstwagen vor dem Haus. »Bei welchem Fall hilft er Ihnen?« fragte er.
    Sellitto mauerte zunächst, wie jeder Polizist, wenn ihm

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