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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ein Außenstehender so eine Frage stellt. Doch Sachs, die mittlerweile erraten hatte, daß Taylor und Rhyme sich nahestanden, sagte: »Es geht um diese Entführungen. Haben Sie davon gehört?«
    »Diese Taxifahrer-Geschichte? Kommt ständig in den Nachrichten. Tut ihm gut. Arbeit ist das Beste, was ihm passieren kann. Er braucht Freunde, und er braucht einen Lebensinhalt.«
    Thom tauchte oben an der Treppe auf. »Er läßt ein herzliches Dankeschön bestellen, Pete. Nun ja, er hat sich nicht ganz so ausgedrückt. Aber er hat es so gemeint. Sie wissen ja, wie er ist.«
    »Verraten Sie mir eins«, sagte Taylor, der jetzt leiser sprach, beinahe verschwörerisch klang. »Hat er immer noch vor, sich an diese Leute zu wenden?«
    Und als Thom erwiderte: »Nein, keineswegs«, erkannte Sachs an seinem Tonfall, daß er log. Sie wußte nicht, worum es ging, oder ob es wichtig war. Aber es wurmte sie.
    Sich an diese Leute zu wenden?
    Taylor jedenfalls schien den Schwindel zu schlucken. »Ich komme morgen wieder vorbei«, sagte er. »Mal sehen, wie es ihm geht.«
    Thom bedankte sich im voraus, worauf Taylor sich die Tasche über die Schulter hängte und auf dem Gehsteig davonging. Der Adlatus winkte Sellitto zu. »Er möchte Sie einen Moment sprechen.« Der Detective stieg flugs die Treppe hoch und verschwand im Schlafzimmer. Ein paar Minuten darauf kamen er und Thom wieder heraus. Sellitto, der jetzt seinerseits sehr ernst wirkte, schaute sie an. »Sie sind dran.« Und er deutete mit dem Kopf nach oben.
    Rhyme lag in dem wuchtigen Bett - die Haare zerzaust, das Gesicht nicht mehr so rot, die Hände nicht mehr so kreidebleich. In dem Zimmer roch es streng, nach menschlichen Ausscheidungen. Das Bett war frisch bezogen, und er hatte einmal mehr die Kleidung gewechselt. Diesmal trug er einen Pyjama, der genauso grün war wie Dellrays Anzug.
    »Das ist einer der scheußlichsten Schlafanzüge, die ich je gesehen habe«, sagte sie. »Den haben Sie von Ihrer Ehemaligen, stimmt's?«
    »Wie haben Sie das erraten? Ein Geschenk zum Hochzeitstag ... Bitte vielmals um Entschuldigung für den Schreck, den ich Ihnen eingejagt habe.« Er wirkte zaghaft, und das brachte sie aus der Fassung. Sie mußte daran denken, wie ihr Vater im Vorbereitungsraum im Sloan-Kettering gelegen hatte, bevor man ihn nach unten in den OP brachte. Er war nach dem Eingriff nicht mehr aufgewacht. Schwäche kann erschreckender sein als jede Drohung.
    »Entschuldigung?« wiederholte sie unheilverkündend. »Kommen Sie mir bloß nicht mit dem Quatsch, Rhyme.«
    Er musterte sie einen Moment lang und sagte dann: »Sie beide werden das bestens hinbekommen.«
    »Wir beide?«
    »Sie und Lon. Mel natürlich auch. Und Jim Polling.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich ziehe mich zurück.«
    »Sie machen was?«
    »Diese Sache ist zu anstrengend für meinen alten Körper, fürchte ich.«
    »Aber Sie dürfen nicht aussteigen.« Sie deutete auf den umgedrehten Monet-Druck. »Schauen Sie doch, was wir alles über den Unbekannten Nummer 238 rausgefunden haben. Wir sind schon so weit.«
    »Folglich braucht ihr mich nicht mehr. Ihr braucht lediglich ein bißchen Glück.«
    »Glück? Es hat Jahre gedauert, bis man Bundy gefaßt hat. Und was war mit dem Zodiac-Killer? Und dem Werwolf ?«
    »Wir haben allerlei brauchbare Erkenntnisse. Sichere Erkenntnisse. Sie werden auch noch den einen oder anderen guten Anhaltspunkt finden. Sie werden ihn schnappen. Ihr Schwanengesang, bevor man Sie zur Presseabteilung komplimentiert. Ich habe das Gefühl, daß unser Unbekannter Nummer 238 allmählich etwas keck wird. Möglicherweise faßt man ihn sogar in der Kirche.«
    »Sie sehen prima aus«, sagte sie nach kurzem Zögern. Obwohl es nicht stimmte.
    Rhyme lachte. Dann wurde er wieder ernst. »Ich bin sehr müde. Und ich habe Schmerzen. Verdammt, ich glaube, mir tun Körperteile weh, die mir nach Aussage der Ärzte gar nicht weh tun dürften.«
    »Machen Sie's wie ich. Schlafen Sie ein bißchen.«
    Er versuchte höhnisch aufzulachen, doch es klang eher kläglich. Sie haßte es, ihn in diesem Zustand zu sehen. Er hustete kurz, blickte auf den Nervenstimulator hinab und verzog das Gesicht, als wäre es ihm peinlich, daß er von dem Gerät abhängig war. »Sachs ... ich nehme nicht an, daß wir noch einmal miteinander arbeiten werden. Ich wollte Ihnen nur sagen, daß Sie es beruflich weit bringen werden, wenn Sie es richtig anstellen.«
    »Na, ich komm' Sie einfach mal besuchen, wenn wir den Drecksack

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