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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Reisekoffer schleppten, folgten ihm auf dem Fuß. Die beiden Männer luden ihre Last ab und gingen wieder.
    »Mel.«
    »Detective.« Cooper ging zu Rhyme und ergriff seine gefühllose rechte Hand. Der einzige Körperkontakt, den er heute mit irgendeinem seiner Gäste gehabt hatte, stellte Rhyme fest. Er und Mel hatten jahrelang zusammengearbeitet. Cooper, der ein Diplom in organischer Chemie wie auch in Mathematik und Physik vorweisen konnte, war ein Fachmann auf dem Gebiet der Spurenauswertung und -bestimmung - er verstand sich sowohl auf das Erkennen unvollständiger Fingerabdrücke als auch auf DNS-Untersuchungen und plastische Forensik.
    »Wie geht's dem größten Kriminalisten der Welt?« fragte ihn Cooper.
    Rhyme schniefte gutgelaunt. Der Titel war ihm vor einigen Jahren von der Presse verliehen worden, nachdem bekannt geworden war, daß das FBI ihn - einen Stadtpolizisten - beim Aufbau von PERT, der neuen FBI-Einheit zur Spurenauswertung, zum Berater auserkoren hatte. Da sie mit Begriffen wie »forensischer Wissenschaftler« oder »Spezialist für Forensik« nicht zufrieden gewesen waren, hatten die Reporter Rhyme als »Kriminalisten« bezeichnet.
    Genaugenommen gab es den Titel schon seit Jahren, nachdem er in den Vereinigten Staaten erstmals dem legendären Paul Leland Kirk verliehen worden war, dem Leiter der kriminologischen Fakultät an der University of California in Berkeley. Diese Ausbildungsstätte, die erste im Lande, war von dem noch berühmteren August Vollmer gegründet worden. Neuerdings galt es als schick, sich mit diesem Titel zu schmücken, und wenn sich Kriminaltechniker heutzutage bei Cocktailpartys an irgendwelche Blondinen heranpirschten, bezeichneten sie sich als Kriminalisten, nicht als forensische Wissenschaftler.
    «Ein Alptraum für jeden«, sagte Cooper. »Man steigt in ein Taxi, und es stellt sich raus, daß ein Psycho am Steuer sitzt. Und wegen der Konferenz schaut die ganze Welt auf diese Stadt. Hab' mich schon gefragt, ob sie dich wegen dieser Sache nicht aus dem Ruhestand zurückrufen.«
    »Wie geht's deiner Mutter?« fragte Rhyme.
    »Lamentiert nach wie vor über jedes Ziehen und Reißen. Ist immer noch gesünder als ich.«
    Cooper wohnte mit der alten Frau in dem Bungalow in Queens, in dem er einst geboren worden war. Seine Leidenschaft galt den Gesellschaftstänzen, vor allem dem Tango. Da auch unter Cops getratscht wurde, was das Zeug hielt, hatte es bei der IRD allerlei Spekulationen über seine sexuelle Orientierung gegeben. Rhyme hatte sich nicht für das Privatleben seiner Untergebenen interessiert, war aber genauso überrascht wie alle anderen gewesen, als er schließlich Greta kennengelernt hatte, Coopers feste Freundin, eine atemberaubende Skandinavierin, die an der Columbia University höhere Mathematik lehrte.
    Cooper öffnete den großen Koffer, der innen mit Samt ausgeschlagen war. Er nahm die Einzelteile für drei große Mikroskope heraus und setzte sie zusammen.
    »Ach, normaler Haushaltsstrom.« Er warf einen enttäuschten Blick auf die Installation. Dann schob er die Brille mit dem Metallgestell hoch.
    »Das ist ja auch ein Haushalt, Mel.«
    »Ich habe gedacht, du wohnst in einem Labor. Hätte mich nicht überrascht.«
    Rhyme betrachtete die Instrumente - grau, schwarz und verkratzt. Ähnlich wie die, mit denen er fünfzehn Jahre seines Lebens zugebracht hatte. Ein herkömmliches Stereomikroskop, ein Phasenkontrastmikroskop und ein Polarisationsmikroskop. Cooper öffnete die beiden Reisekoffer, die diverse, an ein Alchimistenlabor erinnernde Flaschen, Tiegel und Geräte enthielten. Im Nu fielen Rhyme allerlei Begriffe ein, Begriffe, die einst zu seinem tagtäglichen Vokabular gehört hatten. Tetramethylbenzidin-Vakuumröhrchen für Blutproben, Essigsäure, O-Tolidin, Luminol, Magna-Brush, Ruhemannsches Purpurphänomen.
    Der dürre Mann blickte sich im Zimmer um. »Sieht genauso aus wie früher dein Büro, Lincoln. Wie willst du da irgendwas finden? Also ich brauch' ein bißchen Platz.«
    »Thom.« Rhyme deutete mit dem Kopf auf den Tisch mit dem wenigsten Krimskrams. Sie schoben Zeitschriften, Papiere und Bücher zur Seite, bis die Tischplatte zum Vorschein kam, die Rhyme seit einem Jahr nicht mehr gesehen hatte.
    Sellitto warf einen Blick in den Tatortbefundbericht. »Wie wollen wir den Unbekannten nennen? Wir haben noch keine Fallnummer.«
    Rhyme schaute zu Banks. »Wählen Sie eine Nummer. Irgendeine Nummer.«
    »Die Seitenzahl«, schlug Banks vor. »Nun

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