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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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haben geklopft«, sagte der eine.
    »Wir haben geklingelt«, sagte der andere.
    »Keine Reaktion.«
    Sie waren um die Vierzig, der eine etwas größer als der andere, aber beide hatten die gleichen sandfarbenen Haare. Sie lächelten auch auf die gleiche Art, und bevor sie mit ihrem breiten Brooklyn-Akzent loslegten und den Eindruck zerstörten, hatte Rhyme gedacht: tumbe Bauernbuben. Der eine hatte rund um die Nase Sommersprossen und sah aus, als könnte er kein Wässerchen trüben.
    »Meine Herren.«
    Sellitto stellte die Hardy Boys vor: die Detectives Bedding und Saul, die Männer für die Laufarbeit. Ihr Fachgebiet war das Klinkenputzen - Leute befragen, die in der Nähe eines Tatorts wohnten, und zusehen, ob man auf Hinweise oder Zeugen stieß. Es war eine hohe Kunst, aber Rhyme hatte sie nie gelernt, hatte sie nie lernen wollen. Er begnügte sich damit, die Spuren zu entdecken, sie auszuwerten und die dabei gewonnenen Erkenntnisse an Polizisten wie diese weiterzuleiten, worauf die dann entsprechend nachbohren, jede Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen und auch die besten Lügengeschichten in der Luft zerreißen konnten. Keiner von beiden schien sich auch nur im geringsten daran zu stoßen, daß sie einem bettlägerigen Zivilisten Bericht erstatten sollten.
    Saul, der größere der beiden, der Sommersprossige, sagte: »Wir haben sechsunddreißig -«
    »- achtunddreißig, wenn man die zwei Cracksüchtigen dazuzählt. Was er nicht macht. Ich schon.«
    »- Personen ausfindig gemacht. Haben sie alle befragt. Hatten nicht viel Glück.«
    »Die meisten waren blind, taub und konnten sich an nichts erinnern. Das Übliche, Sie wissen schon.«
    »Keine Spur von einem Taxi. Haben die ganze West Side abgekämmt. Null. Nix.«
    »Erzähl ihnen schon die gute Nachricht«, sagte Bedding.
    »Wir haben einen Zeugen gefunden.«
    »Einen Zeugen?« fragte Banks aufgeregt. »Phantastisch.«
    »Fahren Sie fort«, sagte Rhyme, der erheblich weniger begeistert war.
    »In der Nähe der Bahngleise, wo man heut' morgen die Leiche gefunden hat.«
    »Er hat gesehen, wie ein Mann die Eleventh Avenue entlanggelaufen, abgebogen -«
    »>Plötzlich abgebogen<, hat er gesagt«, ergänzte Bedding, der keine Sommersprossen hatte.
    »- und durch eine Gasse gegangen ist, die zu der Bahnstrecke führt. Er hat einfach eine Zeitlang dagestanden und -«
    »- runtergeschaut.«
    Rhyme gefiel das ganz und gar nicht. »Das klingt nicht nach unserem Knaben. Der ist zu schlau, als daß er sich so einfach sehen läßt.«
    »Aber -«, fuhr Saul fort, hob den Finger und warf seinem Partner einen Blick zu.
    »- in der ganzen Gegend gibt's nur ein Fenster, von dem aus man die Stelle einsehen kann.«
    »Und genau dort hat zufällig unser Zeuge gestanden.«
    »Ein Frühaufsteher, Gott sei's gedankt.«
    Bevor er daran dachte, daß er eigentlich sauer auf sie war, fragte Rhyme: »Tja, Amelia, was ist das für ein Gefühl?«
    »Wie bitte?« Sie wandte sich vom Fenster ab.
    »Recht zu haben«, sagte Rhyme. »Sie haben auf die Eleventh Avenue getippt. Nicht auf die Siebenunddreißigste Straße.«
    Sie wußte nicht, was sie darauf erwidern sollte, doch Rhyme wandte sich sofort wieder an die Zwillinge. »Beschreibung?«
    »Unser Zeuge konnte nicht viel dazu sagen.«
    »Stand unter Strom. In aller Frühe schon.«
    »Er hat gesagt, es war ein schmächtiger Kerl. Haarfarbe unbekannt. Hautfarbe -«
    »- vermutlich weiß.«
    »Kleidung?« fragte Rhyme.
    »Irgendwas Dunkles. Mehr konnte er nicht sagen.«
    »Und was hat er gemacht?« fragte Sellitto.
    »Ich zitiere. >Er hat einfach dagestanden und runtergeschaut. Ich hab' gedacht, er will springen. Vor den Zug, Sie wissen schon. Hat ein paarmal auf seine Uhr geguckt.<« »Und dann ist er gegangen. Der Zeuge sagt, er hat sich ständig umgeschaut. Wie wenn er nicht gesehen werden wollte.«
    Was hat er dort gemacht? fragte sich Rhyme. Zugesehen, wie das Opfer starb? Oder stand er dort, bevor er das Opfer runterbrachte, wollte er sich davon überzeugen, daß die Bahntrasse verlassen war?
    »Ist er gelaufen oder gefahren?« fragte Sellitto.
    »Gelaufen. Wir haben alle Parkplätze -«
    »- und Garagen -«
    »- in der Gegend überprüft. Aber das Convention Center ist in der Nähe, so daß es von Parkmöglichkeiten nur so wimmelt. Dort gibt's so viele Stellplätze, daß die Wächter mit orangefarbenen Fahnen auf der Straße stehen und die Autos reinwinken.«
    »Und wegen der Tagung war die Hälfte davon schon um sieben voll.

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