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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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uns schaut? Ist den ganzen Tag über auf CNN gekommen - diese Entführung, meine ich. Die Hände absägen? Sagen Sie mal, sind Sie Herman Sachs' Tochter?«
    »Ganz recht.«
    »Guter Mann. Ein hervorragender Polizist. Ich habe ihn mal belobigt. Der ideale Streifenpolizist. Midtown South, richtig?«
    »Hell's Kitchen. Mein Revier.«
    Mein früheres Revier.
    »Herman Sachs hat vermutlich mehr Straftaten verhindert, als die ganze Kriminalabteilung in einem Jahr aufklärt. Hat einfach rundum für Ruhe gesorgt, wissen Sie?«
    »Klar. So war Papa.«
    »Die Hände?« Eckert schnaubte. »Ihre Familie wird uns verklagen. Sobald sie es erfährt. Wir werden immerzu verklagt. Derzeit verklagt uns grade ein Notzüchtler, weil er eine Schuß Verletzung am Bein erlitten hat, als er mit dem Messer auf einen Polizisten losgegangen ist. Sein Anwalt vertritt die Ansicht, der Tod dürfe nur die, wie er es bezeichnet, >finale Alternative< sein. Anstatt zu schießen, sollten wir sie mit Elektroschocks außer Gefecht setzen oder mit der chemischen Keule. Oder sie höflich bitten mitzukommen, ich weiß nicht. Ich sollte den Chef und den Bürgermeister wegen dieser Sache besser vorwarnen. Ich muß ein paar Anrufe machen, Officer.« Er schaute auf die Wanduhr. Es war kurz nach vier. »Ist Ihr Dienst für heute beendet?«
    »Ich muß mich wieder bei Lincoln Rhyme zu Hause melden. Dort arbeiten wir.« Sie dachte an die Säge. »In seinem Schlafzimmer genaugenommen«, sagte sie ruhig. »Das ist unsere EZ.«
    »Das Schlafzimmer eines Zivilisten ist Ihre Einsatzzentrale?«
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie irgend etwas tun könnten, Sir. Ich warte schon so lange auf diese Versetzung.«
    »Die Hände absägen. Ach du lieber Gott.«
    Sie stand auf, ging zur Tür und trat hinaus auf einen der Korridore des Gebäudes, in dem auch sie bald arbeiten würde. Es dauerte nur ein bißchen länger als erwartet, bis sich das Gefühl der Erleichterung einstellte.
    Er stand am Fenster und beobachtete ein Rudel verwilderter Hunde, die über das Grundstück auf der anderen Straßenseite streiften.
    Er befand sich im Erdgeschoß eines Altbaus im Federal Style, eines mit Marmor verkleideten Stadthauses aus dem frühen 19. Jahrhundert. Die von unbebauten Grundstücken und Mietskasernen - manche verlassen, andere noch vermietet, die meisten jedoch von Hausbesetzern in Beschlag genommen - umgebene alte Villa stand seit Jahren leer.
    Der Knochensammler nahm das Sandpapier zur Hand und schmirgelte weiter. Er betrachtete sein Werk. Dann schaute er wieder aus dem Fenster.
    Geschickt bewegte er die Hände, immer im Kreis. Schhhh, schhhh, wisperte das Sandpapier ... Wie eine Mutter, die ihr Kind beruhigt.
    Vor zehn Jahren, zur Zeit des New Yorker Wiederaufschwungs, war ein verrückter Künstler hier eingezogen. Er hatte in diesem feuchten, einstöckigen Haus lauter kaputtes, rostendes altes Gerumpel eingelagert. Schmiedeeiserne Gitter, Mauerbrocken mit Stuck und Wandfriesen, gesprungene Buntglasfenstertafeln, verwitterte Säulen. Einige Werke des Künstlers waren an den Wänden verblieben. Fresken auf bröckelndem Putz: unvollendete Wandgemälde von Arbeitern, Kindern, bang und beklommen wirkenden Liebespaaren. Feiste, ausdruckslose Gesichter - das Hauptmotiv des Künstlers - starrten einen mit leerem Blick an, als wären die ebenmäßigen Gestalten ihrer Seele beraubt worden.
    Der Maler war nie besonders erfolgreich gewesen, nicht einmal nach seinem Selbstmord - normalerweise ein hundertprozentiges Verkaufsrezept -, und die Bank hatte vor etlichen Jahren die Hypothek auf das Gebäude aufgekündigt.
    Schhhh...
    Der Knochensammler war letztes Jahr auf das Gebäude gestoßen, und er hatte sofort gewußt, daß dies sein neues Zuhause werden sollte. Die trostlose Gegend spielte dabei sicherlich eine Rolle - sie bot sich aus praktischen Gründen an. Doch daß es ihm persönlich so gut gefiel, lag am Grundstück auf der anderen Straßenseite. Vor mehreren Jahren hatte ein Bagger bei Erdarbeiten einen Haufen menschlicher Knochen ausgebuddelt. Wie sich herausstellte, hatte sich dort einst einer der alten Friedhöfe der Stadt befunden. In den entsprechenden Zeitungsartikeln wurde darauf hingewiesen, daß die Gräber möglicherweise nicht nur die sterblichen Überreste von New Yorkern aus der Kolonialzeit und den ersten Jahren der Unabhängigkeit enthielten, sondern daß dort auch Indianer vom Stamme der Manate und Lenape bestattet sein könnten.
    Er legte den Gegenstand weg, den

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