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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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daß ich heute nicht zum Dienst erscheine. Meiner Ansicht nach sollte das jemand tun.«
    »Ah, ja.«
    Sie blickte zur Wand, und allmählich dämmerte es ihr. Neben der forensischen Grundausstattung, die Mel Cooper mitgebracht hatte, standen dort jetzt auch ein Rasterelektronenmikroskop, Apparaturen zur mikroskopischen Untersuchung von Hitzereaktion und Flotationsverhalten bei Glasproben, ein Vergleichsmikroskop, ein Dichtegradient zur Analyse von Bodenproben sowie zahllose Becher, Tiegel und Fläschchen mit diversen Chemikalien.
    Und mitten im Zimmer Coopers ganzer Stolz - ein computergesteuerter Gaschromatograph mit Massenspektrometer. Dazu ein weiterer Computer, über den Cooper unmittelbaren Zugang zu seinem Rechner im IRD-Labor hatte.
    Sachs stieg über die dicken Kabel, die sich nach unten schlängelten - der Strom funktionierte zwar, aber sie wollten die Anschlüsse im Schlafzimmer nicht überlasten. Und bei diesem leichten Schritt zur Seite, ebenso elegant wie gekonnt ausgeführt, stellte Rhyme fest, wie wahrhaft schön sie war. Bestimmt die schönste Frau, die er je im Polizeidienst gesehen hatte.
    Einen Moment lang fand er sie unglaublich anziehend. Sex, so hieß es, spielt sich ausschließlich im Kopf ab, und Rhyme wußte, daß es stimmte. Wegen eines durchtrennten Nervenstrangs ließ der Trieb nicht nach. Er erinnerte sich nach wie vor mit leichtem Entsetzen an jene Nacht sechs Monate nach dem Unfall. Er und Blaine hatten es versucht. Bloß mal sehen, was passiert, hatten sie behauptet, wollten es so locker wie möglich angehen lassen. Nichts weiter dabei.
    Aber es war doch etwas dabei gewesen. Sex war von vornherein eine heikle Angelegenheit, und wenn dabei noch Katheter und Auffangbeutel hinzukamen, brauchte man allerhand Kraft und Humor und eine bessere gemeinsame Basis als die ihre. Ihre Miene war es hauptsächlich gewesen, die binnen kürzester Zeit alles zerstört hatte. Ihrem entschlossenen, tapferen Lächeln hatte er angemerkt, daß Blaine Chapman Rhyme es aus Mitleid tat, und das hatte ihn zutiefst getroffen. Zwei Wochen später hatte er die Scheidung eingereicht. Blaine hatte zunächst protestiert, dann aber beim ersten Gütetermin die Papiere unterschrieben.
    Sellitto und Banks waren ebenfalls zurückgekehrt und ordneten die Spuren, die Sachs gesammelt hatte. Mäßig interessiert schaute sie zu.
    »Die Fingerabdruckabteilung hat nur acht Teilabdrücke aus jüngster Zeit gefunden«, sagte Rhyme zu ihr. »Und die stammen alle von den beiden Hauswarten.«
    »Oh.«
    Er nickte energisch. »Nur acht!«
    »Er möchte Ihnen ein Kompliment machen«, erklärte Thom. »Kosten Sie es aus. Das ist das Höchste, was Sie von ihm erwarten dürfen.«
    »Dolmetscher werden nicht benötigt, Thom. Bitte sehr und besten Dank.«
    »Freut mich, daß ich mich nützlich machen konnte«, erwiderte sie. So freundlich wie möglich.
    Ja, was war denn jetzt das'? Rhyme hatte damit gerechnet, daß sie in sein Zimmer stürmen und die Beweismitteltüten auf sein Bett schleudern würde. Vielleicht sogar die Säge oder die Plastiktüte mit den abgetrennten Händen des Opfers. Er hatte sich auf eine heftige Auseinandersetzung gefreut - nur selten ging jemand richtig zur Sache, wenn er sich mit einem Krüppel stritt. Aufgrund des Blickes, mit dem sie ihn bei ihrer ersten Begegnung bedacht hatte, hatte er gemeint, daß möglicherweise eine gewisse Seelenverwandtschaft zwischen ihnen bestünde.
    Aber nein, jetzt sah er, daß er sich geirrt hatte. Amelia Sachs war genau wie die anderen - ein kurzes Kopftätscheln und der verstohlene Blick zur nächsten Tür.
    Schlagartig war er ernüchtert. Angelegentlich betrachtete er die Spinnwebe hoch oben an der hinteren Wand, als er wieder das Wort ergriff. »Wir haben uns gerade darüber unterhalten, wann das nächste Opfer fällig werden könnte, Officer. Anscheinend hat er diesmal keinen festen Zeitpunkt vorgegeben.«
    »Wir glauben«, fuhr Sellitto fort, »daß dieses Arschloch beim nächsten Mal etwas vorhat, was länger dauert. Er kennt den Zeitpunkt des Todes nicht genau. Lincoln meinte, daß er möglicherweise irgendeinen armen Kerl irgendwo vergraben hat, wo es nicht viel Luft gibt.«
    Sachs kniff die Augen leicht zusammen. Rhyme bemerkte es. Lebendig begraben. Wenn man schon eine Phobie hatte, konnte es genausogut diese sein.
    Sie wurden von zwei Männern in grauen Anzügen unterbrochen, die die Treppe heraufstiegen und ins Schlafzimmer kamen, als ob sie hier zu Hause wären.
    »Wir

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