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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Lincoln, du Mistkerl, weißt du, wie ich meinen Abschied von der Tatortarbeit feiern werde? Ich geh' chinesisch essen.
    Das Licht der Halogenlampen reichte nicht bis in den Seitentunnel, in dem Monelle geflüchtet war. Sachs blieb am Rande des Lichtkreises stehen und drang dann in die Dunkelheit vor. Leuchtete mit der Taschenlampe den Boden vor sich ab.
    »Sprechen Sie mit mir, Amelia.«
    »Hier gibt's nicht viel zu sehen. Er hat hier ebenfalls gefegt. Herrgott, der denkt auch an alles.«
    »Und was sehen Sie?«
    »Nur Spuren im Staub.«
    Ich bekomme sie zufassen, ich bringe sie zu Fall. Ich bin sauer. Wütend. Ich würge sie.
    Sachs betrachtete den Boden.
    »Hier ist irgendwas - Knieabdrücke! Anscheinend hat er rittlings auf ihrem Bauch gehockt, als er sie gewürgt hat. Er hat Knieabdrücke hinterlassen, und die hat er beim Fegen übersehen.«
    »Sichern Sie sie nach dem elektrostatischen Verfahren.«
    Diesmal ging es bereits schneller. Allmählich gewöhnte sie sich an die Geräte. Sie wollte den gesicherten Abdruck gerade in die Tüte stecken, als ihr etwas auffiel. Eine weitere Spur im Staub.
    Was war das?
    »Lincoln ... ich sehe die Stelle, wo ... es sieht so aus, als ob er hier den Handschuh verloren hat. Als sie miteinander gekämpft haben.«
    Sie schaltete das Polilight ein. Und traute ihren Augen kaum.
    »Ein Abdruck. Ich habe einen Fingerabdruck!«
    »Was?« fragte Rhyme ungläubig. »Und er stammt nicht von ihr?«
    »Nee, kann nicht sein. Ich sehe an den Spuren im Staub, wo sie gelegen hat. Ihre Hände waren die ganze Zeit über gefesselt. Er hat ihn hinterlassen, als er den Handschuh aufgehoben hat. Vermutlich hat er gedacht, er hätte alles gefegt, aber den hat er übersehen. Es ist ein dicker, fetter, wunderschöner Abdruck!«
    »Sprühen Sie ihn ein, leuchten Sie ihn an und fotografieren Sie ihn mit der Eins-zu-eins-Kamera.«
    Nach nur zwei Versuchen hatte sie ein gestochen scharfes Polaroidbild. Sie kam sich vor, als hätte sie einen Hundertdollarschein auf der Straße gefunden.
    »Saugen Sie den Bereich ab und gehen Sie dann zum Pfosten zurück. Suchen Sie systematisch den Tatort ab«, befahl er ihr.
    Langsam ging sie den Tatort ab, hin und zurück. Schritt für Schritt.
    »Vergessen Sie nicht, nach oben zu schauen«, ermahnte er sie. »Ich habe einmal einen Täter anhand eines einzigen Haares an der Decke überführen können. Er hat einen .38er mit einer .357er Patrone geladen, und durch den Rückstoß wurde ein Haar von seiner Hand gerissen und blieb an der Stuckdecke haften.«
    »Ich schau' schon nach oben. Die Decke ist gefliest. Schmutzig. Sonst nichts. Keinerlei Ablage. Weder Simse noch Türöffnungen.«
    »Wo sind die fingierten Spuren?« fragte er.
    »Ich sehe nichts.«
    Hin und zurück. Fünf Minuten vergingen. Sechs, sieben.
    »Vielleicht hat er diesmal keine hinterlassen«, schlug Sachs vor. »Vielleicht war Monelle das letzte Opfer.«
    »Nein«, sagte Rhyme bestimmt.
    Dann fiel ihr Blick hinter einen der hölzernen Stützpfeiler, und sie sah etwas aufleuchten.
    »Hier in der Ecke ist irgendwas ... Aha, hier sind sie.«
    »Fotografieren Sie alles, bevor Sie es berühren.«
    Sie machte eine Aufnahme und hob dann mit Hilfe der Stifte ein weißes Stoffbündel auf. »Damenunterwäsche. Feucht.«
    »Samen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. Und fragte sich, ob er sie bitten würde, daran zu riechen.
    »Nehmen Sie das Polilight«, befahl er. »Das bringt Proteine zum Fluoreszieren.«
    Sie holte das Gerät und schaltete es ein. Doch die Flüssigkeit auf dem Gewebe leuchtete nicht auf. »Nein.«
    »Tüten Sie es ein. In Plastik. Was noch?« fragte er gespannt.
    »Ein Blatt. Lang, dünn, spitz zulaufend.«
    Es war vor einiger Zeit abgerissen worden, war trocken und wurde bereits braun.
    Sie hörte, wie Rhyme enttäuscht seufzte. »In Manhattan gibt es etwa achttausend verschiedene Arten von Laubpflanzen«, erklärte er. »Nicht allzu nützlich. Was ist unter dem Blatt?«
    Wieso glaubte er, daß irgendwas drunter war?
    Aber da war etwas. Ein Fetzen Zeitungspapier. Die eine Seite leer, die andere bedruckt - eine Darstellung der Mondphasen.
    »Der Mond?« sagte Rhyme versonnen. »Irgendwelche Abdrücke? Sprühen Sie es mit Ninhydrin ein und leuchten Sie es kurz mit dem Polilight an.«
    Das Kunstlicht zeigte keinerlei Spuren.
    »Das ist alles.«
    Einen Moment lang Schweigen. »Worauf liegen die fingierten Spuren?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Sie müssen es wissen.«
    »Na ja, am Boden«, antwortete

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